Auf dem Schlachtfeld der Liebe
abspülte, spürte er Davids prüfenden Blick. »Verdammt gute Stiche. Klein und akkurat. Vielleicht wird nicht einmal eine Narbe Zurückbleiben.«
»Beinahe hätte mir ein blutrünstiger, häßlicher Yankee das Herz aus dem Leib geschnitten.« Jerome schüttelte sein nasses Haar. »Und das würde Miss Magee genauso gern tun, wenn sie auch zu den schöneren Feinden zählt. Vermutlich hat sie so kleine Stiche gemacht, damit sie möglichst oft in meine Brust stechen konnte.«
»Jedenfalls hat sie erstklassige Arbeit geleistet«, meinte David grinsend. »Sie sollte mir assistieren - falls sie bis zum nächsten Gefecht unsere Gastfreundschaft genießen wird.«
Jerome stellte den Eimer beiseite, dessen Inhalt er über seinen Körper gegossen hatte, und der Kammersteward Jeremiah Jones reichte ihm ein Handtuch. Mit seinen sechzehn Jahren war er nicht jünger als viele Burschen, die in diesen Krieg zogen, obwohl die Soldaten auf beiden Seiten offiziell mindestens achtzehn sein mußten. Die Besatzung hielt ihn aus Nahkämpfen heraus. Im letzten Jahr war er an Bord geholt worden, nachdem er bei einem Scharmützel im nördlichen Florida seine Eltern verloren hatte.
»Hast du unserem Gast ein Dinner serviert, Jeremiah?« fragte Jerome.
»Evans besten Eintopf mit Meeresfrüchten, Sir, vor einer halben Stunde.«
»Und die Dame hat dir die Schüssel nicht an den Kopf geworfen?«
»Sie stand nicht einmal auf, Captain, und dankte mir nur, als ich das Tablett auf den Schreibtisch stellte.«
»Hast du alle meine Papiere aus den Schubladen genommen?«
»O ja, Sir, sobald Sie aus der Kabine gekommen sind.«
»Gut, dann geh jetzt essen.«
»Aye, aye, Sir!« Jeremiah salutierte und verschwand unter Deck.
»Also wirst du nicht nach Norden segeln und Miss Magee bei St. Augustine freilassen?« fragte David.
»Wie kann ich das jetzt noch tun?« Jerome rieb sein Haar trocken. »Auf der Rückseite von Brents Brief steht, wann die britischen Bandagen und Enfield-Gewehre, die wir gekauft haben, in Nassau eintreffen werden - nämlich nächste Woche.«
»Glaubst du, das hat sie gelesen? Nach allem, was du mir erzählt hat, scheint sie anzunehmen, sie hätte nur deine Privatkorrespondenz gefunden.«
»Es spielt keine besondere Rolle, ob sie die Information entdeckt hat oder nicht. Wenn dieser verängstigte Yankee von der Maid of Salem die Wahrheit gesagt hat, wird ein feindliches Schiff in den Hafen von Nassau segeln und unseren Blockadebrecher Montmarte angreifen, während seine Besatzung den Nachschub an Bord bringt. Deshalb fahren wir hin und besprechen mit dem Captain der Montmarte, wie wir vorgehen werden.«
»Dann mußt du wohl noch eine Weile auf deine Kabine verzichten«, bemerkte David leichthin.
»Was bleibt mir denn anderes übrig?«
»Du könntest doch Miss Magee in Nassau an Land bringen.«
Die Hände in die Hüften gestützt, dachte Jerome nach. Ja, das wäre möglich. Dann würde sie seine Nerven nicht mehr strapazieren. Aber so durfte er nicht handeln. Notgedrungen hatte sie ihn an Bord der Lady Varina begleitet, er trug die Verantwortung für sie und mußte sie zur Florida-Küste bringen, in Sicherheit. Natürlich zum richtigen Zeitpunkt. Vorerst würde er sie im Auge behalten. Als Tochter eines Generals besaß sie gewisse Fähigkeiten. Immerhin war sie ziemlich weit nach Süden vorgedrungen, um Alaina zu folgen, und er traute ihr durchaus zu, daß sie Informationen sammeln und an seine Feinde weiterleiten würde.
Plötzlich seufzte David leise. »Der Krieg dauert schon ziemlich lange, was? An deiner Stelle würde ich von der Lady träumen, die in deiner Koje liegt. Was für Augen! Nicht nur blau, sondern kristallblau. Und das kastanienrote Haar - wie Zobel, von der Sonne berührt. Einfach vollkommen ...«
»Niemand ist vollkommen, David«, erwiderte Jerome irritiert.
Der Arzt zuckte die Achseln. »Jedenfalls - der Krieg erscheint mir endlos. Vielleicht bin ich schon zu lange an Bord deines Schiffs. Und die Lady könnte mir gefallen. Sie ist schön, stolz und leidenschaftlich. Und entschlossen. Gar nicht zu reden von ihrer Figur. Eine schmale Taille, üppige Brüste, sanft geschwungene Hüften, und diese schimmernde Haut ...«
»Wenn du Glück hast, darfst du dich morgen abend in den Freudenhäusern von Nassau amüsieren«, unterbrach Jerome seinen Freund. »Würdest du mich jetzt entschuldigen? Ich ziehe meine eigene Gesellschaft vor.«
Mit langen Schritten ging er nach achtem, befahl dem Steuermann,
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