Auf dem spanischen Jakobsweg
wehte auch über León die Fahne des Propheten. Aber in den asturischen
Gebieten nördlich von León, in den unzugänglichen Picos de Europa, hatte sich
der erste Widerstand gegen die Muslime formiert und Pelayo diesen schon im
Jahre 722 unter den Felsen von Covadonga eine erste Niederlage beigebracht. Wir
haben die ganze Geschichte, die mit der unglücklichen Liebe des maurischen
Gouverneurs Munusa begann, schon in Burgos erfahren. Bereits im Jahre 742
hatten die Asturer, die sich nun ihrerseits als die Erben der Westgoten
ansahen, auch León zurückerobert. Dennoch: Erst im Jahre 924, dazwischen lagen
viele Wirren, aber auch schwere Kämpfe mit den Mauren, wurde León, das vorher im
Wege einer Erbteilung selbständig geworden war, auch königliche Residenz.
Diesmal jedoch der Herrscher von Asturien und León, nachdem nunmehr beide
Reiche unter einer Krone vereinigt waren.
Ruhig blieb
es allerdings auch in der Folgezeit nicht. In Cordoba starb der friedliebende
Kalif Al Hakam II. und seine Witwe ernannte ihren Günstling, einen schon vorher
berüchtigten Mann, zum Reichsverweser und Heerführer: Al Manzur, den „Alpdruck
seines Zeitalters“, die „Geißel der Christenheit“, wie man ihn auch nannte.
Dieser brach sofort mit einem starken Heer in die christlichen Gebiete
Nordspaniens ein, entschlossen, zurückzuerobern, was einmal von den Mauren
besetzt war. Wir haben schon gehört, dass er im Jahre 997 sogar Santiago de
Compostela dem Erdboden gleichmachte und dort nur das Grab des Jakobus und
einen alten Einsiedler, der in der menschenleeren Stadt allein an diesem Grabe
saß, verschonte. León hatte Al Manzur sogar schon einige Jahre vorher erobert
und zerstört, auch die Kirche San Juan Bautista, die genau dort stand, wo sich
heute San Isidoro erhebt, also mitten im Herzen dieser Stadt.
Die Leonesen
gingen sofort an den Wiederaufbau ihrer Stadt und auch hier sollte sich
bewahrheiten, dass es kein widerstandsfähigeres Menschenwerk gibt, als eine
Stadt. Schon im Jahre 999 ließ sich Alfonso V., auch „der Edle“ genannt, in den
Ruinen der von Al Manzur ebenfalls zerstörten alten Kathedrale zum König
krönen. Ihm hatte León ohnehin viel zu verdanken, den Neuaufbau und die damit
einhergehende Wiederbevölkerung der damals schon fast tausend Jahre alten Stadt
trieb er mit Energie und Klugheit voran. Auch die Kirche San Juan Bautista
wurde unter ihm wieder errichtet.
Aber als
Alfons V. im Jahre 1027 starb, hatte die asturisch-leonesische Dynastie nur
noch eine Lebenszeit von 10 Jahren vor sich. Denn im Jahre 1037, wir haben das
schon in Burgos erfahren, fiel diese Königskrone an Ferdinand I. von Kastilien.
Der aber wollte dort, wo die ursprüngliche Kirche San Juan Bautista von Alfons
V. wiedererrichtet worden war, eine ganz andere Kirche haben. Dieser Wunsch war
keineswegs als Affront gegen das von ihm ausgelöschte asturisch-leonesische
Herrscherhaus gedacht. Im Gegenteil: Ferdinand hatte nach seinem Sieg über
Bermudo III., den letzten Monarchen dieser jetzt untergegangenen Dynastie,
Sancha, die Schwester Bermudos, geheiratet, was die Eingliederung Leons in das
kastilische Königreich ohnehin erleichtert hatte. Ferdinand aus Kastilien und
Sancha aus León waren schon auf der Suche nach einer gemeinsamen königlichen
Grablege und es mag für Doña Sancha eine Herzensangelegenheit gewesen sein,
dass diese Grablege ihren Platz in León haben würde. In der physischen Nähe zu
einem großen Heiligen wollte man begraben sein. So begann man sehr bald mit dem
Abriss der alten Kirche und dem Bau eines neuen, großen Gotteshauses. Mit den
Mauren war Ferdinand handelseinig geworden, die Reliquien des Heiligen Isidor
von Sevilla wurden als Teil einer Tributzahlung von Sevilla nach León
überführt, rechtzeitig zur Einweihung von San Isidoro am 21.12.1063.
Der ganze
Bau bestand eigentlich aus zwei Teilen. Einem Portikus, also einer vor dem
Haupteingang errichteten Säulenhalle, die als Pantheon, als Totenkapelle dienen
sollte und einer sich anschließenden dreischiffigen Kirche. Im Gegensatz zum
Pantheon wurde diese Kirche allerdings schon etwa 50 Jahre später teilweise
wieder abgerissen und machte dem heutigen Kirchenbau Platz, der am 6.3.1149 in
Gegenwart von König Alfons VII., dem Urenkel von Ferdinand I. dem Großen,
eingeweiht wurde. In ihrer Gestaltung ist diese Kirche wegweisend geworden für
die Romanik in Kastilien. Der Baukörper ist dreischiffig in der Form eines
lateinischen Kreuzes, hat
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