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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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fragen, ob er eine Freundin hat?«
    »Nicht so direkt, nein. Frag ihn, für welche Fußballmannschaft er ist, irgendwas Männliches, und dann fragst du ihn, ob er eine Freundin hat.«
    »Ich soll also in einer Bar einen fremden Mann ansprechen, ihn fragen, für welche Fußballmannschaft er schwärmt, und dann sagen: ›Haben Sie eine Freundin?‹«
    »Du lässt es absichtlich schwul klingen.«
    Ich sah wieder zu ihm hinüber, wie er sein Peroni trank und gemeinsam mit einem anderen Mann lachte. Kollege? Freund? Wer es auch war, er stand an den Tresen gelehnt, als gehörte er hierher, als gehörte ihm das Charlotte Street Hotel, und das hier war seine Party, zu der er sich fremde Leute eingeladen hatte.
    Eigentlich wollten wir hier nur noch austrinken und dann rüber ins Newman Arms gehen, um uns unter unseresgleichen noch zwei, drei Bierchen zu genehmigen, aber Dev war plötzlich so aufgedreht.
    »Wenn du es nicht tust, werde ich hingehen«, sagte er. »Er muss irgendwo in der Nähe arbeiten, und entweder hat sie ihn besucht, als du sie getroffen hast, oder sie arbeitet auch hier. Vielleicht sind sie ja einfach nur Kollegen.«
    »Du bleibst, wo du bist!«, sagte ich und sah ihn todernst an. »Es geht nicht um ihn, es geht um sie, und sie ist nicht hier …«
    Aber eigentlich fürchtete ich vor allem, Dev würde mit dem Mann ein Gespräch vom Zaun brechen, ihm das mit den Fotos erklären, sagen, was es doch für ein grandioser Zufall war, und sich dann irgendwie darauf einlassen, sie ihm auszuhändigen. Denn dann würde ich beraubt. Der Chance beraubt. Des Momentes beraubt. Des Momentes, nach dem ich mich sehnte. Des Momentes, in dem ich – was ich ihm verschwiegen hatte – einen Neuanfang sah. Den Anfang einer Geschichte. Etwas, worüber Sarah, älter, zynischer, vom Leben und von mir gebeutelt, lachen würde, ich aber nicht. Etwas, das Männer nicht haben wollen sollen, wonach sie sich nicht sehnen sollen, was sie nicht zugeben dürfen, weil es viel einfacher ist zu behaupten, nur Frauen wollten so etwas.
    Doch als ich Dev das eben erklären wollte, stand er auf und marschierte auf direktem Weg zum Tresen.

fünfzehn
    Oder: › › Man on a Mission ‹ ‹
    »Ich freue mich, sagen zu können …«, sagte Dev Minuten später, draußen vor der Fitzroy Tavern, bebend vor Begeisterung, »… wir wissen jetzt, dass du definitiv eine Chance hast. Ich glaube, du hast definitiv eine Chance.«
    Wir standen da, mit unseren Bieren in der Hand, erleichtert, wieder unter unseresgleichen zu sein, und spähten durch die Scheiben der schummrig beleuchteten Bar. Dev hatte den Moment genutzt und erfreute sich an den Informationen, die er von der Front mitbrachte.
    »Warum ich das glaube? Weil dieser Mann da drinnen …«, er zeigte mit dem nackten Finger, und ich schlug ihm auf die Hand, falls man uns sehen konnte, »… nicht den geringsten Sinn für Humor hat. Du dagegen hast zumindest einen Anflug davon, also hast du schon gewonnen.«
    Ich spähte noch mal durch die Scheibe. Der Freund des Mannes schien etwas Lustiges gesagt zu haben, denn der Mann schlug ihm auf den Arm und warf vor Lachen den Kopf in den Nacken. Aus der Entfernung schien der Mann sehr wohl Sinn für Humor zu haben, aber ich war gern bereit, Dev in diesem Punkt zu glauben.
    »Humor steht immer ganz oben auf der Liste, oder?«, sagte er gewichtig. »Er steht immer ganz oben, also weiß ich gar nicht, was für diesen Mann spricht, abgesehen von Geld und Aussehen und möglicherweise Charme. Aber du … du hast fast so etwas wie Humor.«
    »Meinst du eigentlich, Pamela wird deinen Sinn für Humor mögen? Wenn sie des Englischen erst mächtig ist, meine ich. Wenn sie sich alles über Videospiele angeeignet hat?«
    Dev zog ein Dev-Gesicht. Ich fuhr mit dem fort, worüber ich eigentlich sprechen wollte: »Okay, was hast du zu ihm gesagt? Wie hast du angefangen?«
    »Mir fiel nichts ein«, sagte Dev. »Also habe ich meine Travelcard gezückt und gesagt: ›Ist es nicht komisch, dass da ›jede zulässige Route‹ auf meiner Fahrkarte steht? Heißt das, dass ich auch einen Umweg über den Mond nehmen kann?‹ Und er hat gelacht.«
    »Er hat gelacht?«
    »Er hat gelacht. Danach habe ich den Spruch gebracht, dass ›Cocktail‹ eine komische Bezeichnung ist, wenn man bedenkt, dass weder das eine noch das andere drin ist.«
    »Und hat er wieder gelacht?«
    »Nein, das gefiel ihm nicht. Ich glaube, er fand es etwas anzüglich. Aber ich hatte ihn an der Angel.«
    Ich hatte

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