Auf den ersten Blick
einladen!«, sagte er am nächsten Morgen. Er spielte Nazi Zombies und grinste. »Oder nach Wimbledon! Und bestimmt haben sie einen ganzen Haufen Olympia-Tickets gekauft! Da gibt es Privatlogen und Schnittchen! Und ich bin deine Begleitung, ja? Versprich es!«
»Du bist meine Begleitung«, sagte ich, woraufhin er seinen Karabiner nachlud und zur Feier des Tages den nächsten Nazizombie wegpustete.
Plötzlich sah er auf seine Uhr.
»Solltest du nicht längst weg sein?«
Ich weiß, es klingt lächerlich, zu glauben, dass sich alles ändert, weil man auf einer Liste steht. Aber es war ein Zeichen der Würdigung, der Wertschätzung. Sicher, man könnte sagen, ich war im Grunde nur ein irgendein neuer Name auf einer Rundmail, den ein unterbezahlter Assis tent teilnahmslos eintippte, und doch war ich seltsam dankbar dafür, dass Dev mich in diese Lage gedrängt hatte.
In letzter Zeit hatte er das öfter getan. Das war das Gute an ihm. Er war impulsiv, er hatte immer einen Plan. Selbst wenn dieser Plan kein guter Plan war, strotzte er doch vor Optimismus. Dev beteiligt sich einfach gern, und es hat etwas unglaublich Lebensbejahendes, jemanden um sich zu haben, der gern Anteil nimmt. Die Tatsache, dass er das alles machte, um mir dabei zu helfen, über das hinwegzukommen, was mit Sarah passiert war, bedeutete mir viel. Auch die Tatsache, dass wir gemeinsam den Moment nutzten – nachdem wir immer gesagt hatten, wir sollten und konnten und würden es tun –, war großartig. Außerdem hatten nicht wir den Anfang gemacht. Nicht wirklich. Das Mädchen hatte angefangen. Als sie ihren Fotoapparat vergaß, in diesem einen, besonderen Moment, von dem ich hoffte, dass ich ihn mit ihr teilte.
Was also bedeutete sie Damien? Das fragte ich mich. Er war in einer Beziehung, hatte er gesagt. War er mit ihr zusammen? War sie seine Freundin? War er verheiratet und sie seine Geliebte? Wusste sie davon, falls dem so war? War es eine kurze Affäre? Ging das schon länger? Oder hatte sie überhaupt gar nichts mit ihm zu tun?
Vielleicht war sie eine Kollegin, dachte ich. Aus seinem PR -Team. Die arbeiten eng zusammen, diese Teams. Sie gehen auf Events. Sie gehen essen. Arbeiten viel, feiern viel, reißen anzügliche Witze bei Sushi auf Firmenkosten. Man sieht sie manchmal, diese Teams von Leuten, in Anzügen, vereint unter demselben Briefkopf, doppeldeutig schulterklopfend, dann zurück ins Büro. Allzu leicht konnte man sie für mehr als nur Kollegen halten. Vielleicht erklärte das die Vertraulichkeit auf den Bildern dieses glücklichen Mädchens. Oder Damien tauchte auf den ersten paar Fotos nur auf, weil er später nicht mehr dabei war … vielleicht hatte die restlichen jemand ganz anderes aufgenommen. Vielleicht bedeutete sie ihm überhaupt nichts – vielleicht hatte er nur eine flüchtige Erinnerung an dieses Mädchen, das er mal auf einer Party kennengelernt hatte, ein Mädchen, mit dem er unter Umständen fotografiert worden war, ohne dass er sich wirklich daran erinnern konnte. »Du weißt, wie diese Events sind«, würde er vermutlich sagen. »Jeder lässt sich mit jedem fotografieren.«
Oder was wäre, wenn …?
Was wäre, wenn sie auch auf der Liste stünde? Was wäre, wenn sie Journalistin wäre oder Redakteurin oder Redaktionsassistentin, vielleicht für Grazia oder T 2 ? Eingeladen zu Restauranteröffnungen oder Premieren, zu denen sie ihre geliebte Kamera mitnahm, um Erinnerungen festzuhalten wie andere mit ihrem Nokia? Was wäre, wenn diese Fotos nur bei irgendwelchen Vergnügungen aufgenommen worden waren und das Mädchen eben deshalb … nun … so vergnügt aussah?
Es bestand die Möglichkeit, dass sie genau wie ich war und Damien für sie dasselbe darstellte wie für mich.
Hey – sollte das etwa Hoffnung sein? War das Freude, dieses kleine Bläschen, das da in mir aufstieg, als ich von der U-Bahn zum Büro lief?
Und dann, draußen vor dem Bioimbiss, fiel mir das Auto wieder ein.
Natürlich. Das Auto.
Sie war mit diesem Auto auf einem Foto abgebildet, draußen vor dem Alaska Building.
Ich wusste nicht viel über Damien, aber ich wusste, dass unter allen Menschen, die ich in meinem Leben bis her kennengelernt hatte, absolut niemand eher dafür infrage kam, ein seltenes Auto zu fahren oder in einem Penthouse mit Parkettboden in einem Gebäude namens »Alaska« zu wohnen.
Erst das Hochzeitsfoto, dann das Alaska Building. Die ganze Geschichte einer Beziehung in zwei Sekunden.
Und das bedeutete natürlich, dass
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