Auf den ersten Blick
also … ich hab sie mal kennengelernt. Es sind eigentlich Abbeys Freunde.«
Ich drehte lauter. Es war »Uh-oh«. Dann sagte der DJ , dieser Typ, der – glaube ich – mit der einen von den Sugababes zusammen ist: »Brillanten aus Brighton – The Kicks, auf XFM …«
»Das ist mein Zitat!«, sagte ich begeistert.
»So steht es in ihrem Pressetext, und wer bin ich, daran zu zweifeln … kommenden Freitag spielen sie im Scala am King’s Cross, neben Play&Record, den Neighbours From Hell und …«
»Da ist Abbey in der Stadt«, sagte Dev. »Freitagabend.«
Und als der DJ zur Werbung überging, blickten wir auf und sahen, dass Damien Anders Laskin sein Büro verließ und die Charlotte Street überquerte.
»Cherry aktivieren!«, rief Dev, ließ den Motor an und tat genau das.
Wie sich herausstellte, mussten wir nicht weit fahren.
Wir versuchten, ihm zu folgen, aber es ist nicht einfach, einem Fußgänger zu folgen, wenn die Autos hinter einem darauf bestehen, dass man sich etwas mehr Mühe gibt, an die zulässige Höchstgeschwindigkeit heranzureichen. Für Starsky & Hutch war das nie ein Problem.
Außerdem wollte Laskin nicht weit. Er wollte absolut nicht weit.
»Echt jetzt?«, sagte ich und blickte zu dem Schild auf.
Wir warteten fünf oder sechs Minuten, bis wir reingingen.
»Ein Tisch für zwei Personen«, sagte Dev, während ich mich umsah.
Da saß er, am Fenster. Der Platz ihm gegenüber war leer.
Vielleicht wartete er auf sie. Vielleicht begann und endete alles im Abrizzi’s.
»Was sollen wir tun?«, fragte Dev.
»Beobachten«, sagte ich.
Aber es hatte etwas Merkwürdiges an sich. Wieso Abrizzi’s? Wieso sollte er im Abrizzi’s essen gehen? Nicht, dass mit diesem Laden irgendwas nicht stimmte. Aber unten an der Straße war das Roka. Männer wie Damien aßen in Läden wie dem Roka. Und dorthin führten sie auch Mädchen wie »Das Mädchen« aus. Zur Einstimmung bestellten sie Mojitos, und sie brauchten keine Speisekarte, weil sie ständig dort aßen, also übernahmen sie das Kommando und ließen Butterkrebse und schwarzen Kabeljau und Ossietra-Kaviar auffahren.
»Lass uns neben ihm sitzen«, flüsterte Dev.
»Lass uns nicht neben ihm sitzen«, flüsterte ich zurück, doch dann war die Kellnerin schon da, mit ihrer Jason-Priestley-Mütze und entsprechendem T-Shirt, und Dev zeigte mit dem Finger und sagte: »Wäre da am Fenster okay?«
Damien Anders Laskin roch gut.
Ich schätze, wenn ich noch Lehrer wäre, würde ich ihn folgendermaßen beurteilen:
Erscheinungsbild: Damien besitzt eine Ausstrahlung, die einem sagt: »Ich bin sehr beschäftigt und in Gedanken ganz woanders«, selbst wenn er nur an einem Stückchen Brot nagt oder desinteressiert einen Blick in die laminierte Speisekarte eines Restaurants wirft, in dem er fehl am Platz wirkt. Aus der Nähe erinnert er an jemanden aus einer Werbung, in der vermutlich ein großer Edelstahlkühlschrank voller Pok Choi eine Rolle spielt.
Konversation: »Danke«, sagte er zum Kellner, als wir uns setzten, blickte jedoch kein einziges Mal zu ihm auf, als ihm Mineralwasser eingeschenkt wurde, als wäre er ein kleiner Prinz.
Gesamturteil: Mir gefiel der Umstand, dass er den Kellner keines Blickes gewürdigt hatte, weil es bedeutete, dass wir nicht gleich waren.
Obwohl, enttäuschte es mich nicht auch?
Jetzt saßen wir nur Zentimeter von diesem Mann entfernt, und es war seltsam, dass er keine Ahnung hatte, was das bedeutete.
Ich meine, für uns war er so was wie ein Prominenter, dieser Typ. Ich will damit nicht sagen, dass wir von ihm besessen waren oder große Fans oder so, aber wir wussten einiges über ihn. Fast als säße man bei Starbucks neben Jean-Luc Picard. Es ist spannend. Man möchte sie gern wissen lassen, dass man weiß, wer sie sind. Als hätte man irgendwie ihr Geheimnis gelüftet. Tut man aber nicht. Man ignoriert sie. Denn das wollen sie so, und außerdem möchte man nicht, dass sie denken, man möchte, dass sie wissen, dass man es weiß. Wissen Sie?
Ich wusste, dass Dev ebenso empfand. Also studierten wir schweigend unsere Speisekarten und tippten uns ans Kinn und … Moment mal, was machte Dev denn jetzt schon wieder?
»Verzeihung?«, sagte er plötzlich und beugte sich zu Laskin hinüber.
»Dev?«, sagte ich, als hätte ich eine Frage zu den Pizzen. »Hey, Dev …«
»Entschuldigen Sie, wenn ich störe …«
Damien Anders Laskin blickte von seinem iPhone auf und sah uns an … doch was war das? Für den Bruchteil einer
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