Auf dem Schlachtfeld der Liebe
Hoffentlich würde Jerome nicht erraten, was die Veränderung bewirkte. »Geh doch endlich ...«, wisperte sie.
Statt zu antworten, glitt er von ihren Hüften hinab, kniete neben ihr nieder und preßte die Lippen auf ihren Bauch.
»Nicht, Jerome - du kannst mich nicht mehr verführen.«
»Das habe ich auch gar nicht vor - ich will dich vergewaltigen.«
Erfolglos wehrte sie sich, als er ihre Beine auseinanderschob und seinen Kopf zwischen ihre Schenkel legte. Sie wollte protestieren. Doch sie brachte kein Wort hervor, von einem unwillkommenen Entzücken überwältigt. Seine Zunge - so sanft, so warm - entfesselte eine wilde Lust. In Risas Augen brannten Tränen. Atemlos wand sie sich umher, und eine wilde Ekstase verdrängte alle klaren Gedanken.
Bald vereinte er sich erneut mit ihr, zog sie in den mitreißenden Bann seiner Leidenschaft. Auf dem Höhepunkt ihres Glücks stieß sie einen leisen Schrei aus.
Diesmal trennte er sich nicht so schnell von ihr und hielt sie in den Armen, während der Nachtwind die Hitze der Erfüllung kühlte.
»Jetzt mußt du gehen«, stöhnte sie. »Oder ich schreie. Und dann wird man dich gefangennehmen und ...«
»Und aufhängen Aber du wirst nicht schreien.«
»Warum bist du dir da so sicher? Du kommst hierher, von einer verrückten Rachsucht getrieben, die ich nicht verdiene ...«
»Wenn du schreist, könntest du deinen Vater zu diesem Bach locken.«
Bestürzt hielt sie den Atem an, und Jerome lächelte.
»Falls ich dich daran erinnern darf - du hast bereits geschrien, allerdings nur ganz leise. Und das war sehr charmant.«
»Oh ...« Wütend stemmte sie beide Hände gegen seine Brust und versuchte, ihn wegzuschieben. Aber er hielt sie eisern fest. »Natürlich, du würdest meinen Vater töten. Skrupellos. Und dann würden die Yankees über dich herfallen. Nun, das wird so oder so geschehen. Du bist von Unionssoldaten umzingelt. Und du kannst ihnen gar nicht entrinnen.«
»Vielleicht schon.«
»Was habe ich eigentlich verbrochen?«
»Das weißt du. Man hat mich verleumdet und meine Familie bedroht.«
»Und du? Drohst du mir etwa nicht? Ich warne dich -wenn du nicht endlich verschwindest...«
»Noch nicht. Nur mehr ein einziges Mal ...«
Ungläubig starrte sie ihn an. »Noch einmal? Hast du den letzten Rest deines Verstandes verloren? Nein, ich will nicht...«
»Darin liegt der Sinn einer Vergewaltigung.«
Sollte sie lachen oder weinen?
Aber in seinen Augen lag tiefer Ernst, und er preßte sie entschlossen an sich. »Ein letztes Mal«, flüsterte er.
Nur zu gut wußte er, wie er ihr Verlangen wecken mußte. Voller Zorn oder sanft und zärtlich. Von Anfang an hatte er sie fasziniert. Natürlich liebte sie ihn nicht, und doch ...
Sie fühlte sich gefangen in einem einzigartigen goldenen Netz. Egal, wann er sie berührte, er entzündete sengende Flammen in ihr, und sie wußte, daß sie niemals einen anderen begehren würde. Obwohl es reine Wut war, die sie zueinandertrieb. Sie waren Feinde. Und sie erwartete sein Kind.
Dann vergaß sie alles andere, von wachsender Begierde erfüllt.
Wieder schien die Nacht zu explodieren, und Risas
Angst vor den Unionssoldaten, die jeden Augenblick auftauchen konnten, bedeutete nichts mehr.
Später schmiegte sie sich zitternd in Jeromes Arme. Woran mochte er denken?
Doch sie stellte keine Fragen, denn sie wußte, er würde nicht antworten. Erschöpft schloß sie die Augen, und plötzlich war sie dankbar für seine Nähe.
Irgendwann erwachte sie und lag allein am Ufer des Bachs.
14
Anfang Oktober stand Jerome im Bug der Lady Varina, die ohne Flagge nordwärts segelte, mit mehreren Waffen und Medikamenten an Bord. Vor kurzem hatten sie die Bermudas verlassen, wo nicht alle versprochenen Vorräte aus England eingetroffen waren.
Nach der langen Zeit an Land sehnte er Aktivitäten auf See herbei. Die Informationen, die er im Unionslager gesammelt hatte, waren wertvoll gewesen. Mehr oder weniger bestätigten sie die Vermutungen der Konföderationsgeneräle. Im Spätsommer folgte eine blutige Schlacht auf die andere. Jerome erfuhr, die Reparatur der Lady Varina würde länger dauern als erwartet, und beschloß, bei seinem Bruder zu bleiben und in der Kavallerie zu dienen. Meistens wurde er beauftragt, einzelne Brigaden mit Informationen zu versorgen - eine lohnende Tätigkeit. Zum Beispiel konnte er Lees Annahme verifizieren, McClellans Truppen würden auf dem Meer vorstoßen, um Popes Streitkräfte zu verstärken.
Er kannte Lees
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