Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace

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meinen Platz unter den Leistungsträgern mit ihren Markentaschen und Limited-Edition-Converse noch nicht verdient. Draußen vor dem Newman Arms saßen Studenten in Chelsea-Hemden, deuteten lachend auf das Schild, auf dem »Percy Passage« stand, wobei ihre Peronis und Fosters jedes Mal aus den Gläsern schwappten. Das war typisch für Fitzrovia. Reichlich Gassen und Gänge, der Fluch einer Bande kleiner Grundstücksbesitzer, die alle was zu sagen hatten und mit ihrem winzigen Teil von London ihr ureigenes Ding machten, ohne einen Gedanken an die Zukunft zu verschwenden.
    Das machte Fitzrovia so attraktiv.
    Ich hielt die Augen nach den Jungs offen. Sie mussten jeden Moment kommen, mit dem Ergebnis ihrer Recherche.
    Matt war erstaunt gewesen, als er es sah. Er hatte darauf gezeigt und gesagt: »Guckt mal!« Und dann hatte er noch eine Weile darauf gezeigt, während wir guckten – angestrengt guckten –, aber wir sahen nur ein Auto. Wie sich herausstellte, war es für Matt mehr als nur ein Auto.
    Dev kam hereinspaziert.
    »Wie war dein erster Schultag?«, fragte er und setzte sich.
    »Es war gut.«
    »Hast du denen von ›Level Up‹ erzählt?«
    »Ich dachte, du nennst es ›Game On‹?«
    »›Level Up‹ ist viel kraftvoller. ›Game On‹ klingt wie etwas, das Kinder lesen würden.«
    »Ich hab mich noch nicht drum gekümmert. Ich wollte da nicht reinspazieren und sofort neue Themen anbieten.«
    »Solltest du aber! Zeig, was du wert bist! Hau Ideen raus! Die Leute mögen das! Ideen sind unser Job.«
    »Du arbeitest in einem Videospielladen.«
    »Es geht um Träume, Jase! Ich handle mit Träumen! Ich kann dich zum Piloten machen. Zum Panzerkommandanten. Zum Superhelden. Ich kann dich in einen kleinen, blauen Igel verwandeln. Ich bin wie ein Zauberer oder ein Traumweber oder eine männliche Version dieses Mädchens aus Verliebt in eine Hexe . Erst heute Morgen habe ich jemanden in Daley Thompson ver wandelt.«
    Er trank von seinem Bier und machte ein gewichtiges Gesicht, als könnte nicht jeder im Norden Londons irgendwen in Daley Thompson verwandeln.
    »Ich hatte recht«, waren die nächsten Worte, die ich hörte. »Das Auto.«
    Schwerfällig setzte sich Matt zu uns.
    »Das ist selten. Echt selten.«
    Er wirkte aufgeregt und zog das Foto aus der Tasche. Seine Finger waren ölig, und zu meinem Ärger wurde mir bewusst, dass seine Hände erheblich männlicher waren als meine.
    »Bryn bei der Arbeit schätzt, dass nur zwölf Stück gebaut wurden. Er meinte, es wäre ein Facel Vega Excellence. Was aber gar nicht stimmt.«
    »Na, das hilft uns ja richtig weiter.«
    »Es ist aber irgendein Facel Vega, und zwar aus den Sechzig ern«, sagte Matt und schien sich zu freuen, dass er mir mal was beibringen konnte. »Nur elfhundert wurden produziert. Keine Ahnung, wie viele noch übrig sind.«
    Ich sah mir das Foto noch mal an. Der Wagen war grün und gepflegt, aber viel mehr kann ich dazu nicht sagen. Er hatte Räder. Im Vordergrund stand sie und sah begeistert aus. Ein begeistertes Mädchen unter einem veilchenblauen Himmel, neben einem grünen Auto. Das war wie Cluedo für Spinner.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, inwiefern mich das weiterbringen soll«, sagte ich.
    »Du könntest sie finden, Mann! Es ist ein weiterer Hinweis! Wie Whitby! Such den Wagen, und du findest das Mädchen!«
    »Sie steht nur daneben. Nicht mal genau daneben. Eher ein Stück davor. Und es ist ja nicht gerade so, als könnten wir einfach bei der Zulassungsstelle nachfragen, oder?«
    »Es ist ein Hinweis, Mann!«
    Er lachte ungläubig, und auch Dev lachte ganz kurz, doch dann zuckte er mit den Schultern.
    »Weiß nicht, vielleicht gibt es einen Oldtimerclub, in dem der Wagen registriert ist«, sagte Dev. »Vielleicht gehört er einem Nachbarn von ihr. Oder ihrem … Freund.«
    Ja. Der klobig braun gebrannte Uhrenmann. Natürlich fuhr der einen Oldtimer. Einen, von dem es nur zwölf Stück gab. Das sah diesem Mann, den ich nicht kannte, ähnlich.
    Noch einmal nahm ich das Foto in die Hand.
    »Ich schätze, das ist wohl ein Hinweis …«, sagte ich.
    »Selbstverständlich ist es ein Hinweis!«, sagte Dev. »Hör zu, dieses Auto könnte eine falsche Fährte sein, aber es ist überhaupt irgendwas. Es ist …«
    »Ein Fisch«, sagte ich, weil mir etwas einfiel. »Es ist ein Fisch.«
    Betretenes Schweigen.
    »Passt auf«, sagte ich ganz leise und deutete auf etwas, das mir auf dem Bild eben erst aufgefallen war. Im Hintergrund stand ein Haus. Ein großes,