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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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Sie folgten ihm am Bachbett entlang.
    Gordon ließ seine Dienstwaffe im Holster stecken, aber seine Männer hielten die Gewehre schussbereit. Lautlos ritten sie auf eine kleine Lichtung, die sich zwischen den großen Bäumen am Fluss öffnete. Dort schlief Matilda zusammengerollt an der erloschenen Glut eines Holzfeuers. Gordon gab einem der Polizisten ein Zeichen, abzusteigen und die Frau gefangen zu nehmen. Als sie erwachte, blickte sie in den Lauf eines Polizeikarabiners, den ihr ein Eingeborener unter die Nase hielt. In der allmählich zunehmenden Helligkeit entdeckte sie hinter ihm weitere berittene Polizisten, die neugierig und teilweise auch mit unverhohlener Begierde auf sie herabstarrten. Sie war verängstigt, wollte es sich jedoch auf keinen Fall anmerken lassen.
    »Wie Name, Mädchen?«, fragte der eingeborene Polizist grob. »Du Name Matilda?«
    Matilda sah keinen Grund, warum sie dies verleugnen sollte, und nickte. Das schien den Polizisten zu freuen. »Das Trooper Duffys Frau«, rief er über die Schulter seinem weißen Offizier zu.
    »Er ist nicht mehr Trooper Duffy«, verbesserte Gordon, wobei er die junge Frau neugierig musterte. Ein schönes Mädchen, dachte er.
    »Wo dein Mann?«, knurrte der Polizist drohend. »In der Nähe?«
    Matilda sprach ausgezeichnet Englisch, aber die Frage schien sie plötzlich nicht mehr zu verstehen. Als dem Polizisten klar wurde, dass sie ihn bewusst ignorierte, hob er drohend den Kolben seines Gewehrs.
    »Hat keinen Sinn, das Mädchen zu verprügeln«, sagte Gordon, um sie zu schützen. »Wir finden ihn schon.« Dann wandte er sich an den Führer. »Kennst du eine Höhle in den Hügeln, die den Nerambura als heilig gilt?«
    Der Mann rutschte unbehaglich im Sattel hin und her und vermied es, dem Polizeioffizier in die Augen zu sehen. »Da oben, Boss«, erwiderte er leise. »Kein gute Schwarze da oben gehen.« Offenbar meinte er den größten Hügel des Massivs.
    »Wo da oben?«, bohrte Gordon nach.
    »Auf Hügel, wo schwarze Felsen.«
    Gordon blickte auf den Berg, auf den sich nun allmählich Schatten und Linien malten, weil die Sonnenstrahlen in die Spalten krochen und die Felsen erhellten. Er entdeckte eine kleine Steilwand aus granitähnlichem Fels und einen dunkleren Fleck, der auf eine Höhle hindeuten mochte. »Dort oben?«, fragte er. Der Viehhirte nickte. Den Namen des Ortes wollte er nicht aussprechen, weil das Unglück brachte.
    »Legt das Mädchen in Eisen«, befahl Gordon, »und passt gut auf sie auf. Ihr darf nichts geschehen. Ist das klar?«
    Murrend stimmten die Polizisten zu, und Matilda wurde unter einem Coolabah-Baum in Ketten gelegt. Dann befahl Gordon, am Wasserlauf knapp unterhalb der Stelle, wo sie Matilda gefunden hatten, ein Basiscamp zu errichten. Während die Polizisten damit beschäftigt waren, das Lager aufzuschlagen, verschwand er heimlich. Er würde allein zur Höhle gehen und Peter suchen.
     
    »Wallarie hat gewusst, dass du uns finden würdest«, sagte Peter Duffy, der im Schneidersitz auf dem Höhlenboden vor einem glimmenden Feuer saß und Gordon offenkundig nicht länger als seinen Vorgesetzten betrachtete. Er hatte alle europäischen Kleidungsstücke abgelegt, und sein fast nackter Körper war mit dem Ocker der Erde bemalt. »Er hat gewusst, dass du herkommen würdest.«
    Gordon griff nach seinem Revolver und suchte mit den Blicken das dämmrige Höhleninnere ab. »Wo ist Wallarie?«, fragte er leise.
    »In der Nähe«, erwiderte Peter vage, während er im Feuer stocherte, um die Glut zu neuem Leben zu erwecken. »Weit kann er nicht sein.«
    »Deine Freundin ist meine Gefangene«, erklärte Gordon, der sich in die Defensive gedrängt fühlte. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er in einen Hinterhalt geraten war. »Ihr wird aber nichts geschehen«, meinte er dann. Peter äußerte sich nicht dazu, sondern starrte weiter ins Feuer. »Du musst mit mir zurückkehren«, drängte Gordon, »und dich der Anklage wegen bewaffneten Raubüberfalls und versuchten Mordes im Dienst stellen.«
    »Ich gehe mit dir nirgendwo hin, Gordon«, erklärte Peter. »Da müsstest du mich erst umbringen.«
    »Stell dich nicht dumm, Peter. Dir ist doch bestimmt klar, dass ich nicht allein bin. Ich habe die Suche nach dir und Wallarie nur übernommen, weil ich Angst hatte, eine andere Patrouille würde euch sofort niederschießen, das weißt du.«
    »Du könntest genauso gut verschwinden und sagen, du hättest mich nicht gefunden. Aber das wirst du nicht tun.

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