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Auf dem Schlachtfeld der Liebe

Titel: Auf dem Schlachtfeld der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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diese schimmernde bronzebraune Haut so brutal zerfetzt worden war. Geflissentlich wich sie Jeromes Augen aus und hielt die Nadel in die Flamme der Lampe.
    »Was tun Sie da?«
    »Manche Arzte glauben, auf diese Weise würde man einer Infektion vorbeugen. Wie man mir erzählt hat, vertritt auch Julian diesen Standpunkt. Und er meint, mit sauberen Schwämmen und Verbänden würde man den Heilungsprozeß beschleunigen.«
    »Gut.«
    Risa zog den Faden durch das Nadelöhr.
    »Sollten Sie mich nicht vor dem Schmerz warnen, den Sie mir zufügen werden?« fragte Jerome und hielt ihre Hand fest.
    Endlich schaute sie ihn an. Seine blauen Augen glänzten hart wie Stahl. »Ja, es wird ziemlich weh tun.« Seufzend ließ er ihre Hand los und trank noch etwas Rum.
    Die Lippen zusammengepreßt, begann sie zu nähen. Sie spürte die Hitze seines Körpers, die bebenden Muskeln unter ihren Fingern. Aber er rührte sich nicht. Als sie ihr Werk fast beendet hatte, stöhnte er erleichtert. Sie schnitt den Faden ab und trat zurück. Inzwischen war die Rumflasche fast leer, und er bot Risa an, den Rest zu trinken. Sie schüttelte den Kopf.
    »Nehmen Sie einen Schluck. Dann werden Sie etwas zuversichtlicher in die Welt schauen.«
    »Dazu brauche ich keinen Alkohol. Sagten Sie nicht, Sie würden mich freilassen, wenn Sie die Maid of Salem gekapert haben?«
    »Inzwischen mußte ich mich leider anders besinnen.« »Was?« rief sie entrüstet.
    »Wir müssen sofort zu den Bahamas segeln.«
    »Mit mir? Sie können mich nicht zwingen ...«
    »Tut mir leid, ich habe keine Wahl.« Aufmerksam beobachtete er ihr Gesicht. »Oder?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Doch, ich denke schon.«
    »Wirklich nicht. Und wieso haben Sie keine Wahl? Das ist Ihr Schiff. Und ein grandioser Held wie Sie müßte eigentlich ...«
    »Wie auch immer, wir segeln zu den Bahamas, und Sie bleiben noch eine Weile mein Gast.«
    »Nein, verdammt noch mal!« In ihrer Wut vergaß sie die Wunde, die sie soeben genäht hatte, und rammte ihre Faust gegen seine Brust. Taumelnd stand er auf, krümmte sich vor Schmerzen, und Risa wich zerknirscht zurück.
    Sie wollte sich entschuldigen. Aber dazu kam sie nicht. Er packte ihre Arme und stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Offenbar tun Sie Ihr Bestes, um mich tatsächlich in den grausamen Barbaren zu verwandeln, für den Sie mich halten, Miss Magee.«
    »Das wollte ich nicht ...«
    »Trotzdem haben Sie's getan!« Abrupt ließ er sie los und ging zur Tür, wo er sich noch einmal umdrehte. »Obwohl Sie mich so barmherzig verarztet haben, würde ich Sie mit dem größten Vergnügen an Land bringen. Bedauerlicherweise gibt's in unserer unmittelbaren Nähe keine Küste.«
    Damit stürmte er aus der Kabine.
    Zitternd und kraftlos sank Risa in den Schreibtischsessel, von wachsender Angst erfüllt. Wie lange mußte sie die Gefangenschaft noch ertragen? Sie ergriff die Rumflasche, die sie zuvor verschmäht hatte, setzte sie an die Lippen und leerte sie bis zum letzten Tropfen.

4
    Der Schiffsarzt der Lady Varina hieß David Stewart. Wie die meisten Besatzungsmitglieder war er sorgfältig ausgewählt worden. Er hatte sein Medizinstudium zur selben Zeit abgeschlossen wie Brent. Ein paarmal war Jerome ihm begegnet, wenn er seinen Bruder in der Universität besucht hatte. Später hatte David in den Everglades die Gebräuche der Seminolen studiert und sich besonders für die Tatsache interessiert, daß sie - wie viele Stämme auf dem ganzen Kontinent - nackt in den Kampf zogen, von ihrer Kriegsbemalung und den Lendenschurzen abgesehen.
    Von seinem Vater hatte Jerome längst gelernt, was die Indianer ohne Studien oder Statistiken wußten: Wenn winzige Stoffetzen in Wunden gerieten, konnten sie Infektionen hervorrufen und zum Tod führen, während saubere Verletzungen schnell verheilten. Davids Fähigkeit, alle verfügbaren Quellen zu nutzen, um sich weiterzubilden, hatte Jerome stets beeindruckt. Aufgrund seiner Erfolge bei der Navy erlaubten ihm die Vorgesetzten, seine Männer selbst auszusuchen. Natürlich verschaffte er sich auch Vorteile, indem er seine eigenen Schiffe in den Dienst der Konföderation stellte. Er mußte sich zwar vor ranghöheren Navy-Offizieren verantworten, aber seine Entscheidungen wurden fast uneingeschränkt akzeptiert. Und da seine Aktivitäten hervorragende Resultate erzielten, ließ man ihn schalten und walten, wie es ihm beliebte.
    Als er an Deck in Salzwasser badete, das er dann mit Trinkwasser

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