Auf dem Schlachtfeld der Liebe
Bräute vorgesungen hatten, bevor sie in den Krieg gezogen waren ...
Voller Zorn ballte Angus die Hände. Dieser elende Rebell! Hoffentlich würde Risa den Verlust ihres guten Rufs nicht teuer bezahlen müssen, wenn der Krieg ein Ende fand - mochte sie die Schmach verdient haben oder nicht. Er nippte an seinem Whiskey und blickte zum Bach hinüber. In den kühlen Wellen pflegte Risa zu baden, von einem Soldaten bewacht, der sich diskret hinter Büschen verbarg. Wie sie ihrem Vater erklärt hatte, würde das frische Wasser den Geruch des Blutes wegspülen.
Angus leerte das Glas. Als der Wind auffrischte, hob er den Kopf. Ein Schauer rann über seinen Rücken.
Seltsam - nicht zum erstenmal an diesem Abend gewann er den Eindruck, jemand würde ihn beobachten. Er ging ins Zelt, stellte das Glas ab. Mit seiner Pistole bewaffnet, eilte er wieder in die Nacht hinaus, versteckte sich zwischen den Kiefern und lauschte angespannt. Nichts war zu hören. Schließlich kehrte er ins Zelt zurück und kam sich albern vor. Diesen Teil des Südens hatte die Union fest in der Hand. Da konnte sich weit und breit kein Reb aufhalten. Von diesem Gedanken beruhigt, zog er die Stiefel aus und legte sich auf sein Feldbett.
Um Himmels willen, was sollte sie tun? Dieser Gedanke verfolgte sie unentwegt - wenn sie mit den Sanitätern sprach, mit den Soldaten scherzte und Verbände wechselte. Immer und überall. Wie dumm sie gewesen war ... Eine Prostituierte hatte sie auf ihren Zustand hinweisen müssen. Abends wuchs ihre Unrast. Sie hatte behauptet, der Schwächeanfall sei überstanden und sie fühle sich gut genug, um wieder zu arbeiten. Energisch versicherte sie Marny, eine Schwangerschaft sei ausgeschlossen. Natürlich glaubte ihr das Mädchen nicht. Doch das spielte keine Rolle. Risa war ins Lazarett zurückgekehrt, um sich zu beschäftigen und die quälenden Gedanken zu verdrängen. Aber dann brach die Nacht herein, und Risa glaubte innerlich zu verbrennen. Sie bat Sergeant Wallings, an dem Weg zum Bach Wache zu halten, und eilte durch ein Eichen- und Kiefernwäldchen zum Ufer. Rasch kleidete sie sich aus, bis auf ihr Leinenhemd. Ein Stück Seife in der Hand, watete sie ins kristallklare Wasser. Und da erinnerte sie sich wieder an ihr Baby. Beinahe hätte sie laut aufgeschrien. Was würde Papa sagen? O Gott, er glaubte schon jetzt, ihr Ruf wäre ruiniert. Und Jerome, der Vater des Kindes? Vielleicht würde er sich verpflichtet fühlen, sie zu heiraten. Nein, ganz sicher nicht. Von der Presse in den Nordstaaten diffamiert, würde er Risa hassen. Und was zwischen ihnen geschehen war, mußte ihm jetzt ebenso absurd erscheinen wie ihr. Ein Traum inmitten des Krieges, die Erfüllung einer Sehnsucht in einer irrealen Welt...
Und wenn die Leute annahmen, das Baby würde von Ian stammen, von einem verheirateten Mann? Womöglich würde Jerome das vermuten. Und Alaina. Natürlich kannte Ian die Wahrheit, aber ...
Bei einem Felsblock neben einem umgestürzten alten Eichenstamm schlüpfte sie aus dem nassen Hemd, legte es ins Gras am Ufer, seifte sich ein und wusch ihr Haar. Dann versank sie im kühlen Wasser und spülte den Schaum ab. Die Lider geschlossen, tauchte sie auf und griff nach dem Hemd. Es war verschwunden.
Fluchend rieb sie den letzten Seifenrest aus ihren Augen, blinzelte und tastete wieder nach ihrem Hemd. Statt dessen berührte sie nacktes Fleisch. Ein Schrei stieg in ihrer Kehle hoch. Voller Panik öffnete sie die Augen, und der Schrei erstickte. Lässig lag Jerome McKenzie auf dem Baumstamm, nur mit nassen Breeches bekleidet, auf einen Ellbogen gestützt. In seinen dunkelblauen Augen spiegelte sich das Mondlicht, drohend und gefährlich.
Risa blinzelte wieder. Unmöglich. Er konnte nicht hier sein, umringt von vielen tausend Yankees. Und doch - es war keine Sinnestäuschung, denn der Zorn in seinem Blick wirkte viel zu real. Mühsam suchte sie nach Worten. »Du Narr!« würgte sie schließlich hervor. »Was treibst du hier, im feindlichen Lager? Man wird dich hängen, du Idiot!«
»Da müßte man mich erst mal erwischen«, erwiderte er in arrogantem Ton.
»Ich brauche nur zu schreien ...«
»Nein, das wirst du nicht tun.«
Krampfhaft schluckte sie. »Was treibst du hier?« wiederholte sie.
Er lächelte, entblößte weiß schimmernde Zähne, und gegen ihren Willen beschleunigte sich ihr Puls. Würde sie seiner magischen Anziehungskraft erneut verfallen? Sie wollte eine Hand ausstrecken und ihn berühren - während er
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