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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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sorgte sich zu sehr um ihre Figur und den Vertrag, den sie mit Clinique erneuern wollte, und es ist einfach so schwer, wenn man dreißig wird und dein Mann sich nur für sein Geschäft und seine Geliebte interessiert.
    Ich dachte mir, er könnte bestimmt mit einem Sportwagen umgehen und würde Sachen sagen wie: »Ich behandle meine Sportwagen genau so, wie ich meine Frauen behandle«, um dann etwas Geistreiches hinzuzufügen, das mir so schnell nicht einfallen wollte.
    Und außerdem dachte ich über Damien Anders Laskin Folgendes: Ich dachte, wo er auftauchte, lachten die Leute laut und artig über das, was er sagte, ob berechtigt oder nicht, und wenn er einen Raum betrat, brachen sie ihre Gespräche ab, um ihn anzunicken, in der Hoffnung, dass er vielleicht zurücknickte, und Frauen wünschten, er wür de sie heiraten, und Männer wünschten, er würde sich verpissen.
    Es kam mir alles so groß vor. So anders, so viel, womit ich mich messen, wogegen ich kämpfen musste. Wenn ich für Sarah nicht gut genug gewesen war, wenn die Beziehung öde geworden war, obwohl ich …
    »Also?«, unterbrach mich Clem.
    Und da wären wir wieder.
    Leere Blicke. Hochgezogene Augenbrauen. Man hatte mich nach meiner Meinung gefragt. Aber wozu?
    »Also … ich stimme zu«, sagte ich entschlossen und mit schwungvoller Geste.
    Schweigen.
    »Es sei denn«, sagte ich, »ihr hättet gerade über den Mann gesprochen, der gestern mitten in deinem Auftritt ›Du bist peinlich‹ gerufen hat.«
    Clem kehrte mir den Rücken zu. Stellte sich raus, das hatten sie.
    Es zeugt von enormem Selbstvertrauen, wenn auf der Visitenkarte nur Name und Nummer stehen.
    Wer kann allerdings heutzutage dem Internet entkommen? Wer kann sich gegen Google wehren?
    Keine Frage, Damien Anders Laskin brachte Ergebnisse.
    Und zwar reichlich.
    Was wohl zu erwarten war, angesichts der Tatsache, dass er PR machte.
    Es gab einen längeren Artikel über ihn in der Marketing Week . Ein paar Eintragungen beim Telegraph Diary, weil er bei Produktvorstellungen dabei gesehen worden war, wie er sich mit schillernden, glamourösen Frauen namens Camilla oder Claudetta oder Colette an Kanapees gütlich tat. Eine Erwähnung im Observer Food Monthly wegen seiner Investitionen in Restaurants. Der Guardian nannte ihn »ehemaliger PR -Wunderknabe, heutiger Wundermann Damien Laskin«.
    Er war ein Selfmademan. Kam aus der Arbeiterklasse, bekam ein Stipendium an der Universität. Wurde Anfang der Neunziger von einer aufstrebenden PR -Firma in Bradford eingestellt. Vier Jahre danach eröffnete er deren Büro an der Dean Street. Weitere vier Jahre später – Avenue of the Americas. Dann machte er sich selbstständig. Jetzt war er CEO oder MD oder VP von Forest Laskin PR . Das war alles sehr beeindruckend. Ich fand kaum Gründe, ihn nicht zu mögen.
    Und dann las ich:
    »Das Wort ›Forest‹«, exemplifiziert Laskin, 42, »steht für natürliches Wachstum, und dieses natürliche Wachstum haben wir im Visier, Quartal für Quartal, Jahr für Jahr, und dieses Ziel haben wir vom Tag null an auch erreicht.«
    Ich überflog die Liste seiner Kunden. Hoffentlich waren es nur Bingohallen und Gemüsehöker.
    Mercedes-Benz Frühling/Sommer-Kampagne.
    Oh.
    D&G Pop-up Shop-Initiative. Soho/Deansgate/The Lanes.
    Swarovski.
    Grey Goose.
    Breitling.
    Die Uhr. Seine Uhr war eine Breitling.
    Bang & Olufsen.
    Lexus.
    Ich hatte in letzter Zeit nur Gutes über Lexus gehört.
    Und irgendwas in mir zerriss.
    Selbstverständlich hatte Forest Laskin eine Adresse in der Charlotte Street.
    Da waren sie, gleich neben Saatchi & Saatchi, ziemlich genau gegenüber vom Café Roma, in dem ich, ohne es zu ahnen, an jenem Abend von dem Mädchen fotografiert worden war.
    Dev und ich saßen im Nissan Cherry, mit den Füßen zwischen Walker’s-Tüten und Calippo-Pappen, im eingeschränkten Halteverbot.
    Es war 18 . 30 Uhr. In ganz London saßen die Parkplatzwächter schon in der U-Bahn nach Hause. Die Menschen in der Charlotte Street machten für heute Feierabend. Dev war mit einer alten Ausgabe von Game Pro beschäftigt. Ich fand XFM und starrte aus dem Fenster.
    Zum ersten Mal fiel mir auf, wie hübsch die Charlotte Street eigentlich war. Zumindest an diesem Ende, wo sie gepflegter war, nicht ganz so verschroben. Große Bäume ragten über uns auf, Äste reichten über die Straße, verwoben sich dort mit anderen und hielten Sonne, Regen oder Schneematsch fern.
    Es ist eine Straße, zu der die Menschen gern gehören möchten,

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