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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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bestimmt heißes Wasser zum Waschen.«
    Patrick wurde noch röter, als er merkte, dass das Mädchen ungeniert auf seine Lenden starrte. »Danke, Miss …«
    »Miss Maureen Riley«, erwiderte sie, während sie die Schüssel auf dem Bett absetzte. »Bernard Riley ist nämlich mein Vater.«
    »Dann danken Sie bitte Ihrem Vater in meinem Namen für das heiße Wasser, Miss Riley.«
    »Es war mir ein Vergnügen , Captain Duffy, Ihnen Wasser aufs Zimmer zu bringen«, verkündete sie herausfordernd. »Und wenn es noch was gibt, was ich … was mein Vater für Sie tun kann, würden wir uns sehr freuen.«
    Patrick lächelte. Das offene Wesen des jungen Mädchens war schon fast schamlos zu nennen. Sie war nicht schön, aber auf ihre mollige, gesunde Art hübsch: makellose Haut mit roten Wangen, rabenschwarzes Haar, das sie zu einem Knoten aufgesteckt hatte. Üppig, aber mit schmaler Taille über den ausladenden Hüften.
    Patrick gab sich keinen Illusionen darüber hin, was sie mit »Vergnügen« meinte. Vor seinen Augen stand der offene Widerspruch zur muffigen Moral der irischen Kirche. »Vielleicht komme ich auf Ihr Angebot zurück, Miss Riley«, sagte er mit einem Zwinkern, das für die junge Gastwirtstochter als ernsthafter Flirtversuch gelten mochte. Allerdings schien sich Miss Riley ihrer eigenen Sinnlichkeit kaum bewusst. Wäre Patrick tatsächlich auf ihr Angebot eingegangen, hätte sie vermutlich gar nicht gewusst, wie sie reagieren sollte.
    »Sie besuchen heute doch gemeinsam mit Vater O’Brien George Fitzgerald«, sagte Maureen. Es war eher eine Feststellung als eine Frage. Dabei sah sie sich neugierig in dem spartanisch eingerichteten, aber sauberen Raum um.
    »Und um welche Uhrzeit wäre das?«, entgegnete Patrick mit mildem Sarkasmus.
    »Das weiß ich nicht«, gab sie in aller Unschuld zurück. Seine leise Ironie war ihr vollkommen entgangen. »Wahrscheinlich nach dem Mittagessen, weil Vater O’Brien bis dahin beschäftigt ist.«
    »Dann sollte ich wohl besser dafür sorgen, dass ich fertig bin, wenn er mich abholt.« Patrick hoffte, dass sie den Wink verstehen und ihn allein lassen würde.
    Maureen war vielleicht vorlaut, aber nicht begriffsstutzig. Sie schenkte ihm zum Abschied ein Lächeln und wirbelte herum, sodass ihr Rock einladend um ihre Beine schwang. Dann verließ sie den Raum.
     
    Während der Priester und der Soldat über die schmale Landstraße zu George Fitzgeralds Haus schlenderten, kamen Patrick Zweifel daran, ob es eine gute Idee war, den Bruder seiner Großmutter väterlicherseits zu besuchen.
    Er kannte die Ereignisse der Vergangenheit und wusste, dass sie mit seinem Großvater durchgebrannt war. Damals hatten ihr Vater und ihr Bruder gedroht, den papistischen Emporkömmling zu töten, der ihnen Tochter und Schwester genommen habe. In einem von Clans geprägten Land wurde ein solcher Zorn nicht so leicht vergessen, die Drohung war daher durchaus ernst zu nehmen.
    Der flotte Spaziergang im strahlenden Sonnenschein half Patrick, einen klaren Kopf zu bekommen. Die beiden Männer waren ein gegensätzliches Paar: der große, breitschultrige Patrick Duffy und der kleine Priester, der Mühe hatte, mit den langen, gemessenen Schritten des Soldaten mitzukommen.
    Sie passierten die kuppelförmige, bewaldete Erhebung, die Patrick von seinem Gasthofzimmer aus gesehen hatte. »Was ist das für ein Hügel? Sieht nicht so aus, als würde er hierher gehören«, bemerkte er.
    Eamon blieb stehen und starrte auf die Erhebung. In der Ferne hinter dem Hügel lag der ungewöhnlich friedliche, aber kalte Atlantik. »Ich gehe davon aus, dass er künstlich angelegt wurde. Vermutlich handelt es sich um das Grab eines großen Königs«, sagte er, während eine leichte Brise die Soutane um seine Beine flattern ließ. »Meiner Meinung nach ist er noch vor der Bronzezeit entstanden. Mister Fitzgerald und ich haben oft davon gesprochen, dort eine Forschungsgrabung vorzunehmen.«
    Patrick sah die Gestalt erst, als sie sich bewegte. Er beschattete seine Augen, damit ihn die tief am Horizont stehende Sommersonne nicht blendete. Es war spät am Nachmittag, und ohne Wolkenschicht, die die Wärme des Tages zurückhielt, versprach die kommende Nacht klar und kühl zu werden. Als Soldat hatte er gelernt, Bewegungen in großer Ferne zu identifizieren, und so gelang es ihm, sich ein deutlicheres Bild von der Gestalt zu verschaffen. Es handelte sich eindeutig um eine Frau. Selbst aus dieser Entfernung konnte er die langen dunkelroten

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