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Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Titel: Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loki Schmidt
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über das Schulwesen hier und in Ägypten geredet. Anschließend haben wir alle zusammen das Geschirr herausgetragen.
    Noch einmal zurück in den Orient: Wie prächtig ging es denn im saudi-arabischen Königshaus zu?
    Mir ist vor allen Dingen aufgefallen, dass es dort eine riesengroße Küche gab, die offenbar auch als Kantine für die Hofbediensteten diente. Darin standen Glaskästen, in deren Schubladen ungeheure Mengen von Gabeln, Messern und so weiter aufbewahrt wurden. Das Besteck habe ich mir angeschaut und war überzeugt, dass es aus purem Silber, teils auch aus Gold war. In Saudi-Arabien habe ich am Flughafen ja auch meinen kleinen roten Extrateppich bekommen.
    In Abu Dhabi hatten Sie als Frau ebenfalls keine Schwierigkeiten?
    Wochen vor uns waren Bundespräsident Carstens und seine Frau dort gewesen. Frau Carstens hatte bei der Ankunftszeremonie im Flugzeug warten müssen. Bei mir war das dann anders. Ich durfte das Flugzeug gleich verlassen und mit der offiziellen Wagenkolonne in die Stadt fahren.
    Worauf führen Sie das zurück?
    Offenbar hat irgendein Offizieller, der die europäischen Gebräuche kannte, gesagt, so geht das gegenüber Europäern nicht. Dass der Scheich sich dann später mit mir unterhalten hat, hing mit den vielen Blütenpflanzen zusammen, die entlang der Straßen wuchsen und auf die ich ihn angesprochen hatte. Er war sehr stolz auf die Blüten. Er hat mir ausführlich erzählt, wie das Abwasser gereinigt und zum Begießen verwendet wird. Als Kind war er im Zelt groß geworden, und wenn er nach draußen ging, sah er nur Sand. Man merkteihm an, dass er sich als Scheich einen Kindertraum hat verwirklichen können.
    Jahrzehnte später gab es eine IGA, eine Internationale Gartenausstellung in Rostock, bei der die Vereinigten Arabischen Emirate mit einem Wüstengarten und zwei blaugläsernen Pyramiden als Ausstellungsräumen vertreten waren. Eine hohe Weißbuchenhecke spendete Windschutz. Dieses Ensemble sollte nach der Ausstellung in Deutschland bleiben. Mehrere botanische Gärten bemühten sich darum, auch Hamburg. Als der Scheich hörte, dass Hamburg unter den Kandidaten war, entschied er: Hamburg bekommt den Wüstengarten und die Schutzhecke. Leider starb der Scheichbald darauf, sodass ich mich nicht mehr persönlich bei ihm bedanken konnte. Aber die Pyramiden und die Hecke stehen in Hamburg, und einige Gärtner säen und pflanzen Gemüse nach Art eines arabischen Gartens.
    Wenn Sie eine Bilanz Ihrer Begegnungen mit gekrönten Häuptern ziehen, taucht dann irgendeine Favoritin oder ein Favorit auf, der Ihnen besonders imponiert hat?
    Das Verhalten der gekrönten Häupter hängt sicher auch von der Umgebung ab, in der man ihnen begegnet. So gab sich etwa Juan Carlos in unserem kleinen Haus von der Neuen Heimat bestimmt anders, als das in seinem Zarzuela-Palast nordwestlich von Madrid der Fall gewesen wäre.
    Die leise Sehnsucht nach einer Monarchie hierzulande aber haben Sie bei all den glanzvollen Besuchen nie empfunden?
    Nein. Ich bin in Hamburg geboren und habe von Jugend an die frische Hamburger Luft eingeatmet. Auf die Idee, mir eine Monarchie für unser Land zu wünschen, bin ich nie gekommen.

Wechselbäder im Weißen Haus
    Für viele Deutsche waren die Vereinigten Staaten stets ein verheißungsvolles, oft auch bewundernswertes Land. Wie sahen Ihre – wenn ich das mal so sagen darf – etwas linken Eltern Amerika?
    Es war ein Einwanderungsland, ein Schmelztiegel, in dem für mich aber auch – und nicht nur wegen Karl May – die Ureinwohner, die Indianer, eine Rolle spielten. Meine Frage als Kind war: »Wo sind die Indianer, und wie leben sie?« Ich habe mir dann natürlich hier und da etwas zusammengelesen, zusammengefragt und wusste, dass es Indianerreservate gab, aber auch Indianer, die in das normale amerikanische Leben integriert waren. Dass es ein verheißungsvolles und bewundernswertes Land war, habe ich als Kind nicht so empfunden. Grundsätzlich aber waren die Vereinigten Staaten damals längst nicht so in unserer Phantasie präsent, wie das seit dem Zweiten Weltkrieg der Fall ist. Die Neue Welt war einfach weiter weg. Vielleicht spielte es in unserer Familie auch eine Rolle, dass der ältere Bruder meines Vaters, der bei der Marine war, vor dem Ersten Weltkrieg nach Nordamerika desertiert ist. Das war mein Onkel, den ich aber nie gesehen habe. Er hat meiner Großmutter nur ein einziges Mal eine Postkarte geschrieben: »Mir geht es gut.« Wir haben nie wieder etwas von

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