Auf den ersten Blick
mehr dahintersteckte als eine zufällige Begegnung bei irgendeiner Hochzeit. Es bedeutete, dass es da eine Vorgeschichte gab. Verabredungen bei Tag und Nacht. Vielleicht beruflich, wahrscheinlicher jedoch privat. Außerdem bedeutete es, dass diese Fotos wahrscheinlich ebenso Damien gehörten wie dem Mädchen.
Aber trotzdem, dachte ich. Die Liste kann nicht schaden.
»Hey, gestern Abend habe ich Damien Laskin kennengelernt«, sagte ich beiläufig, und Zoe blickte mit hochgezogenen Augenbrauen von ihrem Bildschirm auf.
»Hast du?«, sagte sie. »Wo?«
»Ach, weißt du … im Abrizzi’s.«
»Abrizzi’s? In der Charlotte Street? Weißt du, dass sie eine Radiokampagne mit deinem Zitat starten wollen? Was hast du da getrieben? Was hat Laskin da getrieben?«
»Ich glaube, sie übernehmen die Werbung für den Laden. Jedenfalls hat er gesagt, er will mich zu seinen Events einladen. Mich auf seine Liste setzen.«
Ich zuckte mit den Schultern, als wäre nichts dabei.
»Ja, ich stehe auch auf der Liste«, sagte Zoe.
»Ja, aber du hast hier das Sagen, also liegt das nah. Ich meine ja nur.«
»Ich steh auch auf der Liste«, sagte Clem.
»Du?«, sagte ich. »Du stehst auf der Liste? Ich spreche hier von der speziellen Liste, nicht von der allgemeinen.«
»Ich stehe auf allen Listen. Ich hasse es. ›Ach, komm doch rüber ins Trocadero und lerne Flippy, das neue Gesicht von Fiat, kennen.‹ Und dann geben sie einem eine Plastiktüte mit einem Flippy-Schlüsselanhänger und einem Kalender, der kaum noch Wert hat, weil schon Juli ist.«
»Ich kenn überhaupt keinen Flippy«, sagte ich. »Und Forest Laskin macht so was auch gar nicht, oder? Die haben große Kunden, große Namen, Mercedes, Sony, solche Leute.«
»Jaja. Die ganz großen Namen. Apropos: Wie war denn deine Abrizzi’s?«, fragte Clem.
Eigentlich hatte ich von Damien nur angefangen, um herauszufinden, was es über ihn zu sagen gab. Nicht über seine Geschäfte, nicht über seine Erfolge und seine Niederlagen, sondern darüber, wer er wirklich war, wenn er zu Hause in Alaska auf seinem Eames-Stuhl mit Blick über London die Beine ausstreckte. Ich wusste, dass Zoe was wusste. Sie war schon lange genug dabei, sie kannte sich aus. Sie hatte Kontakte, und aus Kontakten wurden irgendwann befreundete Kollegen, und befreundete Kollegen landeten früher oder später bei Klatsch und Tratsch.
»Kennst du jemanden bei Forest Laskin?«, fragte ich wiederum sehr beiläufig.
»Ja, viel zu viele«, sagte Zoe und warf mir kaum einen Blick zu.
»Wen zum Beispiel?«
»Die meisten von denen heißen Jo«, sagte sie. »Es gibt auch einige Hannahs, aber die meisten heißen Jo.«
»Was ist mit Damien? Kennst du ihn?«
»Hmm?«
»Ich wollte nur wissen, ob du Damien näher kennst. Er scheint mir ein netter Kerl zu sein. Geerdet und glaubwürdig. Ein Familienmensch, oder?«
»Ha!«, sagte Zoe.
»Was?«
Sie schüttelte nur den Kopf und tippte weiter.
Kurz nach Mittag stellte ich begeistert fest, dass die Sache schon lief. Es passierte was.
Von: Emily@ForestLaskin
An: Verborgene Empfänger
Wegen: Letzte Erinnerung: Special Event für VIP -Gäste, Donnerstag @ 20 : 00 Uhr
Ich musste es noch nicht mal lesen, um zu wissen, dass ich hingehen würde.
In dieser Woche kamen die Einladungen lang und schmutzig.
Ich schätze, in einer größeren Redaktion hätte man die Verantwortung für die Teilnahme vermutlich aufgeteilt. Bedenken Sie bitte, dass wir keine große Redaktion waren.
Events, die ich allein besucht habe: Späte Einladung zur mittäglichen Vorstellung des Mode-Labels Nabarro (ich bekam ein Paar weiche Lederhandschuhe geschenkt), Nando’s »Very-Peri-Peri-Chili-Festwochen« (ich bekam eine Kiste Very-Peri-Peri, die ich an Clem weiterreichte, der interessanterweise nicht eingeladen war, und ich lernte einen Mann namens Martin kennen, dessen Job es war, Chilisoße zu trinken).
Events, die ich mit Dev besucht habe: Weinverkostung der neuseeländischen Tourismusbehörde im Auftrag der Region Marlborough im Vinopolis, mit Whisky-Bar-After party im New Zealand House.
Events, die ich bereits zugesagt hatte, die aber noch ausstanden, mit oder ohne Dev: Trackday in Silverstone, Heißluftballonfahrt mit Champagner zur Feier des neuen Pixar-Films mit Ballon in der Hauptrolle, ein kleiner, intimer Paul-Weller-Gig in der Buffalo Bar, ein Paintball-Match »Journalisten gegen SAS« im Pow Wow, South-end-on-Sea.
Ich kam mir richtig prominent vor.
Jedes Mal hatte ich mich nach
Weitere Kostenlose Bücher