Auf den Flügeln des Adlers
beschädigte Ausrüstungsgegenstände waren zu überprüfen und aufzulisten.
Nach außen hin nahm Gordon diese Befehle willig entgegen, aber innerlich kochte er beim Gedanken an die Einschränkungen, die ihm seine Pflichten auferlegten. Er wollte unbedingt zu Kate O’Keefes Haus reiten und Sarah Duffy sehen. Während der langen Wochen, die er auf Patrouille verbracht hatte, war ihm bewusst geworden, wie sehr er sie vermisste. Peters unbeherrschte Anschuldigung, dass er sie benutze und um seiner Karriere willen beiseite schieben werde, hatte ihn gezwungen, sich darüber klar zu werden, was in seinem Leben wichtiger war. Ohne den geringsten Zweifel wusste er, dass Sarah ihm mehr bedeutete als eine Offizierskarriere.
Einen Tag dauerte es, bis er alle Verwaltungsarbeiten erledigt hatte, die seine Patrouille betrafen. Bei seinen diskreten Erkundigungen nach Peter Duffy traf er auf verständnislose Blicke. Nein, Trooper Duffy war in Townsville nicht gesehen worden. Sein Ärger wich allmählich der Sorge, aber im Augenblick war Gordon zu beschäftigt, um der Angelegenheit nachzugehen.
Während er an seinem Schreibtisch saß und den letzten Bericht über die Expedition verfasste, entdeckte er zwei seiner Polizisten, die mit grimmigen Mienen auf sein winziges Büro zuhielten. Unbehagen stieg in ihm auf, und er stöhnte und fluchte, als die beiden an seine Tür klopften. Gordon hatte durchaus Grund für seine düstere Vorahnung. Jedes ernsthafte Problem in der Kaserne musste seinen Besuch bei Kate verzögern.
»Trooper Calder, was haben Sie dazu zu sagen?«, fragte Gordon, als die vier Männer in der Polizeikaserne standen. Zwei europäische Polizisten hatten Calder ihrem Kommandeur gemeldet.
In der aus Rinde und Wellblech errichteten Baracke war es heiß und stickig, und Calder kam unter den forschenden Fragen des jungen Polizeikommandeurs noch mehr ins Schwitzen. Er starrte auf den kleinen Haufen Münzen und Banknoten auf seinem Bett, der in seiner Strohmatratze gefunden worden war. »Keine Ahnung, wie das Geld dahin gekommen ist«, erwiderte er.
»Gestohlen hast du’s, du mieser Dreckskerl!«, fauchte einer der anderen Polizisten. »Du verdammter Dieb! Deine eigenen Kameraden zu bestehlen!« Bebend wie ein aufgeregter Foxterrier spie der kleine Polizist die Worte aus.
»Ich weiß nicht, wovon der redet, Sir«, verteidigte sich Calder. »Die haben mich reingelegt.«
»Das glaube ich kaum, Trooper Calder«, sagte Gordon, während er sich vorbeugte, um das Geld vom Bett zu nehmen. »Das wird beschlagnahmt, bis die Untersuchung beendet ist.« Die beiden Polizisten, die Calder dabei erwischt hatten, wie er seine Diebesbeute versteckte, wirkten enttäuscht: Das Geld gehörte zum Teil ihnen. Gordon entging ihre Reaktion nicht.
»Ich glaube nicht, dass die Untersuchung lange dauert. Sergeant Rossi wird dafür sorgen, dass morgen früh bei den Baracken eine Anhörung stattfindet. Ich bin mir sicher, dass die Angelegenheit bis morgen Mittag geklärt werden kann.«
Die Miene der beiden hellte sich auf. Allerdings hätten sie aus dem miesen kleinen Dieb gern ein Geständnis herausgeholt, wenn man sie mit ihm allein gelassen hätte. Kameraden zu bestehlen galt im Grenzland als besonders verachtenswert.
Da Gordon Calder nicht mochte, war er nicht unglücklich darüber, dass dieser bei einem Verbrechen ertappt worden war. Calder hatte damit geprahlt, dass er »diesen Mischling Duffy erledigen« werde, wenn sie erst wieder in Cloncurry waren, aber dazu hatte sich keine Gelegenheit ergeben. Peter Duffy war wie vom Erdboden verschluckt. »In Anbetracht Ihrer Verdienste in der Schlacht gegen die Kalkadoon erteile ich Ihnen bis zur Anhörung morgen früh um zehn Uhr nur Stubenarrest. Sie verlassen dieses Gebäude nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis. Haben Sie das verstanden?«
Calder funkelte Gordon an. Einem Kommandeur, der mit diesem Nigger Peter Duffy befreundet war, schuldete er nichts. Außerdem hatte er nicht die geringste Absicht, eine Anhörung abzuwarten, bei der er des Diebstahls überführt werden würde. »Ich habe verstanden, Sir«, erwiderte er mürrisch. »Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich in der Kaserne bleibe.«
»Gut! Ich verlasse mich auf Ihr Versprechen, Trooper Calder.«
Die Polizisten, die die Vorwürfe gegen Calder erhoben hatten, warfen sich fragende Blicke zu. War Mister James verrückt geworden? Gordon bedeutete den beiden, ihm zu folgen, während Calder neben seinem Bett zurückblieb und
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