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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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Lauf seiner Winchester auf die Kante des Wagens stützte. »Und ich glaube nicht, dass er sein Geld zurück will. Schnapp dir eine der Waffen, die unter den Decken im Wagen liegen. Ich nehme an, du kannst mit einem Repetiergewehr umgehen.«
    Patrick hatte dieses Winchester-Modell noch nie gesehen, erkannte aber sofort, dass es nicht zu den leichteren Ausführungen gehörte, für die Revolvermunition verwendet wurde. Die Packung schwerer Messingpatronen, die auf der Klappe hinten am Wagen lag, bestätigte seine Beobachtung. Das war ein wesentlich größeres Kaliber. Er zog das schwere Gewehr unter der Decke hervor. »Geladen?«, vergewisserte er sich.
    »Geladen«, bestätigte sein Vater. »Ein neues Gewehr von meinen Freunden bei Winchester. Hat ein alter Kumpel von mir, ein gewisser John Browning, erfunden. Er hat mir ein paar davon geschickt, damit ich sie hier bei der Großwildjagd ausprobiere.«
    Patrick ging hinter dem Wagen in Stellung und stützte das Gewehr auf das Holz. Beinahe drehte sich ihm der Magen um, als ihm klar wurde, dass sie es mit fünfzehn schwer bewaffneten Reitern zu tun hatten. Die vorrückende Linie konnte sie mit einem einzigen entschlossenen Angriff überrennen.
    »Schieß nur auf die Pferde«, sagte sein Vater leise, während er ein Ziel in der Mitte der Linie anvisierte. »Versuch, keinen Reiter zu treffen.«
    »Reicht das Gewehr denn so weit?«, fragte Patrick besorgt. Wenn sie eine Attacke dieser Art aufhalten wollten, zählte jeder Schuss. Und vierhundert Meter waren selbst für den besten Schützen eine gewaltige Entfernung.
    »Allerdings«, erwiderte sein Vater leise und betätigte den Abzug. Das Echo des Schusses war kaum zwischen den sanften, rollenden Grashügeln verhallt, da hatte er schon eine neue Patrone eingelegt und ein zweites Mal geschossen. Patrick sah, dass zwei Pferde getroffen waren. Eines stieg und schleifte seinen Reiter hinter sich her, während das zweite nach vorn stürzte und zusammenbrach. Der Reiter rettete sich mit einem Sprung, schlug aber schwer auf dem Boden auf.
    Michael feuerte schnell und lud nach. Obwohl viele seiner Schüsse ins Leere gingen, gelang es ihm wie erhofft, die Attacke zu stören. Die Linie der Reiter geriet durcheinander. Allgemeine Verwirrung brach aus. Hektisch zerrten die Buren an den Zügeln, um ihre Tiere zu wenden und sie außer Reichweite der tödlichen Salven zu bringen, die die Männer hinter dem massiven Planwagen abgaben. Michael schoss, bis die letzte Patronenhülse aus der Kammer seines Gewehrs ausgeworfen wurde.
    Auch Patrick feuerte nun und war begeistert darüber, wie reibungslos der Repetiermechanismus funktionierte. Obwohl er sorgfältig gezielt hatte, sah er zu seinem Entsetzen, dass sein Schuss einen Buren aus dem Sattel riss. Der Mann warf die Arme in die Luft und rutschte vom Pferd. Die zu hoch gezielte Kugel hatte ihn in den Rücken getroffen. Bis Patrick seinen letzten Schuss abgegeben hatte, hatten die von den Pferden geschleuderten Männer geschickt hinter den anderen aufgesessen.
    Michael lud nach und feuerte ein paar Mal in die Luft, um die Fliehenden anzuspornen. Bald war die Ebene bis auf die toten und sterbenden Pferde verlassen. Die Ohren der beiden Schützen dröhnten vom Knall der Winchester-Gewehre.
    »Was, glaubst du, werden sie als Nächstes tun?«, fragte Patrick mit gedämpfter Stimme. »Wieder zu Pferd angreifen?«
    »Unwahrscheinlich«, knurrte sein Vater, während er nachlud. »Ich glaube eher, dass sie bis zur Dunkelheit warten und sich dann zu Fuß heranschleichen. Oder sie kreisen uns ein und greifen uns zu Pferd aus verschiedenen Richtungen an. Auf jeden Fall verstehen diese Burschen was vom Kämpfen und lassen sich nicht von ein paar Rooineks abschrecken, die sie auf dem Veld festgenagelt haben.«
    »Ich glaube, sie werden versuchen, uns zu überrennen«, meinte Patrick. »Schließlich sind sie uns zahlenmäßig weit überlegen.«
    Sein Vater schüttelte den Kopf. »Da Bronkhorst das Kommando hat, nehme ich an, dass sie bis zur Dunkelheit warten. Der kennt sich mit Nachtgefechten aus.«
    Patrick setzte sich so, dass er sich mit dem Rücken an eines der Wagenräder lehnen konnte, und lud sein Gewehr mit Patronen aus einer Schachtel. Seine Knie waren butterweich, und sein Herz hämmerte in seiner Brust, eine Reaktion auf das Adrenalin, das durch seinen Körper rauschte. Und dabei hatte er sich vor wenigen Minuten noch gefragt, wie er seinen Vater begrüßen sollte.
    Als Michael sein Gewehr

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