Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
Vom Netzwerk:
von denen ich beim besten Willen nicht sagen könnte, worum es dabei geht.
    Am Ende durfte er vielleicht knurrigen Toningenieuren ein halbes Jahr lang Tee kochen, oder er bekam ein Praktikum und spielte das Mädchen für alles, aber früher oder später würde er eine Chance bekommen, die ihn selbst zum Toningenieur machte. Ich merkte, dass ich seltsam neidisch wurde, während ich mich gleichzeitig total für ihn freute.
    Er hatte sein Ding gefunden.
    Zoe machte sich immer noch einen Spaß daraus, mich mit dem Mädchen aufzuziehen.
    »Du musst was unternehmen«, sagte sie beim Umrühren. Es gab Würstcheneintopf – das Einzige, was wir mit dem Gemüse aus dem Kühlschrank und der einsamen Dose unter der Spüle zusammenschustern konnten. »Ich finde, du solltest unbedingt Estonia Marsh anrufen und ihr sagen, dass du diese Sache mit Wake Up Call machen willst.«
    »Nein«, sagte ich. »Von jetzt an lasse ich das Schicksal über mein Leben bestimmen. Dev hat dauernd vom Schicksal gesprochen.«
    »Du redest, als wäre er gestorben. Er wohnt in der Caledonian Road.«
    »Inzwischen in der Brick Lane«, sagte ich. »Stand bei Facebook. Er ist umgezogen. Übernimmt ein Restaurant von seinem Vater. Also nichts mehr mit Power Up! Nächste Woche schließt der Laden offiziell.«
    »Sind doch komisch, diese Sachen wie Facebook oder Twitter. Man bekommt nur eine Momentaufnahme aus dem Leben der anderen zu sehen. Fast als müsste man die Leute gar nicht mehr treffen. Man bekommt ihre Momente wie am Tropf verabreicht. Vom ganzen Drumherum kriegt man gar nichts mit. Das nenne ich effiziente Freundschaft.«
    Ich sollte Dev besuchen. Bei Abbey war es irgendwie ihre Entscheidung. Sie würde mit mir erst wieder warm werden müssen, und angesichts der kurzen Zeit, die wir uns kannten, konnte ich nicht darauf bauen. Sarah hatte ihre Haltung unmissverständlich klargemacht, und Gary würde mit seinem Gesäusel bestimmt dafür sorgen, dass diese sich in absehbarer Zeit auch nicht änderte.
    Aber was Dev anging … nun, da lag es an mir.
    Ich beschloss, darauf hinzuarbeiten. Es hatte keinen Sinn, etwas zu überstürzen. Vielleicht konnte ich einen kleinen Ausflug zur Brick Lane machen und mir ein Curry gönnen. Ich hatte sogar eine Idee für Dev. Was ganz Tolles. Etwas, das die Situation zwischen uns wieder etwas entspannte. Ich hatte Zoe gefragt, ob sie das für mich klären könnte, woraufhin sie ein paar Anrufe getätigt und mir zugesagt hatte, dass es klappen würde.
    Aber erst gab es da noch jemand anderen, den ich sehen wollte. Und als ich gerade über das Wie und Wann nachdachte, fing meine Tasche an zu brummen.
    »Hallo!«
    »Jason?«
    »Der bin ich.«
    Eine Sekunde Pause. Dann: »Hier ist Damien Laskin.«

einundzwanzig
    Oder: › › Go Solo ‹ ‹
    »Hi«, sagte ich mit dem Handy in der Hand, auf dem Flur draußen vor der Wohnung, mit seinem fleckigen, blauen Teppich und dem kaputten Fenster zum Hof. »Hi, Damien.«
    »Hören Sie, ich will es kurz machen«, sagte er. »Wir sollten uns treffen.«
    Ich muss wohl einen Moment gezögert haben, denn sehr schnell ließ er folgen: »Ich weiß, ich bin damals ziemlich heftig auf Sie losgegangen, weil ich nicht sicher war, was Sie von mir wollten. Da bin ich mir immer noch nicht sicher, aber ich glaube nicht, dass Sie mir schaden wollen. Würden Sie dem zustimmen?«
    »Ja.«
    »Sagen Sie es.«
    »Ich will Ihnen nicht schaden.«
    »Auch nicht meiner Familie.«
    »Auch nicht Ihrer Familie. Natürlich nicht! Hören Sie, Damien, es ist eine komische Geschichte und …«
    »Nein, nein, wir treffen uns und reden, okay? Montag, so gegen fünf. Schlagen Sie einen Treffpunkt vor.«
    Das tat ich, und danach wurde ich irgendwie nervös.
    »Woher … woher haben Sie meine Nummer?«
    »Ich hätte Ihre Nummer auf tausend verschiedene Weisen bekommen können, Jason. Aber tatsächlich habe ich sie – und ehrlich gesagt, rufe ich deshalb heute an – aus dem Schaufenster vom Kebabladen bei mir an der Ecke.«
    Er lachte, dann legte er auf.
    Das Queen’s Head liegt an der Essex Road, ein ehemaliger Schwulenpub, der inzwischen Ledersofas und echt französische Tischkicker für die Mittelklasse bereithält, irgendwo zwischen schrulligem Antiquitätenladen mit Teddybären und Messinglampen und den schickeren Restaurantketten, in denen freundliche Fremde auf Kommando Luftballons an Kinderstühle knoten.
    Ich stand eine Weile draußen, während sich der Laden zu später Stunde leerte und die Gäste den letzten

Weitere Kostenlose Bücher