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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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doch das reine Grauen«, sagte sie und blickte endlich zu mir auf. »Allein, wie du deinen Löffel hältst. Ich könnte nie ernsthaft mit einem Mann zusammen sein, der seinen Löffel so hält. Und dann deine ach so anspruchsvollen Filme, die du dir gar nicht ansiehst, was ich weiß, weil du deine Jim-Jarmusch-Box noch nicht mal ausgepackt hast. Und außerdem liegen unter deinem Bett immer noch die Umzugskartons, was das Maß an Verbindlichkeit zeigt, das du an den Tag legst …«
    Ich lächelte. Wir waren zwei unglückliche Menschen, die eine Weile miteinander lebten und sich freuten, dass da jemand war, und sich damit zufriedengaben. Jetzt konnten wir uns den normalen Beziehungstrott sparen. Jetzt konnte ich nachts auf dem Sofa pennen, und sie musste sich nicht mehr schlafend stellen, wenn ich herein getorkelt kam.
    Sie war kein Dev. Aber ich hatte einen Freund gewonnen.
    »Wollen wir ausgehen?«, fragte ich.
    Zoe hatte Schorle in der Nase und schniefte.
    »Blockflötengesicht?«, sagte sie, und am Nachbartisch drehte sich jemand zu ihr um. »Das ist doch eine großartige Beleidigung!«
    »Ich freue mich, dass sie dir gefällt.«
    »Und wie hat sie reagiert? Nein, vergiss es … wie hat Gary reagiert?«
    Das Ganze schien ihr Spaß zu machen.
    »Er hat mich mehrmals ›Kumpel‹ genannt und versucht, sich mit mir zu verbrüdern.«
    »Die beste Rache!«, sagte sie. »Er ist ein Profi. Damit beweist er Sarah, was für ein Mann er ist – und dass du ein kleiner Junge bist. Genial. «
    Es tat gut. Es hätte unangenehm werden können, über die Folgen eines Ereignisses zu sprechen, an dem Zoe keinen geringen Anteil hatte. Aber es tat gut. Darüber zu reden, nahm ihnen irgendwie den Schrecken und mir meine Aufgeblasenheit. Es kam mir vor, als hätte ich für mein Leben etwas zurückgewonnen. Eine alte Freundin, die mich gut kannte, die sich über meine Hilflosigkeit mit Cocktails und feuchtem Zigarettenpapier amüsierte und sich offenbar überhaupt nicht verändert hatte.
    Der Druck war weg. Sie hatte mir gefehlt.
    »Und was dann?«, sagte sie gerade, beugte sich vor, begierig nach mehr.
    »Dann habe ich sie bei meinen Facebook-Freunden gelöscht«, sagte ich. »Nur dass ich es gar nicht selbst war. Es war Abbey, aber merkwürdigerweise schien Sarah deshalb zu glauben, ich wäre erwachsen geworden und würde mein Leben in die Hand nehmen.«
    »Willkommen im einundzwanzigsten . Jahrhundert. Ausgesprochen reif von dir. Was dann?«
    »Dann bin ich auf ihrer Verlobungsfeier gelandet, Ab bey hat mehreren Gästen Drogen verabreicht, und danach ging alles irgendwie den Bach runter, denn ihre beste Freundin Anna hat versucht, eine Straßenlaterne mit in den Bus zu nehmen, und Gary hat seine Fußmatten vollgekotzt.«
    Zoe schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und rief: »Ha!«
    »Wir hätten eine Geschichte daraus stricken sollen!«, sagte sie. »Wie man eine Trennung wie ein Mann nimmt.«
    Ich lächelte und nahm einen Schluck von meinem Bier.
    »Demnächst sind sie verheiratet, und dann ist bestimmt bald alles vergessen.«
    »Wie lange ist es noch hin?«
    »Einen Monat. Sie wollen keine Zeit verlieren, damit Gary sich offiziell als Sarahs Ehemann vorstellen kann, sobald das Baby da ist.«
    Sie lachte. »Und diese Abbey … diese Sängerin, ist sie das Mädchen? Hast du die Annonce für sie aufgegeben? Denn eigentlich fand ich das ganz süß. Ich wollte nichts sagen, weil … na ja, ich denke, es hat wohl nichts gebracht. Oder es ging schief. Weshalb du jetzt in der Blackstock Road wohnst und nicht bei ihr …«
    »Abbey ist nicht das Mädchen. Abbey ist ein Mädchen, aber nicht das Mädchen.«
    »Und wer ist das Mädchen?«
    Ich lachte. Das war nett. Es war, als klärte sich die Luft. Keine Verlegenheit, keine Reue, nur Freundschaft.
    »Ich weiß nicht, wer sie ist«, sagte ich.
    »Du weißt es nicht? Du weißt nicht, wer das Mädchen ist? Meinst du das im übertragenen Sinne? Du kennst sie, aber du weißt nicht, wer sie wirklich ist? Wird es eine Telenovela?«
    Ich stand auf, um ihr ein Bier zu holen und mir zu überlegen, wie ich die Geschichte zusammenfassen konnte. Und nachdem ich mich wieder hingesetzt und fertig erzählt hatte, sah sie mir in die Augen und sagte: »Du hast immer gepredigt, Beziehungen bräuchten einen Anfang. Den hast du. Aber was willst du jetzt mit dem Ende machen? Denn das hier – du und ich in diesem muffigen Pub in Highbury, kurz bevor wir wieder in diese düstere Wohnung in Highbury tapern –

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