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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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warst. Sehr witzig.«
    »Ich war auf Konzerten! Ich habe diese eine Band entdeckt!«
    »Alles, was du über sie geschrieben hast, war durchweg positiv. Das ist keine Kritik. Das macht einen nicht zum Kritiker.«
    »Ich bin eben gut drauf. Und Kritik kann auch …«
    »Du hast dafür gesorgt, dass unser Name zigtausendfach auf Londons mittelmäßigster Pizza steht.«
    »Die sind nett!«
    »Haben sie dich dafür bezahlt?«
    »Was? Nein!«
    »Seit Kurzem gibt es ein Internetforum, das sich ausschließlich mit deiner Abrizzi’s-Kritik beschäftigt. Wusstest du das? Einunddreißig Kommentare. Jemand fragt, wen man schmieren muss, um gute Kritiken zu bekommen.«
    »Wahrscheinlich Konkurrenzunternehmen«, sagte ich kleinlaut. »Es ist immer gut, wenn man im Gespräch bleibt …«
    »An anderer Stelle hast du unterirdische Beiträge vorgeschlagen. Geheimes London? Hast du überhaupt veröffentlicht, wo das war?«
    »Highgate Cemetary.«
    »Na, vielleicht solltest du noch mal hingehen«, sagte sie. »Deine Karriere besuchen.«
    Das tat weh. Sie merkte es. Ich dachte an Dev und das, was ich zu ihm gesagt hatte.
    »Ach, und die Sache mit Wo bist du? «, fuhr sie fort. » Melde dich, wenn ich es dir geben soll? Ganz schön traurig.«
    Clem. Dieser verdammte Clem. Bestimmt hatte er es an dem Tag herausgefunden. Hatte gesehen, was ich an seinem Computer getrieben hatte. Und es im Büro herumerzählt. Die finale Demütigung. Wie oft mochten sie hinter meinem Rücken darüber gewitzelt haben? Welchen Spitznamen hatten sie für mich gefunden? Etwas angemessen Lustiges, wenn Clem involviert war, wie mich dünkt.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »Du weißt, dass ich hier in einer schwierigen Lage bin. Aber Laskin vor den Kopf zu stoßen, geht einen Schritt zu weit. Geh nach Hause, betrink dich. Wir machen da weiter, wo wir aufgehört ha ben. Ende der Woche mail ich dir was. Oder wenn du Ideen für Artikel hast, könnten wir vielleicht auch …«
    Aber da war ich schon draußen.
    Dev war nirgendwo aufzutreiben, als ich nach Hause kam. Ich brauchte ihn jetzt. Normalerweise war Dev besonders gut darin, einem zur Seite zu stehen. Freundschaft bedeutete Dev alles.
    Er hatte sein ganzes Leben als Underdog verbracht. Was Mädchen und seine Familie anging. Ich hatte immer gedacht, dass er vielleicht deshalb in Videospiele abtauchte. In einem Videospiel war man immer der Underdog, gewann aber garantiert, wenn man einfach immer weiter ballerte, die Moves lernte und wusste, wann man speichern und wann man beenden sollte. Das hatte er doch auch mit Pamela, der Kellnerin gemacht, oder? Seinen aktuellen Stand gespeichert. Das Spiel beendet. Bereit, eines Tages weiterzuspielen.
    Ich holte mein Handy heraus und rief ihn an. Ich landete direkt bei der Mailbox.
    »Dev, hier ist Jase. Ich glaube, die haben mich rausgeschmissen. Oder vielleicht nicht wirklich rausgeschmissen. Eher degradiert. Obwohl es nie offiziell war. Sie las sen mich immer noch frei arbeiten, aber … ruf mich an, ja?«
    Ich legte auf und starrte aus dem Fenster. Fast konnte man den abendlichen Geruch von Pommes auf der Caledonian Road sehen, der dort hing wie ein unsichtbarer Nebel, sich um die Menschen legte, die vorüberschlurften, mit Pressfleisch und Flaschenbier in ihren Einkaufstüten.
    Ich versuchte fernzusehen, aber es war sinnlos, denn ich wusste, dass ich was zu trinken brauchte, aber ich wollte nicht allein trinken gehen, hier an der Cally. In manchen Straßen kann man das gut. In der Charlotte Street zum Beispiel. Aber allein an der Cally was trinken zu gehen, nahm nie ein gutes Ende.
    Ich öffnete den Kühlschrank, aber auch das hatte keinen Sinn, denn die Biere, die wir da reinlegten, waren nur für den entsprechenden Abend, nur kurz zu Gast, am nächsten Morgen immer schon wieder weg, ohne ein Wort des Abschieds. Jezynowka war immer da. Selbst wenn man so viel getrunken hatte, wie man vertragen konnte, war doch am Boden immer noch ein bisschen übrig.
    Ich klappte Schränke auf, schob angeschlagenes Porzellan hin und her, suchte sogar hinter dem Sandwichtoaster in diesem unteren Schrank, den noch nie jemand aufgemacht hatte. Kein Jezynowka.
    Devs Zimmer.
    Ich klopfte an, obwohl ich wusste, dass er nicht da war, denn ich hoffte, so würden es auch die anderen machen, bevor sie in mein Zimmer spazierten, und ich wartete eine Sekunde, für den Fall, dass jemand antwortete.
    Drinnen brabbelte Devs Radio leise vor sich hin, und die Jalousie war halb heruntergezogen. Ich

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