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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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Praktische, um jemanden wie mich zu heiraten. Jemanden, der Reichtum und Macht erben wird und ihnen die Annehmlichkeiten bieten kann, nach denen sie sich sehnen.«
    Catherine spürte den sanften Hauch des Pragmatismus und schwieg. Richtig, eine Frau musste praktisch denken, wenn es um ihre Zukunft ging. Aber dies hier war die Gegenwart, und sie liebte die Romantik ebenso wie den Luxus. An ihrer Seite hatte sie einen höchst attraktiven jungen Mann, der alles für sie tun würde, und bei den Männern stand Captain Patrick Duffy, dem sie vielleicht schon bald ihren Körper schenken würde. Die Wahl lag bei ihr allein. »Vielleicht bin ich nicht die Frau, für die Sie mich halten«, gab sie leise zurück.
    »Catherine, kommen Sie zu uns Damen, und überlassen Sie den jungen Mann für einen Augenblick sich selbst.« Lady Garnetts Worte klangen eher wie ein Befehl als wie eine Bitte. »Mister Norris hat bestimmt etwas zum Gespräch der Herren beizutragen.«
    Normalerweise interessierte sich Catherine nicht für das belanglose Geplauder der Damen, aber Lady Garnetts gebieterische Einladung bot ihr Gelegenheit, Brett Norris loszuwerden und ungestört ihren Gedanken nachzuhängen. »Danke, Lady Garnett, ich schließe mich Ihnen mit Vergnügen an. Vielleicht können Sie mir von Ihren Erlebnissen in Südfrankreich erzählen. Eines Tages werde ich hoffentlich auch die Riviera besuchen und die Sonne genießen.«
    Verschnupft wegen Catherines subtiler Zurückweisung, schlenderte Brett Norris zu den Männern, um sich zu seinem Vater zu gesellen. Immerhin konnte er sich in der distinguierten Gesellschaft der Reichen und Mächtigen vernünftig unterhalten. Ganz im Gegensatz zu dem ungehobelten, arroganten Captain Duffy, dessen beschränkter Horizont nicht über das Soldatenleben hinausreichte!
     
    In der kühlen Sommernacht lag ein Zauber – wenigstens kam es Patrick so vor, als er sich von seinem Gastgeber verabschiedete und in die frische Luft hinaustrat. Oder hatte er nur zu viel Portwein getrunken und fand das Land seiner irischen Vorfahren deswegen so romantisch? Obwohl er Catherine in Gesellschaft von Brett Norris zurückgelassen hatte, wollte er sich seine letzte Nacht in Irland, bevor er zu seinem Regiment zurückkehrte, nicht von bitteren Erinnerungen verderben lassen.
    »Woll’n Sie mit ins Dorf fahren, Cap’n Duffy?«, fragte der Kutscher. George Fitzgerald hatte ihn engagiert, um den Reverend und dessen Frau zu chauffieren und Patrick von Bernard Rileys Gasthaus abzuholen. Besuche in der Küche der Fitzgeralds, wo er mit leckeren Resten und alkoholischen Erfrischungen versorgt worden war, und seine abgenutzte Pfeife hatten ihm die Wartezeit verkürzt.
    »Nein danke, ich gehe lieber zu Fuß«, erwiderte Patrick höflich. »Das tut mir bestimmt gut.« Wenn er erst die felsigen Wüsten des Sudan mit ihren zerklüfteten Bergen erreicht hatte, würde er noch viel marschieren müssen …
    »Na, dann noch ’nen schönen Abend, Cap’n Duffy!«

7
    Das Zwitschern der Buschvögel und das Schnauben eines Pferdes, das im weichen Licht vor der Morgendämmerung gesattelt wurde, waren für Kate Tracy vertraute Geräusche geworden.
    Kate Tracy, Michael Duffys Schwester, war einst als Kate O’Keefe bekannt gewesen. In Sydney hatte sie mit sechzehn Jahren einen gut aussehenden Taugenichts, den Sohn irischer Sträflinge, geheiratet. Sie war bis über beide Ohren in ihren Mann verliebt gewesen, der sie bald darauf jung, so gut wie mittellos und schwanger in Rockhampton zurückließ, um mit der Frau eines örtlichen Gastwirts durchzubrennen. Das war 1863 gewesen, und Kate hatte ihren Gatten, mit dem sie nur noch auf dem Papier verheiratet war, nicht wiedergesehen, bis sie zwölf Jahre später sein Grab in Cooktown besuchte. Ihre unglückliche Ehe hatte sie nach Norden, in die wilde Kolonie Queensland, geführt, wo sie sich schließlich mit einem Fuhrunternehmen, das dringend benötigte Vorräte ins Grenzland schaffte, Wohlstand erwarb.
    Mit fast vierzig gehörte sie nun zu den reichsten Frauen der Kolonie. Obwohl sie in Luxus hätte leben können, wohnte sie mit ihrem Ehemann, Luke Tracy, einem Goldsucher, bescheiden in ihrem weitläufigen Haus in Townsville. Ihr Herz gehörte dem Grenzgebiet und dessen Bevölkerung, und sie spürte schon lange nicht mehr den Wunsch, nach Sydney zurückzukehren.
    »Bin so gut wie fertig«, hörte sie das weiche Näseln ihres amerikanischen Ehemanns. »Bis zum Sonnenuntergang bin ich bestimmt schon in

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