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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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irgendwann so blendete, dass sie die Augen schließen mussten.
    Sie fuhren der Küste entlang statt von ihr weg, und als Tobey über den Bootsrand spähte und den Strand und Bäume sah, rief er dem bärtigen Kind etwas zu und deutete zum Horizont. Jussif saß vornübergebeugt da, als duckte er sich noch immer vor den Kugeln. Sein schmales Gesicht war grau und ohne jedes Zeichen von Erleichterung darüber, den Schüssen entkommen zu sein.
    »Warum fährst du nicht aufs Meer hinaus?«, rief Tobey.
    Jussif antwortete nicht. Er krümmte sich im Fahrtwind noch mehr zusammen, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt und den freien Arm um den Bauch geschlungen.
    Tobey dachte daran, dass er ihn und Montgomery vielleicht gar nicht befreien, sondern zurück zu der Rebellenbande bringen wollte. Der Kerl hatte möglicherweise vor, sie seinen Anführern als persönliche Gefangene zu übergeben und das Lob und die Belohnung für sich alleine einzustreichen. Dass er den Dürren niedergeschlagen hatte, war zwar seltsam, aber unter den rauhen Gotteskriegern bestimmt nichts Ungewöhnliches. Oder das bärtige Kind war tatsächlich verrückt und wollte es sich nicht nehmen lassen, den Ungläubigen eigenhändig umzubringen.
    »Wohin bringst du uns?«, rief er, doch dann fiel ihm ein, dass das bärtige Kind kein Englisch sprach. Er sah sich im Boot nach etwas um,das als Waffe taugte, entdeckte aber nur einen Schraubenzieher und einen Pinsel mit spitz zulaufendem Griff.
    Am Ufer zogen Palmen, kleine Wälder und eingezäunte Viehweiden vorbei. Wo auf einer Lichtung ein paar Holzhütten standen, stieg Rauch auf. Telefonmasten ohne Drähte säumten eine leere Straße. Fischer beluden ihre Boote, Kinder winkten.
    Als Tobey die Hand nach dem Schraubenzieher ausstreckte, fiel Jussif nach vorne. Das Boot wurde langsamer, und Montgomery erwachte aus seinem Dämmerzustand. Er stieß einen langgezogenen verstörten Laut aus und drückte sich gegen die Bootswand. Jussif lag mit dem Gesicht nach unten da. Auf dem Hemdstoff an seinem Rücken hatte sich ein tellergroßer Blutfleck ausgebreitet. Seine Hose war hinten voller Blut, ebenso die Sitzbank. Tobey zerknüllte das Laken, in das der Motor eingewickelt gewesen war, hastig zu einem Bündel und legte es unter Jussifs Kopf. Der Motor tuckerte im Leerlauf vor sich hin. Das Boot hatte sich gedreht und schaukelte quer zu den Wellen, die es sanft wiegten. Montgomery kroch zum Bug, wo er sich zusammenrollte und nicht mehr bewegte. Jussif hustete helles, von Bläschen durchsetztes Blut, das an seiner Wange herunterlief und auf das Laken tropfte. Tobey drehte ihn in Seitenlage und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Warum hast du das gemacht?«, fragte er leise.
    Jussif öffnete den Mund. Seine Zungenspitze fehlte, als hätte er sie sich vor langer Zeit abgebissen oder als sei sie ihm abgeschnitten worden. Er riss die Augen auf und hustete, Blut spritzte auf das Laken und Tobeys T-Shirt.
    »Wo sollen wir hinfahren? Wo ist ein Krankenhaus?«
    Jussif atmete röchelnd ein und aus, die Augen geschlossen. Tobey ließ seine Hand eine Weile auf seiner Schulter, dann setzte er sich auf die Bank und steuerte das Boot zum Ufer. Hinter dem Strand wuchsen kümmerliche Bäume und verdeckten kaum den Blick auf flache, graslose Felder. Weit weg erhob sich ein Hügelzug, verwischt im harten Morgenlicht.
    Jussif zog die Beine an und lag jetzt eingerollt da wie Montgomery. Die Finger der Hand, die nicht vom Körper bedeckt war, bewegten sich. Als der Motor verstummte und der Bug des Bootes sich in den Sand grub, seufzte Jussif laut und hörte auf zu atmen.

 
    Nachricht von Megan
     
    Weißt du noch, Tobey, die kleine dicke Maude Sheridan im Straßengraben, der gelbe Stiefel, der ohne sie weitergegangen war, die weißen Blätter auf dem schwarzen Asphalt, das silbergraue Auto, der Himmel in den Pfützen? Erinnerst du dich an Frank Hennessy, der vom Blitz getroffen wurde, als er das Kreuz auf der Kirchturmspitze polierte? Kannst du noch sagen, was für eine Farbe das Kleid der Frau hatte, die auf Plakaten gesucht und eine Woche später tot am Strand gefunden wurde, die Taschen voller Steine? (Hellbraun mit dunkelbraunem Kragen und schwarzen Knöpfen.) Träumst du auch manchmal vom alten Duncan Kerrigan, den sie vor unseren Augen aus der Sickergrube gezogen haben? Erscheinen dir auch ab und zu Patty und Rachel Bartlett, wie sie im brennenden Wohnwagen in ihren Betten liegen und sich an den Händen halten? Was denkst du,

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