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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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Messerklinge das uralte Kunstwerk zu entweihen. »Ich habe auch das Gefühl, als würden wir beide gezwungen, die Handlungen unserer Väter zu wiederholen.«
    Peter warf ihm einen scharfen Blick zu, doch Gordon starrte fasziniert auf die Höhlenwand. Die Sonne stand jetzt so, dass der dämmrige Raum für einen kurzen Augenblick von einem goldenen Licht erfüllt wurde, in dessen Glanz die Figuren zum Leben zu erwachen schienen. Die Strichmännchen setzten ihre ewige Jagd auf die Riesenkängurus fort und tanzten ihre Corroborees. Vor einer schwarzen Sonne schwebte ein Adler über der roten Erde. »Du denkst also auch, dass eine Macht unser Tun bestimmt, ohne dass wir uns dessen bewusst werden.«
    »Ich hatte auch Angst, dass ich dich am Ende töten würde«, antwortete Gordon leise. »Oder du mich. Deswegen musste ich allein zu dir kommen, um zu beweisen, dass wir die Macht der Geister brechen können.«
    »Du fängst an, wie ein Schwarzer zu denken.« Peter lachte leise. »Hört sich an, als würdest du an Eingeborenenzauber glauben.«
    »Vielleicht erinnere ich mich an das, was Wallarie uns gelehrt hat, als wir Kinder waren.« Gordon drehte sich zu Peter um, der immer noch am Feuer saß. »Dabei habe ich im Gegensatz zu dir gar kein Eingeborenenblut in meinen Adern«, setzte er mit einem schiefen Grinsen hinzu. »Wenn du mit mir kommst, werde ich tun, was du verlangst. Wallarie soll seine Freiheit behalten.«
    Peter erhob sich und ging zu der Stelle, wo er Kleidung und Gewehr abgelegt hatte. Nachdem er sich eilig angezogen hatte, übergab er Gordon seine Waffe. »Warum habe ich das Gefühl, dass du mich überlistet hast? Du hast das wohl von Anfang an so geplant«, meinte Gordon sarkastisch.
    »Ich war schon in der Schule klüger als du«, erwiderte Peter grinsend.
    »Da könntest du Recht haben.«
    Die beiden traten aus der Höhle in den hellen Sonnenschein des frühen Morgens hinaus. Seite an Seite gingen sie durch den Busch und unterhielten sich wie damals, als sie miteinander aufgewachsen waren. Gordon sagte, dass Kate bestimmt die besten Rechtsanwälte aus Brisbane kommen lassen werde, damit sie Peter im Prozess verteidigten, und Peter sprach von der bevorstehenden Hochzeit zwischen seinem besten Freund und seiner Schwester.
    Auf dem Weg zu den Wasserlöchern am Fuß des Hügels waren sie wieder die beiden Jungen, die sich am Lagerfeuer des Darambal ewige Freundschaft geschworen hatten. Zum ersten Mal seit vielen Jahren lachten sie zusammen.
    Doch ihr Gelächter brach abrupt ab, als sie das Lager erreichten. Mit blutüberströmtem Gesicht lag Wallarie auf dem Boden. Um ihn herum standen Polizisten, die Gordon mit der Nachricht empfingen, dass sie den berüchtigten eingeborenen Buschläufer erwischt hätten, als er Matilda befreien wollte.
    Dann überschlugen sich die Ereignisse.
    Niemals sollte Gordon James die schicksalhaften Sekunden vergessen, die ihn sein Leben lang in seinen Träumen heimsuchen würden. Peter griff nach einem Gewehr, das ein unachtsamer Polizist an einen Baumstamm gelehnt hatte, und brüllte, Wallarie solle fliehen. Der alte Krieger rollte sich auf die Beine und entriss einem Polizisten, der nur auf Peter geachtet hatte, den Revolver. Die Sekunden schienen sich zu Minuten zu dehnen.
    Ein Polizist hob das Gewehr, und Peter fuhr herum und zielte auf ihn. Instinktiv riss Gordon die eigene Waffe aus dem Holster und richtet sie auf seinen Jugendfreund. »Nein!«, schrie er, als er sah, dass sich Peters Finger zum tödlichen Schuss um den Abzug krümmte. »Peter, nein!«, brüllte er erneut. Sekundenbruchteile später feuerte er. Den Rückstoß der Waffe in seiner Hand spürte er kaum. Von Entsetzen gepackt, nahm er nur nebelhaft war, dass die Kugel Peter seitlich in den Kopf traf und ihm den Schädel zerschmetterte. Das Blut seines Freundes spritzte über seinen ausgestreckten Arm. Peter brach zusammen, und das Gewehr fiel aus seinen leblosen Händen, ohne dass er einen Schuss abgegeben hätte.
    Wallarie war verschwunden.
    Doch Peter lag tot zu Gordons Füßen, und Matilda brach in lautes Klagen aus. Mit der Leidenschaft eines wilden Tieres warf sie sich auf seinen Körper und schlang ihre gefesselten Hände um sein blutiges Haupt. Gordon, der angesichts der sich überstürzenden Ereignisse noch völlig benommen war, stand wie erstarrt. Die Hand mit den Revolver hing schlaff herab, während seine Polizisten verzweifelt zu ihren Pferden stürzten. Doch der listige Darambal hatte sie

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