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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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widerspenstigen Schwarzen aufzuspüren und der Justiz zu übergeben. Dazu brauche ich erfahrene Männer wie Sie, um nach den jüngsten Verlusten die Ränge der berittenen Eingeborenenpolizei aufzufüllen.«
    »Sie meinen einen Hilfstrupp für den Sheriff, Inspektor?«, meinte Commanche Jack mit sarkastischem Grinsen. »Klar reite ich da mit.«
    »So was gibt es hier nicht«, protestierte Gordon mit verlegenem Hüsteln. »Das ist eine Spezialität von euch Yankees.«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen, ich bin dabei«, erwiderte der Amerikaner mit einem Grinsen, das seine vom Tabak verfärbten Zähne entblößte. »So ’n Aborigine-Skalp hätte ich schon gern, solange sie noch zu haben sind.«
    Die Männer, die gekommen waren, um sich anzuhören, was der junge Inspektor von der berittenen Eingeborenenpolizei zu sagen hatte, brüllten vor Lachen. Dass der Amerikaner so wild darauf war, sich der Jagd auf die gefürchteten Kalkadoon anzuschließen, machte ihnen Mut. Mit Snider und Colt ließ sich das Problem bestimmt lösen.
    Ein Mann, der die Disziplin der Kalkadoon und ihre Kampftaktik aus eigener Erfahrung kannte, saß schweigend neben dem jungen Inspektor und lauschte der Diskussion darüber, wie die Krieger aus den Bergen nördlich von Cloncurry am besten zu schlagen waren: Trooper Peter Duffy.
    Bescheiden saß Peter auf seinem Stuhl. Er hatte den Snider-Karabiner mit dem Kolben auf den Boden gestützt, sodass der Lauf zur Decke zeigte, trug Uniform und hatte einen Patronengurt über die Brust gehängt. Dass man ihn als Begleitung Gordons für diese Versammlung ausgewählt hatte, freute Peter, schließlich waren sie zusammen aufgewachsen. Sein Jugendfreund und jetziger Vorgesetzter war in Cloncurry mit dem Befehl eingetroffen, das Kommando über die demoralisierte Polizeitruppe von Unterinspektor Potter oder vielmehr deren klägliche Überreste zu übernehmen. Viel Zeit für private Gespräche mit Peter hatte er nach seiner Ankunft nicht gehabt.
    In ihrer Kindheit im nördlichen Queensland hatten sie wochenlang unter den nomadisierenden Stämmen der Gegend um Cooktown gelebt. Einmal waren sie sogar mit den wilden Kyowarra bis zum Fluss Normanby gezogen. Gordons Vater war ihnen damals nachgeritten, und nur Wallaries Eingreifen hatte den früheren Sergeant der berittenen Eingeborenenpolizei vor dem sicheren Tod bewahrt.
    Peter lächelte vor sich hin, als er sein Leben bei der Eingeborenenpolizei mit dem seines besten Freundes verglich. Es war ein ironisches Lächeln. Eigentlich hätte Gordon der Fährtenleser sein sollen und er der Offizier. Schließlich war er wesentlich gebildeter als Gordon, wogegen Gordon ihm im Busch weit überlegen war. Gordon hatte viel von den Ureinwohnern gelernt, die sie beide die Weisheit des Buschs gelehrt hatten, während Peter in der Schule von Townsville besser aufgepasst hatte.
    Als sie zur Eingeborenenpolizei gegangen waren, war Gordon sofort automatisch Offizier geworden, während Peter als einfacher Soldat in die Kaserne verwiesen worden war. Nichts Persönliches, hatte Gordon ihm etwas verlegen erklärt, aber als Schwarzer sei er eben nicht so gebildet wie ein Weißer. Seine taktlose Erklärung hatte Peter nicht weiter gestört; mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt, welche Stellung im Leben er als Mischling einnahm. Außerdem sei sein Vater Tom Duffy, der berüchtigte Buschläufer, gewesen, hatte Gordon hinzugefügt, als könnte das Peter über seine unglückselige Abstammung hinwegtrösten.
    »Haben Sie schon mal Kalkadoon gejagt, Inspektor?«, fragte ein schlanker, bärtiger Fuhrmann geradeheraus. »Das ist ein verfluchtes Pack. Die schneiden Ihnen die Eier ab, fressen sie vor Ihren Augen auf und zeigen Ihnen gleichzeitig den nackten Hintern. Solche Schwarzen sind mir in all den Jahren als Fuhrmann in Queensland noch nicht begegnet. Die haben vor nichts Angst, diese Kalkadoon.«
    »Ich muss zugeben, Sir, dass ich noch keine Kalkadoon gejagt habe. Aber mir ist nicht klar, wieso Ihre Schwarzen schlauer sein sollten als die, die ich in letzter Zeit aus dem Cairns-Distrikt und der Gegend nördlich davon vertrieben habe.«
    »Das hat Inspektor Potter wahrscheinlich auch gesagt«, warnte Commanche Jack mit ruhiger Stimme, was mit zustimmendem Kopfnicken quittiert wurde. »Der hat wohl gedacht, er hat Indianer vor sich. Ich weiß aus meinem Land, dass zum Beispiel die Mescalero-Apachen ganz anders kämpfen als die Arapahos. Hier haben Sie es mit einer Art Mescaleros zu tun, und die

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