Auf den ersten Blick
zu eng oder viel zu kurz oder Hosen mit Gummizug, die er für neun Pfund aus dem Katalog bestellt. Und … war das ein Kapuzenpulli? Wieder heulte der Wagen auf, und plötzlich begriff ich … ich wurde Zeuge eines Diebstahls! Da war ein Raub im Gange! Jemand versuchte, Devs Auto zu klauen! Na ja, also, es erst zu reparieren, aber dann zu klauen!
»Dev!«, schrie ich und kippte vor lauter Aufregung rückwärts aufs Bett. »Dev!«
Aber es kam keine Antwort. Ich brauchte eine Waffe, und zwar dringend. Dumm war nur, dass ich höchst ungenügend mit Waffen ausgerüstet bin. Ich besitze kein Nunchaku, unsere Messer sind allesamt stumpf, und meinem Badmintonschläger mangelt es an der nötigen Bedrohlichkeit. Also schnappte ich mir eine Haarbürste von dem kleinen Tisch im Flur und war kurz überrascht, weil ich gar nicht wusste, dass wir eine Haarbürste hatten, und ich klopfte im Vorüberwetzen an Devs Tür.
»Jemand klaut dein Auto!«, rief ich und trampelte schon die Treppe hinunter, die Haarbürste fest in der Hand, meine Gedanken rasten, während ich mich zu entscheiden suchte, welches Ende bedrohlicher aussehen mochte.
Ich nahm die Kette von der Tür, riss sie auf und stand plötzlich da, direkt vor dem Cherry, blinzelnd in der Morgensonne, ein Mann in Unterhosen, mit einer Haarbürste, die er heute offensichtlich noch nicht benutzt hatte.
Und da stand er. Der Dieb. Mein Feind. Noch immer unter der Haube, schraubte er nach wie vor herum, ahnte nichts von der schrecklichen Gefahr, in der er sich befand … Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich ihn einfach mit der Bürste niederschlagen oder irgendeine Warnung rufen sollte … aber was war eine gute Warnung? Und was sollte ich danach sagen? »Warum reparierst du dieses unsägliche Auto?«, war das Einzige, was mir sinnvoll erschien, also hielt ich stattdessen meine Bürste hoch und sagte nur: »Hey!«
Das Jaulen hörte auf. Ich hielt meine Bürste fester.
»Guten Morgen, Sir«, sagte der Mann.
Oh.
Es war Matthew Fowler.
Wieso reparierte Matthew Fowler Devs Auto?
»Matt?«, sagte ich. Und dann dämmerte mir, dass ich in Unterhosen dastand und eine Haarbürste schwenkte.
»Oi, oi!«, sagte eine Stimme links von mir. Es war Dev, der auf uns zukam, mit Kaffeebechern und kleinen, braunen Tüten. Eine davon warf er mir zu, und ich drückte sie an meine Brust. Sie war warm und feucht und fettig.
»Oz hat uns Schinkensandwiches gemacht«, sagte er. »Du wolltest eine Fanta, oder, Matt?«
Matt zeigte ihm den erhobenen Daumen, dann deutete er auf das Auto.
»Ausgeschlagenes Schwungrad«, sagte er.
Dev und ich nickten und sagten: »Ah, ja.«
»Das krieg ich hin.«
»Wie kommt es, dass Matt dein Auto repariert?«, sagte ich und zog dabei irgendeine Jeans an.
»Na ja, solange es kaputt ist, können wir nicht fahren.«
»Nein, ich meine, wieso Matt? Und was meinst du mit ›fahren‹? Wohin denn?«
»Wir machen unsere kleine Reise! Unsere Reise, um den Frauen dieser Welt die frohe Botschaft zu überbringen! Wir haben doch gestern Abend alles geplant!«
Ich war mir ziemlich sicher, dass wir das nicht getan hatten. Aber was, wenn doch?
»Ich hatte gerade versucht, die Karre in Gang zu kriegen, als Matt vorbeikam und fragte, ob ich dich kenne. Erst habe ich Nein gesagt, für den Fall, dass er so was wie ein Auftragskiller ist, aber dann meinte er, dass er in einer Autowerkstatt arbeitet. Damit war der Fall klar.«
Ich trat ans Fenster. Sieh mal einer an. Matt Fowler machte sich nützlich.
Ich biss noch einmal in mein Schinkensandwich, als sich das Jaulen draußen in ein tiefes Knurren verwandelte.
»Um zehn geht’s los«, sagte Dev begeistert.
»Aber wo fahren wir denn hin?«
»Haben wir doch alles besprochen!«, sagte er, klatschte in die Hände und hüpfte die Treppe hinunter.
Ich stopfte ein frisches T-Shirt in eine Tesco-Tüte und griff mir meine Brieftasche. Na gut, wieso nicht? Ein kleiner Ausflug könnte lustig sein. Aber ich hatte so ein ungutes Gefühl, als wüsste ich, was Dev im Schilde führte.
Draußen sah ich etwas Merkwürdiges.
»Ach … du kommst auch mit, Matt?«
Er saß auf der Rückbank und trank seine Fanta. Vielleicht setzten wir ihn irgendwo ab.
»Ich habe Matt auf unsere kleine Reise eingeladen«, sagte Dev und verputzte den letzten Bissen von seinem Sandwich. »Er hat das Auto repariert. Er hat den Ausflug mehr verdient als wir.«
Ich sträubte mich ein wenig. Das war doch irgendwie schräg. Das konnten wir nicht machen.
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