Auf dem Schlachtfeld der Liebe
antworten. Aber er hielt inne, weil in diesem Augenblick Digby hereinkam und Bisquits servierte. Julian dankte ihm, und der Sergeant ging wieder hinaus. »Laß dich warnen, Jerome. Angeblich ist Risa Magees Vater außer sich vor Zorn. Er weiß, daß sie St. Augustine verlassen hat, und nun macht er Jagd auf alle Männer - Rebs oder Yankees -, die ihr auch nur ein Haar gekrümmt haben. Übrigens, was ist mit dem jungen Mann passiert, der sie nach Süden gebracht hat?«
»Finn? Der wurde mit ein paar Yankees auf einer kleinen Insel ausgesetzt, an der regelmäßig Unionsschiffe vorbeifahren. Wahrscheinlich sind sie längst in Sicherheit.«
»Wenn der General ihn findet, kann einem der Bursche nur leid tun.«
»Jedenfalls blieb mir nichts anderes übrig, als Magees Zorn zu riskieren. Seine Tochter ist besser informiert als ein Dutzend Spione. Deshalb durfte ich sie nicht laufenlassen.«
»Sicher ist ihr nichts Schlimmes zugestoßen«, bemerkte Tia. »Zumindest hoffe ich das.«
»Da muß ich dich leider enttäuschen. Nachdem sie mich wie ein wilde Tigerin bekämpft hatte, ließ ich sie an den Großmast binden und mit zwanzig Peitschenhieben bestrafen.«
»Großer Gott, Jerome ...«, wisperte Tia.
Stöhnend verdrehte Julian die Augen. »Beruhige dich, er hänselt dich nur.«
»Allerdings«, bestätigte Jerome grinsend. »Aber ich war nahe dran, ihr eine Lektion zu erteilen.«
»Wo ist sie jetzt?« fragte Julian.
»An Bord. In ein paar Stunden wird sie an Land gebracht. Heute nachmittag segeln wir weiter. Bei Einbruch der Dunkelheit müssen wir das Meer erreichen, um den Yankees auszuweichen, die uns südlich vom Fernandina Beach auflauern.«
»Auch wenn du nur Risa Magees wegen hierhergekommen bist, muß ich ihr danken«, sagte Julian. »Mein Morphium geht zur Neige. Was meinst du, wie lange wir den Krieg noch fortsetzen können, mit so wenigen Schiffen, Soldaten und Material?«
»Nun, wir haben mit Nichts angefangen - mit einem brandneuen Land, einer neuen Regierung, einer neuen Navy ...«
»Und mit Narren wie euch, die so viel für den Süden opfern«, fiel Tia ihrem Vetter ins Wort, und beide Männer funkelten sie erbost an.
»Hör mal, Tia, in den Südstaaten gibt es kaum Waffenfabriken und Werften«, erklärte Jerome in strengem Ton. »Ja, ich stelle mein Schiff in den Dienst der Konföderation und - ja, wir befinden uns sehr oft in verzweifelten Situationen. Aber wenn wir weiterhin Schlachten gewinnen, trotz unserer zahlreichen Nachteile, wird uns letzten Endes die Politik zum Sieg verhelfen.«
»Wenn!« flüsterte Tia, stand auf und verließ dann das Zelt.
Verwundert schaute Jerome ihr nach, und Julian seufzte: »Heute nacht haben wir einen Patienten verloren.«
»Ja, wir verlieren zuviel - immer wieder.«
Jerome erhob sich. »Auch unsre Feinde erleiden Verluste. Soll ich Miss Magee hierherbringen lassen?«
Bevor Julian antworten konnte, eilte Digby aufgeregt ins Zelt. »Sir, eine Nachricht von Ihrem Onkel!« Dann erinnerte er sich, daß Julians Onkel Jeromes Vater war. »Von Ihrem Vater, Sir.«
»Von meinem Vater? Stimmt was nicht?«
»Alles in Ordnung«, erwiderte Digby und grinste breit. »Noch ein Besuch! Mr. McKenzie hat Miss Alaina zu einem Strand in unserer Nähe gebracht, ein paar Meilen weiter südlich.«
»Wundervoll!« rief Julian erfreut. »Danke, Digby.« Dann wandte er sich zu Jerome. »Hat Ian sie hergeschickt?«
»Das nehme ich an. Vermutlich hofft er, du würdest Alainas Rückkehr nach St. Augustine arrangieren - in die Unionsstadt.«
»Ja, natürlich.«
»Sicher wird Risa sich freuen, ihre Freundin wiederzusehen.«
»Meine Männer sollen Miss Magee weiter unten am Fluß abholen, damit sie nicht genau weiß, wo wir stationiert sind. Seltsam - Risa und Alaina, beide wieder vereint ... Vor einiger Zeit wollten Ian und Risa heiraten. Hätten sich die Dinge anders entwickelt, wäre sie jetzt eine McKenzie.«
»Was geschehen ist, läßt sich nicht ändern«, erwiderte Jerome trocken. »Entschuldigt mich jetzt, ich kümmere mich um die junge Dame.«
Risa schlief noch. Eine Zeitlang stand er in der Kabinentür und beobachtete sie. Sie lag auf dem Rücken, nur bis zur Taille zugedeckt. Unter den kastanienroten Locken waren ihre nackten Brüste halb verborgen. Jerome betrachtete ihre leicht geöffneten vollen Lippen. Im Schlaf sah sie wie ein Engel aus. So schön und so verlockend ...
Und sie war nicht mehr seine Gefangene. Unbehaglich dachte er an den einsamen Strand, wo er die
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