Auf den ersten Blick
Es betrifft ihn.«
»Ich werde es trotzdem tun«, sagte ich, und Dev sah richtig erschrocken aus.
»Er ist verheiratet, er hat Familie, und …«
»Ach, ich will ihm doch nichts vorwerfen. Ich weiß doch so gut wie nichts, und genau das will ich ihm sagen. Ich mach das schon.«
Damien lächelte mich an.
»Amüsieren Sie sich?«, sagte er. »Ich sehe, Sie haben Ihren Freund mitgebracht …«
»Dev? Ja! Er macht bei uns gerade so was wie ein Praktikum, und …«
»Schon klar. Nein, warum nicht? Ich würde es genauso machen.«
»Und vielen Dank noch mal, dass Sie mich eingeladen haben. Uns.«
Es war einer dieser Momente, in denen man weiß, dass man einen Gang hochschalten sollte, aber einfach nicht weiß, wie.
Ich trat ein Stückchen näher heran, sprach leiser.
»Könnte ich kurz mit Ihnen sprechen, Damien? Es geht um etwas Persönliches.«
Er sah mich an.
»Ist alles in Ordnung?«
»Ja, aber könnten wir vielleicht kurz mal vor die Tür gehen?«
Er runzelte die Stirn, als hätte ich ihm eben gebeichtet, dass ich gern mal seinen Hintern tätscheln würde.
Draußen vor der Remise standen wir in der Nachmittagssonne. Die Felder um uns wogten und rauschten in der Brise und flüsterten mir einen Ratschlag zu, den ich ignorierte.
»Gleich beginnt die Tombola«, sagte Damien, klappte eine Schachtel Marlboro auf, zog eine heraus und klopfte sie gegen den Deckel. »Ich soll die Flüge überreichen.«
»Ah, ja«, sagte ich. »New York.«
»Sind Sie oft da?«
»Nein. Ich … wollte eigentlich. In einem anderen Leben. Aber, nein.«
»Nächste Woche flieg ich mit Annie und James rüber. Wir müssen unsere Vergünstigungen ja schließlich nutzen, oder? Normalerweise würden die beiden nicht zu solchen Events wie heute mitkommen, aber was soll’s. Wieso nicht mal ein Wochenende auf Mackenzie Hall? Sie steht auf diesen ganzen Wellnesskram, und die bezahlen hier sogar eine Nanny für Jim.«
Er zog noch mal an seiner Zigarette und sah mich an.
»Also, was gibt’s?«
»Na ja«, fing ich an, so freundlich wie möglich. »Bestimmt klingt es merkwürdig. Ich weiß nicht genau, wie ich es erklären soll.«
»Dann erklären Sie es einfach.«
»Da ist was passiert …«
»Guter Anfang.«
»Ich bin eines Abends einem Mädchen begegnet. Ich kannte sie nicht. Und dann hab ich … also …«
Und dann was? Ich konnte sehen, dass Damien verdutzt war und sich fragte, wieso ich ihm das erzählte, was es mit ihm zu tun haben sollte. Was sollte ich sagen?
Sollte ich sagen: »Und dann habe ich gemerkt, dass ich ihren Fotoapparat noch hatte, also habe ich den Film entwickeln lassen und versucht, ihren Spuren zu folgen, denn sie hatte so was an sich, und in meinem Leben fehlte es an allem, und ich dachte, es würde mich irgendwohin führen, wo es besser war, und dann habe ich Sie auf einem Foto mit ihr gesehen, und ich war merkwürdig eifersüchtig, und als ich Sie dann eines Abends in dieser Bar sah, habe ich beschlossen, Ihnen in diese Pizzeria zu folgen, wo wir ins Gespräch kamen und Sie mir Ihr Vertrauen geschenkt haben, und da sind wir nun!«?
Nein.
Also langte ich in meine Tasche und holte das eine Foto heraus, das ich bei mir hatte.
Das eine, auf dem sie jemanden oder etwas außerhalb des Bildes anlächelte, die Wangen gerötet, das Haar flatternd im Wind, mein Lieblingsfoto.
»Es war dieses Mädchen.«
Das war ein Risiko. Und meine große Chance. Es musste funktionieren.
Und Damien nahm das Bild, sah es an, dann mich.
Es folgte ein betretener Augenblick. Ich grinste schief.
Und dann blies Damien den Rauch seitlich aus und sagte sehr langsam, sehr entschlossen: »Wer zum Teufel sind Sie?«
Ich blinzelte.
»Nein, Damien, es ist …«, aber er hörte nicht mehr zu, er faltete das Foto zusammen, stopfte es in seine Tasche, sah sich um, ob uns vielleicht jemand gesehen hatte.
»Was soll das hier werden?«, sagte er kalt. »Was ist das, eine Erpressung? Wer zum Teufel sind Sie?«
Er sah zu den Büschen hinüber, drüben bei den Bäumen, und ich merkte, dass er nach Fotografen suchte. Er war ein PR -Mann, durch und durch.
»Ich bin … niemand fotografiert Sie hier. Es geht nicht um Ihre Familie.«
»Meine Familie? Was reden Sie hier von meiner Familie?«
Jetzt kam er näher heran, ich spürte seinen Atem, roch Nikotin, und seine Arme waren angespannt, als bereitete er sich auf irgendetwas vor, eine abrupte Aufwallung von irgendwas.
»Damien, ich schwöre, es geht nur um das Mädchen auf dem Bild und
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