Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde
waren.
Zu Anfang unserer Gespräche haben Sie an mögliche Reaktionen Ihrer Eltern gedacht, als Sie an der Seite des Bundeskanzlers mit der britischen Königin durch eine prächtige Halle im Buckingham Palace gegangen sind. Wie war zuvor die Begrüßung verlaufen: Sind Sie vor der Queen in die Knie gegangen?
Ich habe weder vor der englischen Königin noch sonst vor irgendwelchen gekrönten Häuptern einen Knicks gemacht. Ich habe mich zwar protokollgerecht verhalten, aber mit Knicksen konnte ich nicht dienen. Das wollte ich auch ganz bewusst nicht, denn irgendwie widerspricht diese Geste meiner persönlichen Grundhaltung. Die ist, wie Sie ja in Ihrer Eingangsfrage festgestellt haben, überzeugt republikanisch.
Wie war es mit den Damen in Ihrer Entourage, haben die geknickst?
Die Frau des deutschen Botschafters in London, das erinnere ich noch, hat im Buckingham Palace einen richtig schönen Hofknicks gemacht. Als Diplomatenfrau musste sie das wahrscheinlich auch. Ich hatte bei der Audienz auch keinen Hut auf oder Handschuhe an. Beim Besuch der Queen in Hamburg Jahre zuvor war beides noch Pflicht gewesen.
Worüber haben Sie sich denn mit der Queen unterhalten? Normalsterbliche dürfen ihr ja wohl keine Fragen stellen?
Sie hat mir aber eine Frage gestellt, nämlich nach unserer Tochter Susanne, die in England lebt. Was sie macht und ob sie sich in diesem Land wohlfühlt. Ich habe mich über die Frage gefreut, denn sie zeigt, dass Königin Elizabeth auch als Mutter fühlt.
War bei dem Gespräch ein Dolmetscher dabei?
Nein, für diese Begegnung reichte mein Englisch durchaus, und Helmuts sowieso.
Haben Sie auch mit Prinz Philip gesprochen?
Ja, ich weiß aber nicht mehr, worüber. Es war bestimmt nichts von großem Belang. Der Raum, in dem wir empfangen wurden, war groß und hoch, aber sonst ist mir nichts Besonderes aufgefallen. Dabei habe ich mich schon gründlich umgesehen, denn ich bin ja neugierig.
Haben Sie auch die Königinmutter Queen Mary getroffen?
Bei diesem Besuch haben wir sie nicht getroffen. Aber mein Mann hat mir erzählt, wie er mal neben ihr gesessen hat und sich nach dem Essen eine Zigarre stibitzt hat für meinen Schwiegervater, und da hat sie ihm gleich noch zwei dazugegeben. Außerdem hat sie die Speisekarte für Helmuts Vater signiert.
Am japanischen Hof sind Sie auch gewesen. Wie ging es dort zu?
Man muss bedenken, dass Hirohito und seine Frau bei unserem Besuch 1978 schon recht alt waren; er war immerhin siebenundsiebzig und seit zweiundfünfzig Jahren auf dem Thron. Unter diesen Umständen wirkte das Protokoll vielleicht ein bisschen steifer. Die Kaiserin war übrigens beim Essen gar nicht dabei, und ich glaube nicht, dass das protokollarische Gründe hatte, sondern gesundheitliche. Er strahlte eine große Würde aus, wirkte aber gleichzeitig sehr bescheiden und sagte kein Wort. Bei der Begrüßung hatte ich gemerkt, dass er gut Englisch sprach. Jetzt saß ein müder, alter Mann neben mir. Ich verstieß einfach gegen dasProtokoll, das mich vorher informiert hatte: Den Tenno darf man nicht ansprechen. Ganz leise fragte ich: »Beobachten Sie noch Fische, Majestät?« Die Veränderung in Haltung und Gesichtsausdruck meines Nachbarn war erstaunlich. Er saß gerade, guckte mich freundlich an und fragte: »Interessieren Sie sich auch für Fische?« Ich berichtete von einem Artikel, den ich Jahre zuvor in einem naturwissenschaftlichen Journal von ihm gelesen hatte. Auf seine Frage hin erzählte ich von meiner Stiftung zum Schutz gefährdeter Pflanzen und meinem Bemühen, als Lehrerin bei Kindern ein Naturverständnis für Tiere und Pflanzen zu wecken. Von ihm erfuhr ich, dass sein Sohn gerade eine neue Fischart in der Bucht von Tokio entdeckt habe. Nach dem Essen standen alle auf. Der Tenno verabschiedete sich und lächelte mir noch zu. Kaum war er verschwunden, kamen die beiden Protokollchefs auf mich zu. »So viel hat der Tenno noch nie geredet. Worüber haben Sie gesprochen?« – »Über Fische«, antwortete ich. Am nächsten Tag erhielt ich eine Einladung, die private Bonsaisammlung des Kaisers zu besichtigen.
Auch am thailändischen Hof ging es sehr gemessen zu. Wir haben dort Anfang der siebziger Jahre einen Besuch gemacht. Mich hatte natürlich Königin Sirikit interessiert. Später haben wir sie dann noch einmal getroffen, bei welcher Gelegenheit das gewesen ist, weiß ich nicht mehr. Sie war da vielleicht etwas über fünfzig und ein bisschen fülliger geworden, aber immer noch
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