Auf den ersten Blick
wusste nicht, was ich kaufen sollte, also kaufte ich von allem etwas.
Croissants. Schokobrötchen. Rosinenschnecken. Sechs Bretzeln und eine Tüte Nüsse.
Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit fühlte ich mich wieder als Teil der arbeitenden Bevölkerung und stellte Robs Bürostuhl etwas niedriger ein, damit er sich ein bisschen mehr so anfühlte, als wäre es meiner, dann schuf ich in seinem Chaos etwas Platz, damit ich arbeiten konnte.
Bald würde Zoe kommen, und dann die anderen. Clem, der Filmredakteur. Anthony, der Kulturredakteur. Alle be reit, die nächste Ausgabe aus dem Batzen, den Manchester uns schickte, und den Brosamen, die wir selbst fanden, zusammenzubasteln, wobei wir geflissentlich die sprichwörtliche tickende Uhr ignorierten, die über uns zu hängen schien. Ich wollte sie mir nicht vorstellen. Ich war einfach nur froh, hier zu sein, ein winziges Rädchen im Getriebe einer denkbar schlechten Geschäftsidee, in einem Raum, so beige, als wäre er in Tee getunkt, mit verschrammten Wänden, Macs, lustigen Postern und vergessenen Werbegeschenken. Ein riesiger Guinness-Hut mit der Aufschrift Happy St. Paddy’s Day! lag neben dem Papierkorb unter einem Schreibtisch, nur ein einziges Mal benutzt, gleich neben einer dicken Stoffkatze mit Saugnäpfen an den Pfoten, die ein Kurier gebracht hatte, »zur Feier der lang erwarteten Veröffentlichung von Garfield auf DVD und Blu-ray!«.
Dev wäre begeistert von dem Zeug. Er würde es aufbewahren und sich daran erfreuen. Jeden März würde er es kaum erwarten können, seinen Guinness-Hut aufzusetzen, und garantiert würde er die dicke Katze im Nissan einquartieren in der Hoffnung, an der Ampel mit jemandem ins Gespräch zu kommen. Ich nahm mir vor, ihm bald was mitzubringen, als Zeichen meiner Anerkennung. Er hatte gewusst, dass ich mal rausmusste. Also hatte er mich mit rausgenommen.
Ich sah mich im Büro um und entdeckte zwei riesengroße, gelbe Hulk-Hogan-Schaumstofffäuste samt einer Hogan-Knows-Best - DVD .
Die gehörten Dev. Bald, meine ich. Sobald ich eine Weile hier war. Sobald ich sie mir verdient hatte.
Schweigend saß ich da, wie ein neuer Volontär, traute mich nicht, viel mehr als das zu tun, damit ich keinen Ärger bekam. Zwar tauchte mein Name seit ungefähr einem Jahr regelmäßig in der Zeitung auf, aber ich gehörte nicht dazu. Einer nach dem anderen trudelten die Leute ein und setzten sich an Schreibtische. Die Leute, die meist irgendeinen kleinen Bereich zu bearbeiten hatten. Wie das Immobilienmädchen, das entweder darüber schrieb, dass Immobilien teurer wurden, oder darüber, dass Immobilien ein klein wenig billiger wurden. Der Showbiz-Guru (zum Beispiel, und das war exklusiv: »Sienna Miller sagt, sie würde es gern mal mit dem Singen probieren, konzentriert sich aber vorerst lieber auf die Schauspielerei«). Die wöchentliche Auflistung technischer Spielereien (»Kessel sind in ! «). Autos. Sport. Ein wenig informativer Prominentenfragebogen (Beispiel: »Wenn Sie eine Frucht wären, was für eine Frucht wären Sie dann?«). Gesundheit. Finanzen. Und Rezensionen. Meine Abteilung. Alles dazu angetan, in einem vorgegebenen Zeitrahmen gelesen, halb verdaut und weggeworfen zu werden, den die Marketingleute für eine durchschnittliche U-Bahnfahrt durch London ermittelt hatten: zwanzig Minuten.
Ich beschloss, mich ans Werk zu machen, angefangen mit Robs Eingangsfach. Einige Einladungen waren schon geöffnet, für Filmpremieren und Cocktailpartys und CD -Releases. Spannend.
Ich schlitzte ein dünnes Päckchen auf. Noch eine CD von einer Band. The Kicks.
Vielleicht sollte ich einfach mal irgendwo anfangen.
Ich stellte die Stereoanlage an, legte die CD ein und widmete mich wieder meiner Post. Die Leute von Jaffa Cakes hatten eine Packung Jaffa Cakes und eine Stellungnahme zur Zukunft von Jaffa Cakes geschickt, in der stand, dass Jaffa Cakes nicht nur heute sehr beliebt seien, sondern es auch weiterhin sein würden. Die Worte »Jaffa Cakes« kamen ziemlich oft vor.
Hey, dachte ich und drehte die CD -Hülle um. Gar nicht schlecht. Ich sah sie mir näher an.
The Kicks: »Uh-oh«.
Die waren … gut. Ich meine, ich bin kein Musiker. Ich kenne den Unterschied zwischen BBC 6 Music und BBC Classic, ich hab den Melody Maker gelesen, als ich auf dem College war, ich weiß, wer Steve Lamacq ist, und einmal habe ich in einem Pub mit Kupfertischen ganz nahe bei Zane Lowe gesessen, aber ich gehöre nicht zu denen, die eine Band hören und sofort deren
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