Auf dem Schlachtfeld der Liebe
besuchen, bedeutete ihm jedoch, er könne in ihres kommen. Diesen Vorschlag erwog er nur ein paar Sekunden lang und verwarf ihn.
Statt dessen verbrachte er die Nacht in den Armen einer Dime, die er seit Jahren kannte. Danach fühlte er sich noch schlechter als zuvor.
Während er aus dem Charleston-Hafen segelte, erprobte er sein repariertes Schiff zum erstenmal und war sehr zufrieden. Um so größer war seine Enttäuschung auf den Bermudas, wo er Morphium, andere Medikamente und Waffen nur in geringen Mengen an Bord nehmen konnte. Dafür entschädigte ihn der Anblick eines Schiffs am Horizont.
»Nun, Hamlin?« fragte er seinen Ersten Offizier.
»Ein Yankee, Sir.«
»Da müssen wir uns vergewissern. Wenn wir ein britisches Schiff angreifen, verlieren wir den verdammten Krieg. Wie ich in Richmond erfuhr, ist es äußerst wichtig, daß die Europäer unsere Regierung anerkennen.«
Hamlin Douglas kratzte sich am Kinn. »Zweifellos ein Yankee.«
»Wieso wissen Sie das?«
Sekundenlang erwiderten Hamlins fast farblose Augen Jeromes Blick. »Sie glauben 's doch auch, nicht wahr,
Sir?«
»Ja.«
»Und warum?«
»Ein Instinkt.«
»Der sagt's mir genauso deutlich wie Ihnen, Sir.«
»Was für eine überzeugende Theorie!« meinte Dr. David Stewart, der das Gespräch belauscht hatte.
»Und was meinst du?« fragte Jerome.
»Ein Yankee«, entgegnete der Arzt grinsend.
»Mr. Meyers?« rief Jerome dem Kommandanten seiner Geschützbedienung zu.
»Greifen wir an, Captain. Ein Franzose oder Engländer würde voller Stolz seine Flagge zeigen.«
»Klar Schiff zum Gefecht« befahl Jerome. »Matt, gehen Sie nach unten in den Maschinenraum! Mit Volldampf voraus!«
Nach fast zwei Stunden holten sie das Schiff ein, das ihnen vergeblich zu entrinnen suchte. Zu Jeromes Freude lag es tief im Wasser, was auf einen vollen Laderaum schließen ließ. Er kletterte in die Takelage hinauf, um die Aktivitäten an Bord des Gegners zu beobachten. Durch sein Fernglas sah er die Offiziere hitzig diskutieren. »Ein Warnschuß, Mr. Douglas! Geben wir ihnen eine Gelegenheit zur Kapitulation.«
»Und wenn sie zuerst eine Salve abfeuern, Sir?«
»Das riskieren wir. Ich will das Schiff nicht versenken, sonst entgeht uns die Fracht.«
»Aye, aye, Captain.« Der Warnschuß krachte, das Geschoß fiel dicht am Achterdeck der Yankees ins Wasser, und Hamlin forderte sie zur Kapitulation auf. Als Jerome die Feinde zu ihren Geschützen laufen sah, rief er: »Feuer, Mr. Meyers!«
Wenig später blitzten die Mündungen der Lady Varina. Zielsichere Schüsse trafen das feindliche Deck und zersplitterten den Großmast, verwundete Yankees schrien, und die unverletzten versuchten die Flammen zu löschen, die überall emporzüngelten. Dann erwiderte die Geschützbedienung das Feuer, ohne Erfolg.
»Noch eine Salve, Mr. Meyers!« befahl Jerome.
Danach war der Widerstand der Yankees gebrochen. Am einzigen unbeschädigten Mast flatterte eine weiße Fahne.
»Alles klar zum Entern«, rief Jerome, und seine Besatzung brach in lauten Jubel aus.
Enterhaken flogen zur Beute hinüber, und Jerome eilte in seine Kabine, um sein Jackett anzuziehen und die Kapitulation des Yankee-Captains entgegenzunehmen.
Als er an Bord des besiegten Schiffs ging, sah er, daß David bereits die Verwundeten behandelte, gemeinsam mit dem Arzt von der Union States Navy. Die Offiziere standen am Ruder. In den Augen des Captains, eines großen, dünnen, etwa fünfzigjährigen Mannes, las Jerome unverhohlenen Zorn. Der junge Zweite Offizier umklammerte seinen blutenden Arm, der Kommandant der Geschützbedienung war über und über mit schwarzem Pulver bedeckt.
Lächelnd salutierte Jerome, und sein Gruß wurde höflich erwidert.
»Da wir keine Flagge gehißt hatten, war Ihr Angriff unberechtigt«, stieß der Captain hervor.
»Wie ich Ihrer Uniform entnehme, gehört dieses Schiff der United States Navy an, die Krieg gegen den Süden führt. Gentlemen, nun sind Sie mitsamt Ihrer Besatzung und etwaigen Passagieren sozusagen Gäste der Konföderation.«
»Wir hatten Kurs auf England genommen, mit...«
»Zweifellos mit einem üppig gefüllten Laderaum, den wir mit Freuden leeren werden. Mr. Douglas wird Ihr Schiff steuern, Gentlemen. Wenn Sie wollen, dürfen Sie Ihre Ruderboote sofort benutzen. Oder wir nehmen Sie gefangen und bringen Sie in die Nähe eines Yankee-Hafens.«
»Wir steigen in die Boote«, entschied der Captain.
»Aber - Sir«, protestierte sein Erster Offizier.
»Mein
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