Auf den Flügeln des Adlers
sind ganz und gar nicht friedfertig. Nein, Inspektor, so was haben Sie noch nicht gesehen. Das sind australische Mescaleros.«
»Ich beuge mich Ihrem weisen Rat, Commanche Jack«, erwiderte Gordon edelmütig. »Aber ein gut ausgebildetes, diszipliniertes Kontingent der berittenen Eingeborenenpolizei Ihrer Majestät ist jedem kriegerischen Stamm in jeder Kolonie der Welt gewachsen. Das gilt übrigens auch für die früheren Kolonien der Krone.« Sein gut gezielter, aber scherzhafter Seitenhieb gegen die rebellischen Yankees trug ihm das Gelächter des Publikums und ein breites Grinsen von Commanche Jack ein.
»Kann schon sein, Inspektor, kann schon sein«, erwiderte er gutmütig.
Das harmonische Verhältnis zwischen dem abgebrühten, erfahrenen Indianertöter und dem jungen, relativ unerfahrenen Polizeioffizier sorgte dafür, dass auch die anderen im Raum Gordon stillschweigend akzeptierten. Er fühlte, dass sie ihn allmählich als Oberbefehlshaber der Expedition zur Vertreibung der Kalkadoon akzeptierten.
»Nun, meine Herren, ich glaube, sonst ist zu diesem Zeitpunkt nicht viel zu sagen, außer dass ich in zwei Wochen hier um dieselbe Zeit eine Versammlung abhalten werde. Ich bitte Sie alle, daran teilzunehmen, damit wir meine Pläne für eine Expedition, die uns ein für alle Mal von der Kalkadoon-Plage befreit, durchgehen können.«
Kopfnickend stimmten die Männer seinem Vorschlag zu, während sie sich unter lautem Gemurmel von ihren Stühlen erhoben. Gordon wandte sich Peter zu, der immer noch auf seinem Stuhl saß. »Trooper Duffy!«
»Sir!«
»Wir brechen jetzt auf und kehren in die Kaserne zurück.«
»Sir!«
Peter folgte Gordon aus dem Hotel in die Hitze des Nachmittags hinaus. Draußen nahm Gordon seine Mütze ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn, der nicht allein auf die erstickende Hitze in der Bar zurückzuführen war. Die beiden Polizisten, die vor dem Hotel auf ihren Vorgesetzten gewartet hatten, standen bei seiner Ankunft stramm und grüßten militärisch.
Sie banden ihre Pferde los. »Komm nach dem Abendappell in mein Büro«, sagte Gordon leise, als er sich in den Sattel schwang.
»Sir!«
»Gut so! Wir haben eine Menge zu besprechen«, setzte Gordon mit einem verschwörerischen Zwinkern hinzu, das die steife Förmlichkeit ein wenig auflockerte, die seit seinem Eintreffen in der Kaserne zwischen ihnen geherrscht hatte. Nicht dass sie viel Zeit gehabt hätten, Erinnerungen auszutauschen, denn Gordon hatte sofort nach seiner Ankunft in Townsville Abordnungen verschreckter Siedler und besorgter Städter empfangen.
Sie wendeten ihre Pferde und ritten mit steifem Rücken die Hauptstraße hinunter. Ihre disziplinierte Haltung wurde von den wenigen Menschen, die sich vor der Sonne in den Schutz der Vordächer der Geschäfte geflüchtet hatten, mit Lächeln und Winken begrüßt.
Die Nachricht, dass der Sohn von Henry James das Kommando über die Truppe übernommen habe, hatte sich rasch verbreitet. Viele Veteranen erinnerten sich noch an den Ruf seines Vaters, der bei der Vertreibung der Eingeborenen aus dem Kennedy-Distrikt weiter südlich eine wichtige Rolle gespielt hatte. Wenn der Junge nur halb so gut war wie sein Alter, dann konnten sich die Kalkadoon auf was gefasst machen – darin waren sich alle einig.
11
Horace Brown beobachtete, wie der kleine Dampfschlepper auf den Kai zutuckerte. Mit der einen Hand auf seinen Stock gestützt und mit der anderen die Augen beschattend, spähte er auf den schlammigen Flussarm hinaus, auf dem sich das Schiff zwischen den hölzernen Rümpfen der Küstenschiffe einen Weg zur Anlegestelle bahnte. Der Tag war mild, und der klare blaue Himmel versprach gutes Wetter. Das war ein Glück, denn bei schlechter Witterung kamen die Passagiere, die von den in der Cleveland Bay ankernden Dampfschiffen in offenen Walbooten herübergebracht wurden, häufig völlig durchnässt und ohne Gepäck an.
Der Engländer war nicht der Einzige, der am Kai wartete, aber kaum jemand nahm Notiz von dem kleinen Mann, der von Zeit zu Zeit die Brille abnahm, um sie mit dem Jackenärmel zu polieren.
Horace fiel so gut wie nie auf, denn seine hervorragende Eigenschaft war, dass er völlig uninteressant wirkte – in seinem Beruf ein wichtiger Vorteil. Unauffällige Menschen waren die besten Geheimagenten, weil niemand auf sie achtete, sodass sie ungestört Informationen sammeln und aufbereiten konnten. Doch Horace, der angebliche Privatier und tatsächliche
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