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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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stehlen könnte, die ihm noch mit der schönen Frau blieb, der er eben erst begegnet war.
    Als das Essen zu Ende war, erhoben sich die Gäste und teilten sich in zwei Gruppen auf. Die Herren würden ihren Portwein trinken und Zigarren rauchen, während die Damen Tee, Kaffee oder Sherry zu sich nahmen. Dabei sprachen die Männer üblicherweise über Investitionen, Jagd und das Lachsfischen, die Frauen steckten die Köpfe zusammen, um die Skandale der Grafschaft, die neueste Londoner Mode und Erholungsreisen nach Südfrankreich zu erörtern.
    Patrick nahm eine gute Havanna aus einer Silberschatulle und beugte sich über eine Kerze, um die Zigarre anzuzünden. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, dass Catherine sehr dicht neben Brett Norris stand und über etwas lachte, das dieser sagte.
    Er tat so, als hätte er es nicht bemerkt, und folgte den anderen Männern in ein Vorzimmer, in dem Gemälde mit ländlichen Szenen, Porträts verstorbener Fitzgeralds und Bilder edler Vollblüter hingen. Auf einer Anrichte aus poliertem Teakholz stand ein Silbertablett mit dampfenden Tee- und Kaffeekannen. Daneben entdeckte er eine Kristallkaraffe mit gutem Portwein und Reihen kleiner Gläser.
    Nachdem er sich Portwein eingeschenkt hatte, wollte er sich den anderen Männern anschließen, hörte jedoch jemand seinen Namen rufen. Als er sich umwandte, sah er Letitia Norris mit hoffnungsvollem Lächeln auf sich zustreben.
    Er lächelte zurück. »Miss Norris«, begrüßte er sie mit einem höflichen Kopfnicken.
    »Captain Duffy, ich fürchte, ich hatte während des Essens nicht das Vergnügen Ihrer Konversation«, sagte sie, in die smaragdgrünen Augen des Australiers blickend. Es waren schöne Augen, die Augen eines Dichters. Wie die Augen des romantischen Lord Byron, dessen tragisches Leben dem dieses Soldaten nicht unähnlich war. Ein Mann, der für die Königin in fernen Ländern kämpfte und voll unerwiderter Sehnsucht von ihr träumen würde … »Vielleicht können wir jetzt ein wenig plaudern?«, meinte sie mit einem koketten Seufzer. Über ihre bloßen Schultern hinweg sah Patrick, dass Lady Jane Garnett die Frauen um sich versammelt hatte. Letitias Mutter blickte höchst missbilligend drein. Soldaten waren nicht der geeignete Umgang für ihre Tochter, selbst wenn es Offiziere waren. Ihr Sold war nicht hoch genug, um ihrer Tochter den Lebensstil zu ermöglichen, den sie gewöhnt war.
    Trotz der finsteren Blicke, mit denen Susan Norris ihn bedachte, beschloss Patrick, sich einen harmlosen Flirt mit dem jungen Mädchen zu erlauben. Offensichtlich war die Kleine bis über beide Ohren in ihn verliebt. Außerdem war Catherine nicht die einzige hübsche Frau im Raum.
    Letitias vom Wein befeuchtete Rosenknospen-Lippen öffneten sich leicht und enthüllten ihre winzigen, vollkommen geraden Zähne, während sie hingerissen in seine Augen blickte. Aber Missus Norris war eine willensstarke Dame – sie fegte durch den Raum, um ihre Tochter zu retten. Die protestierte nur schwach, wobei sie fieberhaft überlegte, wie sie bei ihrem Nachfahren des Lord Byron bleiben konnte. Doch der Entschlossenheit ihrer Mutter war sie nicht gewachsen, und so fand sie sich alsbald im Schöße von Lady Garnetts Hofstaat wieder, wo sie den richtigen gesellschaftlichen Umgang pflegen konnte.
    Patrick lächelte bedauernd. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen, Catherine eifersüchtig zu machen. Die hatte jedoch sehr wohl bemerkt, dass sich andere ebenfalls um den Captain bemühten. Der Gedanke, er könnte die prüde Letitia Norris auch nur im Geringsten anziehend finden, gefiel ihr ganz und gar nicht. Herausfordernd nahm sie Brett am Arm und rauschte auf Patrick zu.
    Der sah die beiden sehr wohl, ihm fiel jedoch vor allem das rote Kleid auf, das sich verführerisch an Catherines Körper schmiegte und ihre schmale Taille und die üppigen Formen betonte. Das Haar hatte sie zu einer verschlungenen Krone aufgesteckt, und ein Smaragdcollier zierte ihren weißen Hals. Die Juwelen passten genau zur Farbe ihrer Augen. Patrick fühlte eine Welle des Begehrens in sich aufsteigen.
    »Captain Duffy, Sie sind Mister Brett Norris noch nicht begegnet«, sagte sie mit süßlicher Stimme und einem Lächeln, das von dem herausfordernden Ausdruck in ihren Augen Lügen gestraft wurde. Kein Mann sollte glauben, er hätte sie in der Hand. »Brett, das ist ein Gast meines Großvaters, Captain Duffy.«
    Das arrogante Lächeln, das auf dem Gesicht des Erben des englischen

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