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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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Besitznahme aufgetaucht, hatte sich davon überzeugt, dass die Jungs ihr Reich nicht mit Ratten teilten und keine akute Einsturzgefahr bestand, und war mit dem Versprechen wieder gegangen, am nächsten Tag einen Teppich vorbeizubringen. Dass sie ihren Sohn in allergrößte Verlegenheit brachte, schien ihr nicht bewusst oder gleichgültig zu sein. Jason gab vor seinen Freunden gerne damit an, mehr Macht über seine Mutter zu haben als umgekehrt, und obwohl sie zögerten, ihm zu glauben, wunderten sie sich nicht, dass Katherine Dwyer nie mehr in der Nähe des Schuppens aufkreuzte.
    Megan besuchte den geheimen Treffpunkt der Jungs ohne deren Wissen an einem Sommerabend, als das Quartett in Jasons Garage probte.Eine Woche zuvor war Tobey über Megans Tierfriedhof hergefallen, nachdem Seamus O Flynn beschlossen hatte, den ersten Bankkredit seines Lebens in das Studium der Tochter statt die Modernisierung des Hofs und die Zukunft des Sohnes zu investieren. Megan dachte daran, einen Teil der Ersparnisse, die ihr Bruder seit Jahren für den Kauf eines gebrauchten Motorrades hortete, aus dem Versteck unter den Dielen seines Zimmerbodens zu holen und in seinem Namen dem örtlichen Tierschutzverein zu spenden, doch dann fand sie, eine simple Geldbuße sei nicht die angemessene Strafe für diesen Vandalenakt. Sie zerriss eines seiner Comichefte, um ihn glauben zu machen, sie räche sich auf diese Weise. Eine Woche später fuhr sie mit dem Bus nach Tralee und kaufte einen Zehnlitereimer rosa Farbe und bei Oxfam die geschmacklosesten Dinge, die sie finden konnte. An besagtem Abend schaffte sie mit dem Fahrrad und einem Anhänger alles zum Schuppen. Dort strich sie die Wände mit dem grellen Pink, tränkte die Sessel und Sofas mit Parfüm aus einer Halbliterflasche, nahm die leeren Bierbüchsen und geklauten Verkehrsschilder, den Plastiktotenschädel und den Rugbyball vom Regalbrett und ersetzte sie durch Kerzenständer, Liebesromane und Plüschtiere. Bevor sie ging, hängte sie religiöse Bilder an die noch feuchten Wände und stellte eine Vase mit einem Strauß künstlicher Blumen auf den Tisch.
    Keiner der Jungs kam jemals auf die Idee, Megan könnte etwas mit der Sache zu tun haben. Sie verdächtigten jeden in ihrem Umfeld, nur nicht Tobeys Schwester. Weil sie nicht wollten, dass ihr Unterschlupf zum Stadtgespräch wurde, verzichteten sie darauf, Nachforschungen anzustellen. Jeder hatte seine eigene Theorie und trat vehement für sie ein, egal wie abstrus sie war. Mick behauptete, zwei Sänger des Kirchenchors, in deren Gospelband Klavier zu spielen er abgelehnt hatte, seien für die Aktion verantwortlich. Barry verdächtigte ein paar Jungs aus der Schule, harte Kerle und Sportler, die ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit als Schwächling verspotteten. Jason war nicht von der fixen Idee abzubringen, seine Mutter stecke hinter der Sache, und bestrafte sie noch methodischer mit Schweigen und Rebellion. Tobey glaubte in diesem Fall nicht an Motive wie Demütigung oder Rache. Seiner Meinung nach war es unmöglich, dass jemand einen solchen Aufwand betrieben hatte, nur um ihnen einen üblen Streich zu spielen, und beruhigte, vielmehr tröstetesich mit der Geschichte von den kleinen Mädchen, die den Schuppen so hergerichtet hatten, weil sie dachten, er sei verlassen.
    Noch Wochen nachdem sie die rosarote Puppenstube zum ersten Mal betreten hatten, redeten sie über nichts anderes als die Tat und die möglichen Täter. Die Wände waren längst weiß gestrichen und die Polstermöbel ausgelüftet, doch die vier gossen ständig neues Öl ins Feuer ihrer lodernden Phantasie. Sie tischten sich gegenseitig immer neue Argumente und angebliche Beweise auf und verstrickten sich zunehmend in Spekulationen und Widersprüchen, bis sie irgendwann so erschöpft waren von ihrer Besessenheit, das Unlösbare zu lösen, dass sie sich, schlagartig ernüchtert, an den Händen fassten und feierlich schworen, nie wieder auch nur ein einziges Wort über die Geschichte zu verlieren.
     
    Im Schuppen wurde Musik gehört und über Musik geredet, aber es wurde keine Musik gemacht. Sie übten drei- oder viermal pro Woche bei Mick oder Jason und spielten im Schulorchester, das reichte. Der Schuppen war ihr von Feindesland umgebener Bunker, ihr Palast inmitten schäbiger Normalität. Hier drehten sie den Lautstärkeregler des CD-Players bis zum Anschlag auf, schrien sich die finstere Seele aus dem Leib und kotzten aus dem Fenster, wenn sie sich beim Trinken

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