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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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Rinderzucht investieren würde.
    Überrascht erklärte Hugh Granville, dass ein Besuch auf Glen View für den Verkauf nicht erforderlich sei. »Ich weiß, dass Sie Recht haben, Mister Darlington«, erwiderte Granville, »aber ich habe persönliche Gründe dafür. Ich habe mich mit einem Agenten verabredet, der verschiedene Farmer geschäftlich berät. Wir reisen morgen gemeinsam von Rockhampton aus dorthin.«
    Granville hielt es nicht für nötig, weitere Erklärungen abzugeben. Wie konnte er jemand anderem auch vermitteln, dass er seit Jahren unter abergläubischen Ängsten litt? Dass er sich vor einer düsteren Macht in seinem Leben fürchtete, die wie ein Fluch auf ihm lag? Ihm war klar geworden, dass Glen View die Quelle dieses Übels war, gegen das er aus unerklärlichen Gründen nicht einmal im fernen Sydney gefeit war. Kein Mensch bei klarem Verstand würde so etwas äußern.
    »Nun, dann ist die Sache ja geregelt«, meinte Hugh. »Wenn Sie wiederkommen, werden die Dokumente zur Unterschrift bereitliegen.«
    »Gut«, knurrte Granville. »Allerdings müssen sich die Käufer mit einer Vorbehaltsklausel einverstanden erklären, bevor ich den verdammten Besitz übergebe.«
    »Und die wäre?«, wollte Hugh wissen.
    »Dass das Anwesen mindestens neunundneunzig Jahre lang an kein Mitglied der Familie Duffy verkauft werden darf.«
    Hugh zog ob dieser Forderung die Augenbrauen hoch. »Wird erledigt, Mister White«, gab er zurück. »Mit einer solchen Zusatzvereinbarung dürfte das Anwesen auf alle Zeiten vor der Familie Duffy sicher sein.«
    Granville grinste befriedigt. Lady Enid war nicht die Einzige in der Familie, die ihre Feinde ohne Gewalt vernichten konnte. Dieses Spiel beherrschte er auch.

60
    Patrick konnte jetzt deutlich erkennen, dass der hünenhafte Mann eine Augenklappe trug. Er suchte die Umgebung mit den Blicken auf Anzeichen ab, dass Catherine bei ihm war, fand aber keine.
    Der Gedanke, dass er in wenigen Augenblicken seinem Vater begegnen würde, ließ Panik in ihm aufsteigen. Aus Gründen, die ihm selbst unerklärlich blieben, hätte er am liebsten sein Pferd gewendet und wäre davongeritten. Was würden seine ersten Worte sein? Wie sprach man einen Mann an, den man nur einmal in seinem Leben kurz getroffen hatte? Doch Patrick hätte sich diese Gedanken über die richtige Vorstellung sparen können.
    »Gehören die zu Ihnen?«, rief ihm sein Vater vom Fluss aus zu, während er auf die grasbewachsene Anhöhe einen halben Kilometer hinter Patrick starrte.
    Verwirrt wandte Patrick sich im Sattel um. Er schnappte nach Luft, als er das Burenkommando auf dem Hügel ausschwärmen sah. Die Männer hielten ihre Gewehre in Hüfthöhe, und dem Manöver nach zu urteilen planten sie einen Angriff. »Nein, die habe ich noch nie gesehen«, rief er zurück.
    Sein Vater lief die Uferböschung hinauf und nahm ein Gewehr aus dem Wagen.
    »Engländer, was?«, fragte er, während er hinter den dicken Holzbrettern seines Planwagens in Deckung ging.
    »Australier«, erwiderte Patrick und saß ab. Diese Antwort erregte Michaels Aufmerksamkeit. Er wandte den Blick von den Buren ab, die in lockerer Formation den Hügel herunterritten, und blickte Patrick prüfend ins Gesicht. Einen endlosen Augenblick lang starrten sie sich an. Keiner sprach ein Wort.
    Schließlich brach Michael das Schweigen. »Das ist ein verdammt schlechter Moment, um dich kennen zu lernen, Patrick. Ich hoffe, das, was ich über deinen Ruf als Soldat gehört habe, stimmt. Im Moment kann ich nämlich jede Hilfe brauchen, die ich kriege.«
    Die vorrückenden Reiter waren nur noch etwa vierhundert Meter von ihnen entfernt, sodass Patrick die Patronengurte, die sich die Reiter über die Brust geschlungen hatten, und die bärtigen Gesichter unter den weichen Hüten mit der seitlich nach oben geklappten Krempe erkennen konnte. Die Buren waren fast alle groß, und ihre Gesichtshaut war von den langen Jahren unter der Sonne Afrikas kupferrot. Sie ritten, als wären ihre Pferde Teil ihrer selbst. »Was zum Teufel ist da los?«, fragte er verwirrt über das plötzliche Auftauchen des Kommandos. Sie mussten ihm von De Aar aus gefolgt sein. Er verfluchte sich selbst dafür, dass er nicht wachsamer gewesen war. Beim Beruf seines Vaters hätte er damit rechnen müssen, dass dieser Feinde hatte.
    »Sieht so aus, als hätte Bronkhorst gemerkt, dass die Mauser-Gewehre, die ich ihm geliefert habe, einen kleinen Fehler haben«, erwiderte Michael gelassen, während er den

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