Auf dem Schlachtfeld der Liebe
führen die Rebellen neuerdings ein gefährliches Leben. Aber du bist
da - Gott sei Dank. Wir haben schlimme Nachrichten erhalten. Hoffentlich kannst du uns was erzählen. Weißt du, wo ...«
»Warten wir, bis die Ladung gelöscht ist, und dann reden wir.«
Eine halbe Stunde später saß Jerome mit seinen Verwandten an einem Klapptisch, in einem Zelt, das der Doktor als Büro benutzte. Die Besatzung der Lady Varina hatte inzwischen die Fracht ins Lazarett gebracht.
Sobald Digby Kaffee serviert und sich diskret entfernt hatte, hörten Tia und Julian die ersehnte Neuigkeit.
»Alaina geht's gut.«
»Wie kannst du das denn wissen, Jerome?« fragte Tia besorgt.
»Ich habe sie gesehen.«
»Und? Was ist passiert?«
»Sie spionierte und schmuggelte Nachschub durch die Blockade. Natürlich taten die Unionstruppen ihr Bestes, um die sogenannte >Mokassinschlange< zu fangen.«
»Aber sie wurde gewarnt - von der Tochter des Generals«, warf Julian ein.
Erstaunt hob Jerome die Brauen. »Wieso weißt du das?«
»Weil Risa Magee in St. Augustine einen jungen Mann überredet hat, sie nach Süden zu bringen. Als ich das erfuhr, dachte ich, sie würde Alaina und Ian suchen. Ein Wunder, daß sie die beiden aufgespürt hat.«
»Nun ja, nicht direkt. Sie ist mir begegnet.«
»Oh ...«
»Hast du meinen Bruder gesehen?« fragte Tia. »Wie geht's ihm? Bitte, Jerome, erzähl uns alles!«
Jerome zögerte. Natürlich vertraute er seinen Verwandten rückhaltlos. Aber manchmal war es besser, wenn sie nicht alles wußten. »Ich traf Ian, und da hatte er seine Frau bereits gefunden. Jetzt ist sie wieder auf Belamar. Er war auch kurz dort.«
»Dann zog er wieder in den Krieg«, ergänzte Tia bitter. Darauf gab Jerome keine Antwort.
Julian beugte sich vor. »Und die Tochter des Generals?«
»Nur ihretwegen kam ich hierher. Ihr müßt sie über den Fluß bringen.«
»Warum hast du sie nicht auf Belamar zurückgelassen?«
»Das war unmöglich. Sie wußte, wohin ich segeln würde. Dieser Gefahr wollte ich meine Männer und mich nicht aussetzen.«
»Glaubst du, sie hätte euch verraten?«
»Zweifellos. Sie ist eine überzeugte Unionsanhängerin.«
»Was nichts bedeuten muß«, meinte Tia. »Immerhin hat sie für Alaina ihr Leben riskiert. Wieso bist du sicher, daß sie euch ans Messer geliefert hätte?«
Jerome nippte an seinem Kaffee. Wie entschlossen seine schöne Kusine für eine Frau eintrat, die sie gar nicht kannte ... »Weil sie's mir angedroht hat.« Würde Risa das nach wie vor tun, überlegte er. O ja. Nicht aus Rachsucht, sondern um der Union einen Dienst zu erweisen.
Was zwischen ihnen geschehen war, spielte keine Rolle. Großer Gott, was ist denn schon passiert, fragte er sich. Nichts Ungewöhnliches. Er hatte sie begehrt. Und sie? Hatte sich bereitwillig von dem Mann verführen lassen, der Ian so ähnlich sah ... Oder der Krieg hatte sie in seine Arme getrieben - der Krieg, der allen Menschen vor Augen führte, wie kurz und zerbrechlich das Leben war. So viele Soldaten fielen auf den Schlachtfeldern, und mit ihnen starben die Hoffnungen und Zukunftsträume der Frauen.
Wie auch immer, Risa hatte seine Leidenschaft mit gleicher Glut erwidert. Und er begehrte sie mit unerwarteter Heftigkeit.
Unter normalen Umständen würde er sie heiraten. In der Welt vor dem Krieg wäre ihr Ruf ruiniert gewesen. Ein Skandal - nicht die Realität der Ereignisse - hatte Ian gezwungen, mit Alaina vor den Traualtar zu treten.
Aber eingefleischte Yankees heirateten keine Rebellen.
Am besten vergaß er, was geschehen war. Für sie beide gab es keine Zukunft. Niemals würde Risa, General Magees stolze Tochter, ein Halbblut heiraten - und einen Blockadebrecher aus dem Süden schon gar nicht. Außerdem war sie nur von einer wehmütigen Stimmung überwältigt worden, von der Sehnsucht nach einem Glück, das man ihr entrissen hatte.
Und doch - es fiel ihm verdammt schwer, sie gehen zu lassen. Wann immer er an sie dachte, schlug sein Puls schneller. Mochte sie sich in seinen Armen auch eingeredet haben, er wäre Ian - dieser Gedanke löschte das Feuer nicht, das sie in ihm entfachte. Bis zu seinem letzten Atemzug würde er sich an ihre Augen erinnern. Manchmal schimmerten sie grün, dann wieder blau wie das Meer.
Entschlossen stellte er seine Kaffeetasse auf den Tisch. »Da sie über meine Aktivitäten informiert war, mußte ich sie festhalten. Andererseits will sie mit aller Macht ins Yankee-Gebiet zurückkehren.«
Sein Vetter wollte
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