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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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komme ich zurück nach Balaclava, um dich zu holen. Wirst du auf mich warten?«
    »Ja, Gordon«, erwiderte sie. »Ich habe immer darauf gewartet, dass du zu mir zurückkehrst.«
    Da wusste er, dass sie ihm vergeben hatte. »Kate hat mir Arbeit versprochen, wenn ich aus dem Polizeidienst ausscheide. Das wäre zumindest ein Anfang, und wir könnten zusammen sein.«
    Als sie mit tränenüberströmtem Gesicht nickte, trat er mit zögernden Schritten auf sie zu. Beide weinten, als sie sich endlich in die Arme schließen konnten.
    »Ich liebe dich so sehr, Sarah, dass ich lieber sterben würde, als dir noch einmal weh zu tun«, sagte er, während er die Tränen von ihren Augen küsste. »Du bist für mich das Wichtigste im Leben.«
    Er wollte sie für immer in seinen Armen halten. Endlich konnten sie ihrer Liebe, die sie so lange unterdrückt hatten, freien Lauf lassen. Doch er wusste, dass er vor Einbruch der Dunkelheit im Lager sein musste. Widerstrebend löste er sich sanft von ihr und hielt sie auf Armeslänge von sich. Er fühlte den zarten Schmerz grenzenloser Liebe. Diese schöne, intelligente Frau liebte ihn – trotz der Tragödie, die ihrer beider Leben überschattete.
     
    Vom Fenster aus beobachteten die Rankins die rührende Szene. Humphrey Rankin, dem es ein Rätsel war, warum das junge Mädchen plötzlich die Meinung geändert hatte, warf seiner Frau einen fragenden Blick zu, doch diese setzte nur eine zufriedene Miene auf. Männer verstanden eben nichts von Frauen! Adele Rankin hatte immer schon vermutet, dass Sarah den Inspektor trotz allem, was er ihr angetan hatte, liebte. Im Leben zählten nicht Prinzipien, sondern die Entscheidungen des Herzens.
    Als er aufbrach, winkten ihm alle drei nach. Sarah hatte Adele schüchtern mitgeteilt, dass sie und Gordon ihren Zwist beigelegt hatten. Sie würde ihrem Verehrer mitteilen müssen, dass sie ihn nicht heiraten konnte, sondern stattdessen Gordon ehelichen würde, wenn er nach Abschluss der gerichtlichen Untersuchung aus Rockhampton zurückkehrte.
    Für den davonreitenden Gordon besaß das Leben plötzlich eine Bedeutung, die er niemals zuvor so wahrgenommen hatte. Als er eine Stunde später im Lager eintraf, strahlte er über das ganze Gesicht. Wenn der Fluch wirklich existierte, dann hatte Sarah diesen bösen Geist aus seinem Leben verjagt, indem sie ihm ihre Liebe gestand. Kate hatte Recht gehabt. Die Liebe überwand alle Hindernisse!
    *
    Als Gordon und sein Trupp am nächsten Morgen das Lager abbrachen, um nach Rockhampton zu reiten, erschien Humphrey Rankin in vollem Galopp am Wasserloch. Verwirrt blickte Gordon in das starre Gesicht des Verwalters, der sein Pferd neben ihnen zugehe.
    »Satteln Sie so schnell wie möglich Ihr Pferd, Inspektor James«, begann er, ohne sich mit Höflichkeitsfloskeln aufzuhalten. »Sarah ist sehr krank und hat hohes Fieber. Möglicherweise stirbt sie.«
    Gordon war wie vor den Kopf geschlagen. Mit offenem Mund starrte er Rankin verständnislos an. »Aber als ich mich gestern von ihr verabschiedet habe, war sie doch vollkommen gesund! Wie ist das möglich?«
    »Wenn Sie mich fragen, hat das was mit Schwarzenzauber zu tun«, erwiderte der Verwalter betrübt. »Es sind dieselben Symptome, die ich bei den schwarzen Arbeitern auf Balaclava gesehen habe, wenn sie denken, jemand hat mit einem Knochen auf sie gezeigt.«
    »Ich bin Arzt und komme mit«, erklärte Blayney, während er in aller Eile sein Bündel schnürte. »Solch einen Blödsinn habe ich noch nie gehört.«
    Humphrey Rankin warf ihm einen mitleidigen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Dann sind Sie wohl noch nicht lange im Land, Doktor.«
    »Wenn das Mädchen am Fieber erkrankt ist, Sir, hat das mit Sicherheit nichts mit dem abergläubischen Geschwafel der Eingeborenen zu tun.«
     
    Doktor Harry Blayney stand neben Sarahs Bett und blickte kopfschüttelnd auf sie herab. Das Mädchen war sehr krank. Sie lag in dem winzigen Raum, dessen Vorhänge zugezogen waren, um das Licht abzuhalten, in einer Art Koma. Die sonst so sauberen, gestärkten Laken waren vom Schweiß durchnässt. Von Zeit zu Zeit redete sie unzusammenhängendes Zeug, nur um dann wieder in Bewusstlosigkeit zu versinken. Ihr Puls raste zuerst und wurde dann schwach, und ihre Temperatur war einmal zu hoch und dann wieder zu niedrig.
    Als ausgebildetem Mediziner war Blayney klar, dass es eine logische Ursache für die Krankheit geben musste, aber mit den beschränkten Mitteln, die ihm zur Verfügung standen,

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