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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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Mantel mit Schuhen eilig vorüberging. »Das ist ein großer, schwarzer Mann.«
    Dev fing an zu lachen. Manchmal ist er ein Idiot.
    »Na, das kann ich ja nicht wissen, oder? Ich hab das Mädchen schließlich noch nie gesehen. Welche Haarfarbe hat sie denn?«
    »Irgendwie … blond.«
    »Irgendwie?«
    »Na ja, blöndlich.«
    »Augen?«
    »Absolut.«
    »Welche Farbe? «
    »Das müsstest du sie mal fragen.«
    »Verfolgungstechnisch müsstest du mal einen Level weiterkommen. Meine Runde!«
    Dev ging in den Pub, und ich lächelte, dann schüttelte ich den Kopf und lachte. Denn, mal ehrlich, das war doch alles so was von blöd. Blöd, aber lustig. Wäre ich allein gekommen, nun … das wäre seltsam gewesen. Und außerdem wäre es nie passiert. Aber mit Dev fühlte es sich an wie … na ja … fast wie ein Abenteuer. Als stieße man auf irgendeinen Wegweiser und folgte ihm, nur um zu sehen, wohin er wies. Und ich nahm es nicht ernst. Nicht wirklich. Ich meine, dieses Mädchen konnte alles sein. Sie konnte ein Nazi sein. Und einen Freund haben. Der ebenfalls Nazi war. Vielleicht hatten sie sich gerade einen Nazihund gekauft und tanzten in ihrer Freizeit Nazitänze. Es gibt Milliarden Gründe, wieso diese wildfremde Frau vollkommen unpassend sein moch te für …
    Tja, wofür? Was erwarte ich hier eigentlich? Ich meine, nehmen wir mal an, sie taucht heute Abend auf. Was dann? Was sage ich, was nicht allzu seltsam klingt oder unheimlich oder geistesgestört? Gebe ich mich lässig? Sage ich ihr außerdem, dass ich sie gestern Abend gesehen habe und dass ich ihre Kamera bei mir hatte, sie ihr aber nicht mehr rechtzeitig geben konnte? Dass ich es hätte tun können, es aber nicht wollte?
    Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Fünf nach sechs. Das war ungefähr die richtige Zeit. Ich sah die Straße hinauf zum Snappy Snaps an der Ecke. Da hingen ein paar Leute herum. Eine Bande von Halbstarken steuerte auf das Zilli’s zu. Aber keine Spur von dem Mädchen. Noch nicht.
    »Bitte schön«, sagte Dev und reichte mir mein Bier. »Hast du sie schon gesehen? Sie muss hier irgendwo arbeiten. Du bist ihr doch immer nur dann begegnet, wenn sie wegwollte, oder? Nie, wenn sie ankam.«
    Ich nickte.
    »Ja, dann muss sie hier irgendwo arbeiten. Ziemlich viele Edelhostessen in dieser Gegend. Und Politessen auch. Wahrscheinlich ist sie das eine oder das andere. In welche Richtung fährt sie?«
    »Tja, also, ich habe sie ja erst zweimal gesehen, aber sie fuhr immer da lang. Beide Male hat sie sich ein Taxi genommen.«
    »Interessant. Vermutlich hat sie es nicht weit. Die U-Bahn ist ja gleich da vorn. Somit können wir mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass sie hier in der Gegend arbeitet und in der Nähe wohnt. Es sei denn, sie trifft sich mit einem Freier.«
    »Sie ist keine Hostess«, sagte ich. »Und auch keine Politesse.«
    Jetzt starrten wir beide die Straße hinauf.
    Konnten sie aber nirgendwo entdecken. Es war schon zehn nach, und sie war immer noch nicht da. Dev sah mich an, schob die Unterlippe vor und wippte auf und ab.
    Ich kam mir komisch vor. Der Vorwand schien nicht mehr zu halten. Ein dünner Schleier des Vergnügens lag über der ganzen Sache, doch wurde dieser zusehends dünner. Dev schnalzte ein paarmal mit der Zunge und zog die Nase hoch.
    Was machten wir hier?
    »Hör mal, lass uns gehen«, sagte ich.
    »Das soll wohl ein Witz sein!«, sagte Dev. »Ich will wissen, was du zu ihr sagst!«
    Plötzlich war es kein Vergnügen mehr.
    »Nein, ich komm mir komisch vor«, sagte ich. »Lass uns nach Hause gehen. GoldenEye spielen. Oder FIFA .«
    Das funktionierte normalerweise reibungslos.
    »Ach, lass uns noch ein bisschen warten«, sagte Dev. Schweigend standen wir beide da und suchten die Charlotte Street ab.
    Wir trafen sie nicht.
    Natürlich trafen wir sie nicht.
    Jeder war doch schon mal zwei Tage nacheinander irgendwo. Das macht es noch längst nicht zur Regel.
    Wir standen draußen vor dem Pub, wie alle anderen auch, und Dev drehte seine Zigaretten, die Abendsonne tief am Himmel, die Straße warmer Bernstein.
    Um halb acht oder vielleicht fünf nach halb hatte sich unsere Konversation erschöpft.
    »Trinken wir noch das Bier, für das wir eigentlich gekommen sind?«, fragte Dev achselzuckend.
    Ich antwortete: »Nicht hier.«
    Also liefen wir die Charlotte Street entlang zur U-Bahn, und dann, direkt an der Ecke, draußen vor dem Snappy Snaps, brachte Dev mich zum Stehen.
    »Diese Sache mit Sarah«, sagte er und nahm meinen

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