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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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von ihm ab. »Rutsch mal rüber.«
    O Gott. Sie wollte neben Matt sitzen.
    Ich warf Dev einen ängstlichen Blick zu, aber er sah mich gar nicht an. Er war begeistert. Matt starrte in sein Glas. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Sie hatte mich gebeten, etwas rüberzurutschen. Mich. Was soll man tun, wenn ein stämmiges Mädchen einen bittet, mal ein Stück zu rutschen? Ich meine, Paul hatte ihr ein Bier bestellt, wer auch immer Paul sein mochte. Wahrscheinlich wartete er auf sie. Und dieser Mann – dieser Mann mit seinen Muskeln und Fäusten und Schnallen – stand immer noch da, ragte über uns auf … wer war das? Ihr Freund? Ihr Bruder? Sie trat auf mich zu und gab mir ein Zeichen, also fügte ich mich.
    Schon ließ sie sich nieder, versank in den Polstern des kleinen Sofas, das mich um Daumenbreite anhob, worauf hin ich mich, ehrlich gesagt, etwas weniger männlich fühlte, als mir lieb war.
    Ihre drallen Freundinnen schoben ab und nahmen den Mann mit, jedoch erst nachdem er mich mit seinem Blick durchbohrt hatte.
    »Wo kommst du her?«, fragte das Mädchen, doch bevor Matt überhaupt antworten konnte, war Dev schon näher herangerückt.
    »London«, sagte er. »Nordlondon. In der Nähe vom Bahnhof Angel Tube.«
    Sie ignorierte ihn.
    »Nur für eine Nacht hier, was?«
    Sie nahm einen Schluck von ihrem blauen Zeug, und Matt nickte nur.
    Es folgte eine betretene Pause.
    »Weißt du, was ich auf dem Herzen habe?«, sagte Dev und machte eine Pause. »Meinen linken Nippel!«
    Er strahlte, begeistert von seinem Witz, seinem Witz, dem Witz, den er seit Jahren jedem Fremden erzählte, doch das Mädchen sah ihn erst nur an. Dann blickte sie dorthin, wo vermutlich ihr linker Nippel war. Ich lächelte Dev ermutigend zu, was wohl eher wie eine Fratze aussah, und wandte mich ab.
    Am anderen Ende der Disco saßen die Freundinnen des Mädchens unbeachtet da und schlürften unbeteiligt ihre Drinks, während der Mann und seine zwei Kumpane auf der Bank hockten und uns anstarrten.
    Wir blieben noch ungefähr zehn Minuten, bis sich das Mädchen schließlich wieder auf den Weg zu seinem Bier und seinem Gönner Paul machte.
    »Dieses Mädchen auf dem Foto …«, sagte Matt, während er seine Pommes mampfte. »Wollt ihr sie jetzt suchen, oder was?«
    Wir saßen auf einer Bank, das Ende des Abends stand bevor, und ich lachte.
    »Meinst du denn, dass wir sie suchen sollten?«
    »Heute Abend fällt eine Entscheidung!«, lallte Dev. »Es liegt in der Luft! Wir haben schon ein Pfund an der Quiz-Maschine gewonnen und waren in einer Ausstellung über Wolle. Der Zeitpunkt ist perfekt!«
    Wir kamen hoch und machten uns auf den Weg zum B&B.
    »Was für eine Entscheidung denn?«, sagte Matt.
    »Keine Ahnung! Jase sollte dieses Mädchen finden! Ich werde Pamela zur Frau nehmen! Und du … du kannst … na, was willst du denn machen?«
    »Weiß nicht«, sagte Matt.
    »Na, wir finden schon noch was für dich. Irgendwas Einschneidendes und Lebensveränderndes und Gutes.«
    »Ich wäre gern glücklich«, sagte Matt, und Dev und ich blieben stehen.
    Matt aber nicht.
    Matt ging einfach weiter.
    »Bin gleich wieder da«, sagte er und joggte auf einen Ladeneingang zu. Dev und ich gingen wieder weiter.
    »Er ist ein netter Kerl«, sagte Dev.
    »Ist er.«
    »Wie war er in der Schule?«
    »Nicht … ganz so.«
    »Er mag dich.«
    »Das ist hier kein Blind Date.«
    »Nein, ich meine nur, er blickt zu dir auf. Muss seltsam für ihn sein, mit seinem alten Lehrer abzuhängen.«
    »Ist für mich auch ein bisschen seltsam.«
    Wir kamen um eine Ecke. Ein paar Typen auf einer Bank draußen vor einem Outdoorladen fingen an zu lachen. Einer von ihnen kickte eine Dose gegen die Ladenfront.
    In so einer Situation war es nicht gut, ein Mann zu sein. Schlimmer noch war es, zwei Männer zu sein. Zwei Männer sind eine Bande. Eine rivalisierende Bande. Selbst wenn einer Stoffhosen trägt und der andere immer noch nach Brathähnchen riecht.
    Die Typen lachten schon wieder, und augenblicklich sah ich überallhin, nur nicht zu ihnen, aber ich wusste, dass sie mindestens zu dritt waren und Dosen gegen Läden kickten. Dann wagte ich doch einen Blick und … Scheiße.
    Es waren dieselben Typen.
    Die Typen von vorhin.
    Ich plusterte mich auf, ging zielstrebiger und männlicher, wie sie es einem in den Dokus immer erklären. Sei groß. Sei mutig. Sei selbstbewusst. Lass dich fünf Minuten später verprügeln. Diesen Gang habe ich in zahllosen Nächten auf der Caledonian Road

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