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Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Titel: Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loki Schmidt
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gesprochen?
    Das hat er mir so nebenbei gesagt. Das war irgendwo beschlossen, und darüber wurde nicht lange diskutiert.
    Er hat Sie auch nicht um Rat gefragt?
    Nein. Ich habe ihn auch nicht um Rat gefragt, wenn es bei mir im Schuldienst irgendwelche Fragen gab.
    Haben Sie Ihren Mann gelegentlich in Bonn besucht, als er Bundestagsabgeordneter war?
    Das konnte ich höchstens in den Ferien. Und die Oster- und Pfingstferien, auch die Herbstferien waren zu kurz für eine solche Reise. Außerdem hatte sich immer so viel im Haushalt angesammelt … Es gab zwar die ersten Nylonhemden und -strümpfe, was die ganze Arbeit erleichterte, aber trotzdem: Das Erste, was anstand, wenn es kurze Ferien gab, war die große Wäsche und das große Saubermachen.
    Haben Sie bei Ihren Bonn-Besuchen in den Sommerferien schon Politiker kennengelernt?
    Natürlich habe ich irgendwelche Leute kennengelernt, aber die Namen kann ich Ihnen jetzt nicht mehr nennen. Und wenn, bin ich ohnehin immer nur ein bis zwei Tage dort gewesen. Allein die Tatsache, dass man in Bonn für mich ein Zimmer brauchte, weil Helmuts zu klein war oder er es mit einem anderen teilte, war ein Problem. Später hatte Helmut ein großes Zimmer, da konnte ich mit bei ihm im Bett schlafen. Auch sein Büro war winzig, und es saß noch ein anderer Bundestagsabgeordneter darin, Karl Wienand. Wenn ich mal kam, musste einer der beiden aufstehen, damit ich mich seitlich am Schreibtisch vorbeidrängen konnte, um den Gästestuhl zu benutzen.
    1961 kam er dann zurück nach Hamburg und wurde Innensenator. Das war doch eine feine Sache?
    Das war natürlich eine schöne Sache, da war die Familie wieder vereint.
    Er bekam ein anständiges Gehalt …
    Trotzdem reichte es nur für eine Haushaltshilfe einmal die Woche. So viel Geld bekam er nicht.
    Für Sie als überzeugte Hamburgerin muss es doch sehr befriedigend gewesen sein, dass Ihr Mann Mitglied des respektierten Senats wurde?
    Ich habe ihn eigentlich immer für etwas Besonderes gehalten. Dass er ein bisschen mehr im Kopf hatte als die meisten anderen – das merkte man ja schnell. Dass er Senator wurde, hat mich natürlich sehr gefreut.
    Sie hatten ihn auch häufiger zu Hause, als er Innensenator war.
    Jedenfalls über Nacht.
    Was bedeutete es für Sie, Gattin des Innensenators zu sein? Mussten Sie sich auch gelegentlich gesellschaftlich betätigen?
    Beispielsweise beim Hamburger Presseball. Da habe ich dann Bemerkungen gehört, wie ich sie nicht gewohnt war über mich. Helmut muss zu jener Zeit schon einmal in Japan gewesen sein, was er da gemacht hat, weiß ich allerdings nicht mehr. Jedenfalls hat er mir ein Stück grüne japanische Seide mitgebracht, und daraus haben meine Mutter und ich ein enges Kleid für mich genäht. Allerdings ging es nur bis über die Knie, mehr Stoff war nicht da. Mit Bundstehkragen. Für die Arme war auch kein Stoff mehr da, aber solche Abendkleider konnte man ohne Ärmel tragen. Meine Arme konnten sich auch noch sehen lassen.
    Beim zweiten Presseball, also ein Jahr später, habe ich es natürlich wieder angezogen, das war ja mein Ausgehkleid. Da hörte ich auf einmal: »Ihr Kleid ist entzückend, das habe ich voriges Jahr schon gedacht.« Das hat eine Frau zu mir gesagt, und ich musste erst mal trocken schlucken. Ich habe dann irgendetwas Freundliches erwidert. Mit solchen Bissigkeiten umzugehen muss man ja auch erst einmal lernen … Das gehört dazu, wenn man sich in den sogenannten besseren Kreisen bewegt oder qua Amt des Mannes bewegen muss.
    War die boshafte Dame aus diesen Kreisen?
    Wahrscheinlich, aber genau kann ich es nicht mehr sagen. – Ich habe auch gelernt, dass man als Frau bei Auftritten im Rathaus einen Hut aufhat. Also habe ich mir einen Hut gekauft, den ich bei Empfängen aufsetzte. Diese Etikette war etwas, was ich vorher nicht kennengelernt hatte.
    Obwohl Sie zu Ihrer Hochzeit auch einen Hut aufhatten.
    Da hatte ich selbstverständlich einen großen, wunderschönen Hut auf. Aber bei Empfängen in Hamburg hatten die Frauen mit Hut zu erscheinen. Das habe ich dann alles ausführlich und gründlich gelernt. Natürlich musste der Herr Senator nebst Gattin gelegentlich bei Empfängen erscheinen. Das ist auch so eine Sache, die ich damals gelernt habe, dass man zu Empfängen geht, weil man gesehen werden muss oder weil man gesehen werden sollte.
    Ein Vergnügen war das meistens nicht?
    Das waren Pflichtveranstaltungen.
    Damals wurde noch sehr auf äußere Erscheinung, auf

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