Auf den ersten Blick
lassen.
Ich: Bitte?
Sarah: Hältst du mich für blöd? Ich hab schon darauf gewartet, wann du wohl anrufst. Am meisten nervt mich, dass ich wirklich geglaubt habe, du wärst erwachsen geworden. Du hättest mir ruhig sagen können, dass du es nicht bist. Aber du bist einfach vorbeigekommen und hast so getan, als wärst du es. Du hast mir keinen reinen Wein eingeschenkt, du hast nichts zugegeben, du hast mich schon wieder enttäuscht.
Ich: Redest du davon, dass …
Sarah: Dass meine Gäste unter Drogen standen? Ja. Ja, ich rede davon, dass du mit deinen komischen kleinen Freunden bei meiner Verlobung aufgetaucht bist und meinen Gäste Drogen verabreicht hast. Anna ist dahintergekommen. Sie dachte, sie hätte eine Lebensmittelvergiftung, also hat sie sich testen lassen.
Ich: Das war alles ein Missverständnis, das war …
Sarah: Gary hat sich auf dem Weg nach Hause ununterbrochen übergeben. Also musste ich den Lexus fahren. Und wir brauchen neue Fußmatten.
Ich: Bitte sag Gary, dass ich dafür …
Sarah: Anna hat versucht, eine Straßenlaterne mit in den Bus zu nehmen.
Ich: [lachend] Ich … hat Anna …?
Sarah: Super. Du findest es auch noch komisch. Hast du schon mal gesehen, wie jemand eine Straßenlaterne mit in den Bus nehmen will? Es ist nicht gerade würdevoll, okay? Das hat sie nicht verdient. Ich heirate in acht Wochen, Jason, und es ist schade, dass wir nie wieder miteinander sprechen werden. Denn ich werde nie, nie wieder mit dir sprechen. Viel Glück beim Erwachsenwerden. Das wird genauso passieren wie deine anderen jämmerlichen, kleinen Träume. Ach, und bestell Zoe schöne Grüße von mir.
Klick.
Sie wusste es also. Von Dev vielleicht? Ich schätze, wenn ich noch Lehrer wäre, würde ich …
Oh. Bin ich ja.
Jedenfalls war ich am nächsten Tag nach Feierabend mit Zoe zum Trinken im Bank of Friendship verabredet.
Seither hatten wir uns jeden Abend getroffen, in der Küche, gegen halb acht.
Anfangs war die Stimmung etwas frostig gewesen, als hätte es nach unserer alkoholisierten Nacht unausweichlich so enden müssen, wie eine Prophezeiung. Wir fühlten uns nicht wohl damit. Wir hatten es uns nicht ausgesucht. Es war einfach passiert. Weiter war nichts passiert, zumindest noch nicht, was ich auf den Druck zurückführe, dass möglicherweise etwas passierte. Im Grunde waren wir nur Mitbewohner, die einander fremd blieben und versuchten, aus einer zweifelhaften Vergangenheit etwas Respektables zu machen. Eines Abends jedoch, während im Hintergrund Wer wird Millionär? lief, sagte sie: »Finde ich gut. Du und ich, in dieser Wohnung, zusammen.«
Ich legte meinen Löffel in die Suppe und sah sie an. Es schien das Gespräch zu werden, das ich nicht haben wollte. Das über die Zukunft, wohin das alles führen sollte: Waren wir ein »wir«? Mental hielt ich mich bereit. Meine neun Kartons lagen noch immer zusammengefaltet unter meinem Bett. Ich hatte noch immer die Nummer von diesem Großraumtaxi. Ich war mir nicht ganz sicher. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das unser Deal sein sollte.
Das Problem war, dass ich sie immer noch irgendwie brauchte. Ich hatte keinen Dev mehr. Sarah hatte ich mal wieder vor den Kopf gestoßen, zwischen Abbey und mir herrschte nach wie vor Funkstille, und Matt war wie vom Erdboden verschluckt.
Ich machte mich bereit.
»Denn«, sagte sie, »es bedeutet, dass die Ungewissheit aus der Welt ist. Manchmal habe ich mich gefragt, was wohl geworden wäre, wenn wir zwei uns zusammengetan hätten, nachdem es mit Sarah und dir aus war. Ich habe dir bei London Now einen Gefallen getan, aber gleichzeitig auch gesehen, wer du bist. Ich hatte gehofft, ich würde dich nicht mögen. Aber ich weiß auch, dass es manchmal besser ist, etwas nicht zu wissen.«
Ich sah sie nur an. Sie gab sich lässig, als würde sie aus der Zeitung vorlesen.
»Zum Glück weiß ich jetzt Bescheid. Und du auch, was wichtig ist, besonders nach allem, was du verloren hast. Es kann nie wieder diese Sehnsucht oder irgendwas geben. Denn um es klar zu sagen: Ich glaube, wir wissen beide, dass wir in fast jeder Hinsicht nicht die Richtigen füreinander sind.«
Ich lachte und nahm meinen Löffel wieder auf. Man hört immer wieder, dass Leute in so etwas hineinstolpern. Man hört, dass sie für immer bleiben, weil ihnen die Kraft fehlt, sich wieder daraus zu befreien. Das hätte auch in der Blackstock Road passieren können. Es hätte das Ende der Geschichte sein können.
»Ich meine, als Paar wären wir
Weitere Kostenlose Bücher