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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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nur Mister Duffy kann mir ernsthaft einen Knüppel zwischen die Beine werfen. Haben Sie etwa vergessen, dass er meine Mission mit der Osprey in Ihrem Auftrag sabotiert hat?«
    »Captain Mort hat Ihre Mission vereitelt, nicht Mister Duffy«, erinnerte Horace seinen alten Gegner freundlich. »Mister Duffy hat Ihnen das Leben gerettet, als Sie im Wasser trieben.«
    Manfred rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Hätte Michael Duffy ihn nicht in den tropischen Gewässern von Nord-Queensland über Wasser gehalten, wäre er jetzt nicht mehr am Leben und könnte ihn nicht töten. Dem sonst so unerbittlichen Deutschen entging diese Ironie des Schicksals nicht. Er schuldete Michael Duffy viel, aber sein eigenes Leben war zweitrangig gegenüber den Interessen seines Landes und seines Kaisers. Schließlich war er Soldat und durfte seine Entscheidungen nicht von Sentimentalität beeinflussen lassen. »Ich bin Mister Duffy dankbar dafür, dass er mir das Leben gerettet hat, und ich wünschte, es gäbe einen Ausweg. Aber Sie müssen verstehen, dass ich einen Auftrag zu erfüllen habe. Wenn Sie an meiner Stelle wären, würden Sie ebenso handeln, das weiß ich.«
    Horace nickte. »Ich weiß nicht, ob er Ihnen gesagt hat, dass ich seine Mission vor einigen Tagen abgeblasen habe. Mit Ihrer Folter verschwenden Sie Ihre Zeit.«
    »Er hat uns gesagt, dass er nicht mehr für Sie arbeitet«, erwiderte Michael, »aber ich kann ihn nicht freilassen, solange Sie in Sydney sind. Gemeinsam sind Sie ein gefährliches Team.«
    »Warum schlagen Sie der Schlange nicht den Kopf ab?«, fragte Horace ruhig. »Dann hätten Sie keinen Grund zur Sorge mehr.«
    Manfred starrte den Engländer an und lächelte. »Wir wissen beide, dass ich nicht die Absicht habe, Ihnen etwas zu tun, Mister Brown. Das gehört sich nicht, alter Junge, wie Sie als Engländer sagen würden.«
    »Aber wenn ich tot wäre? Würden Sie mir Ihr Wort als Ehrenmann darauf geben, dass Sie Michael Duffy unbeschadet freilassen würden?«
    »Sollte diese unwahrscheinliche Situation eintreten, würde ich Mister Duffy natürlich freilassen«, erwiderte Manfred verwirrt. »Darauf kann ich Ihnen mein Wort geben.«
    »Gut!«, erwiderte Horace mit rätselhaftem Lächeln. »Haben Sie zufällig ein Schachspiel, Baron?«
    Manfred, dem allmählich dämmerte, welches Drama sich in seiner kleinen Kabine abspielte, erwiderte das Lächeln, bevor er aus einem Staufach ein fein geschnitztes Schachspiel holte. Er stellte das Brett auf den Tisch zwischen ihnen und öffnete eine Flasche teuren Portwein, während Horace die Figuren aufstellte. Manfred hatte zwei Flaschen des edlen Tropfens aufbewahrt, um auf die Besitznahme von Neuguinea für den Kaiser zu trinken, doch er hatte das Gefühl, dass dieser besondere Anlass es rechtfertigte, wenn er seinen sorgsam gehüteten Vorrat anbrach.
    Als jeder seine Farbe gewählt hatte und damit geklärt war, wer den ersten Zug hatte, hob Manfred sein Glas. »Ein Hoch auf die Courage«, sagte er ernst. Horace nahm die Ehrung wortlos entgegen. Keine Anerkennungsreden für das, was er tun würde … nur ein Trinkspruch von einem früheren Feind.
    »Auf Michael Duffy«, erwiderte Horace ruhig. »Den widerwilligen Diener Ihrer Majestät und Vater von Captain Patrick Duffy, der zur angeheirateten Verwandtschaft eines der ehrenwertesten Soldaten des Kaisers gehört. Zu der Ihren, Baron von Fellmann.« Horace’ Erwiderung des Trinkspruchs erinnerte Manfred an seine entfernte Verbindung zu Michaels Sohn, was ihm gar nicht behagte.
    »Sie haben mein Wort, Mister Brown«, wiederholte Manfred sein Versprechen. »Doch für den Augenblick wollen wir herausfinden, wer dem anderen im Schach überlegen ist, und diesem köstlichen Wein die Ehre erweisen.«
    »Seit langen Jahren hege ich den perversen Ehrgeiz, Sie im Schach zu schlagen«, erklärte Horace, während er an seinem Portwein nippte.
    Als die Partie zu Ende war, ließ Manfred den mutigen englischen Agenten allein in der Kabine zurück. Horace hatte zwar die Dame des Barons geschlagen, doch das Spiel des Lebens verloren.
     
    Gunter durchschnitt das festgezurrte Seil, das Michaels Arme immer noch über seinem Kopf fest hielt. Ein stechender Schmerz jagte durch seinen Oberkörper und ließ ihn zusammenfahren, als er die Hand nach einem Seemannshemd ausstreckte, das er als Ersatz für seines erhielt, welches Gunter ihm vom Leib gerissen hatte.
    »Wo ist Horace?«, fragte Michael, während er seine schmerzenden

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