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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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hatte, kam ihm zugute, und obwohl der Bass sich ganz anders anfühlte und er zu Beginn Probleme mit den Saiten hatte, machte er rasch Fortschritte. In den ersten Wochen hangelte er sich ununterbrochen die Tonleitern hinauf und hinunter, wiederholte Grifffolgen und versuchte sich an verschiedenen Fingertechniken. Wenn seine Eltern unter ihm im Wohnzimmer saßen, hörte er CDs von den Dubliners , den Chieftains und anderen Bands, die traditionelle irische Musik mit modernen Instrumenten interpretierten und trotzdem konservative Menschen wie Niamh und Deirdre Spillane nicht verschreckten. War er alleine zu Hause oder mit Antonia, die er in seine Pläne, Rockmusiker zu werden, eingeweiht hatte, drehte er die Lautstärke auf, probierte neue Techniken aus, eiferte seinenIdolen nach und stellte sich vor den Spiegel, in dem er jeden Monat nicht nur einen besseren Bassisten sah, sondern auch einen immer weniger dicken Jungen mit einem Gesicht, das sich unter dem schwindenden Fett abzeichnete und ihn am Ende eines langen Winters angrinste wie ein verschollener Zwillingsbruder.

 
    3
     
    Wenn Tobey seinem Vater zusah, wie er die alte Schubkarre reparierte oder den gebrochenen Stiel einer Mistgabel mit Draht umwickelte, empfand er Mitleid für diesen fleißigen, starrköpfigen Mann, der zum Klagen zu stolz und zum Verzweifeln zu anspruchslos war. An manchen Tagen schlug seine Anteilnahme in Verachtung um, dann warf er Blecheimer weg, deren Löcher Seamus mit teergetränkter Jute gestopft hatte, oder machte aus einer morschen Leiter Brennholz. Als er älter wurde und der Zeitpunkt einer Entscheidung immer näher rückte, stritt er sich mit seinem Vater oft schon beim Frühstück, hielt ihm Naivität vor und Starrsinn und dass er es jahrelang versäumt hatte, den Betrieb zu modernisieren; wenn nicht für die Zukunft, von der Seamus sich nichts versprach, dann wenigstens für die Gegenwart. Am Ende dieser Auseinandersetzungen, die im Lauf der Zeit zu zornigen Monologen, zu heruntergeleierten Tiraden aus Vorwürfen und Rechtfertigungen geworden waren, schloss sich Seamus mit einem kaputten Werkzeug im Geräteschuppen ein, während Tobey auf dem Motorrad, einer BSA Bantam , die doppelt so alt wie er selber war, davonfuhr und bis am Morgen wegblieb.
    Tobey war nicht der einzige Junge in der Gegend, der seinem öden Zuhause für die Dauer einer Nacht entfloh. Er und die drei anderen Mitglieder der Band, die sich jetzt Agents of Anger nannte, trafen sich in einem seit Jahren unbenutzten Schuppen neben der alten Taufabrik, wo sie sich mit Bier betranken und über Musik und Mädchen und ihre glorreiche Zukunft unterhielten. Sie hatten ausrangierte Polstermöbel, Klappstühle und einen Tisch mit abgesägten Beinen aufgetrieben und die Wände mit Konzertplakaten und Seiten aus Musikmagazinen tapeziert. In einer Ecke lagen zwei Matratzen, falls man es im Suff nicht mehr nach Hauseschaffte, und in der Mitte des Raumes, von den Sperrmüllmöbeln eingerahmt, thronte auf einem Turm aus Bierkästen ein ausgestopfter Otter, der ein Verkehrsschild mit der Aufschrift DEAD END in den Pfoten hielt.
    Mick hatte einen Kohleofen organisiert, aber wenn es im Schuppen zu kalt wurde, traf man sich woanders, bei Jason zum Beispiel, dessen Mutter ihnen die leere Garage neben dem Wohnhaus zum Herumhängen überließ. Ihr Mann war Polizist gewesen und drei Tage vor Jasons zwölftem Geburtstag von einem Betrunkenen totgefahren worden, am helllichten Tag auf der Straße nach Milltown, gerade mal achtunddreißig Jahre alt.
    Vor dem Schuppen lag ein flaches, unbebautes Feld, das sich nach Regen in einen Sumpf verwandelte. An einer der Längsseiten wuchsen Bäume, die den Schuppen vor einer kaum befahrenen Straße abschirmten, die anderen Seiten grenzten an ähnlich trostlose Felder, durch nichts oder ein paar schiefe Pfähle und Drähte voneinander getrennt. Auf den Pfählen hockten Krähen, nach denen die Jungen mit Steinen und leeren Bierflaschen warfen, wenn ihnen langweilig war. Eines der Grundstücke gehörte einer örtlichen Baufirma, die darauf Material und Maschinen lagerte. Unter Wellblechdächern stapelten sich Bretter und Balken, Steine und Ziegel. Um das nächste bewohnte Haus zu sehen, musste man auf den Kran klettern, der neben der Bürobaracke stand, bis zur Stadt waren es fünf Kilometer.
     
    Die einzigen weiblichen Wesen, die den Schuppen jemals betreten hatten, waren Katherine Dwyer und Megan O Flynn. Jasons Mutter war im ersten Sommer nach der

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