Auf den Inseln des letzten Lichts
Plastikbeutel, fand keinen und räumte eine der Kunststoffkisten aus, in denen die Lebensmittel verstaut waren. Sie aß eine Scheibe eingeschweißtes Brot, trankzwei Becher Wasser und ging zurück auf Deck, wo sie sich bis auf den Slip auszog. Nachdem sie die Kiste, in der ihre Kleidung, die Schuhe und die Taschenlampe waren, mit dem Deckel verschlossen hatte, kletterte sie an der Strickleiter hinunter ins Wasser und schwamm, die Kiste vor sich her schiebend, ans Ufer.
Die Insel, auf der sie gelandet war, unterschied sich kaum von der, die sie verlassen hatte. Die Vegetation schien die gleiche zu sein, und auch die Geräuschkulisse aus Zikadenzirpen und Froschquaken klang vertraut. Weil sie die Taschenlampe nicht einschalten wollte, bewegte sich Megan nur langsam durch den Wald, den sie nach dem Überqueren des mit einem breiten Band aus Treibgut bedeckten Strandes erreicht hatte. Während sie ging, gewöhnte sie sich an das Rascheln und Knacken, das Flügelschlagen und gereizte Krächzen um sie herum, aber bei jedem ungewöhnlichen Laut zuckte sie zusammen und blieb stehen. Einmal meinte sie Rufe zu hören, dann das Geräusch eines startenden Motors.
Als sie aus dem Dunkel auf eine Ebene trat, hatte sich zwischen den Wolken bereits etwas Helligkeit, eine Ahnung von Morgendämmerung breitgemacht. In der Ferne erhob sich ein Hügel, den Megan im ersten Moment für ein Gebilde aus Regenwolken hielt, das sich auf die Insel gesenkt hatte. Sie kam jetzt besser voran und war bald am Ende der fußballfeldgroßen Fläche angelangt, wo der fast kahle Boden in eine struppige Wiese überging. Im schwachen Morgenlicht erschien ihr der Hügel niedriger, weniger beeindruckend. Sie blieb stehen und betrachtete die sanft ansteigende, mit Büschen und kleinen Bäumen bestandene Flanke und die von Dunstschleiern umhüllte Kuppe, dann folgte sie weiter dem schlammigen Pfad, sah Felsen und Baumskelette in einem graslosen Feld, ließ einen Palmenhain hinter sich und kam schließlich an einen Weg, der mit seinen tiefen wassergefüllten Rinnen aussah, als würden sich darauf regelmäßig Fahrzeuge bewegen.
Bald tauchten die ersten Gebäude auf, graue, scheinbar fensterlose Klötze, die sich kaum vom Zwielicht der Umgebung abhoben. Megan setzte sich hinter einem Baum auf den Boden, ruhte sich aus und horchte auf Geräusche. Der Schmerz in ihrem Fuß meldete sich zurück, ein diffuses Pochen, das stärker wurde, je länger sie sich nicht bewegte. Sieschluckte eine Tablette und bereute, kein Wasser mitgenommen zu haben. Während sie wartete, dass die Wirkung einsetzte, lehnte sie sich gegen den Baum und schloss die Augen. Müdigkeit kroch ihr von den Beinen den Rücken hoch in den Kopf. Was sie hörte, war ihr von der anderen Insel so vertraut, dass sie das Brummen der Dieselgeneratoren erst nach einer Weile bemerkte. Sie erhob sich und ging neben dem Weg auf die Blöcke zu, die sich aus der Nähe als gemauerte, auf runden Betonsäulen stehende und tatsächlich fensterlose Bauten mit Flachdächern aus Wellblech erwiesen. Auf den Dächern sah Megan Sonnenkollektoren, Wassertanks und viereckige Lüftungsschächte. An den Stirnseiten der fünf etwa zwanzig Meter langen Gebäude, hinter schallisolierten Wänden, waren die Generatoren untergebracht, an jeder Längsseite gab es eine Stahltür mit einem elektronischen Schloss, das ein durchsichtiger Plexiglaskasten vor der Witterung schützte. Eine große schwarze Zahl war auf jede Tür gemalt, ein Schild warnte vor unbefugtem Betreten. Erst jetzt bemerkte sie unter dem Dachvorsprung ein blinkendes rotes Licht und war froh, die Tür nicht berührt zu haben.
Sie ging weiter und kam zu einem morastigen, von tiefen Radspuren zerfurchten Platz, um den drei Gebäude gruppiert waren. Im kleinsten, einem Holzhaus auf gemauerten Säulen, brannte Licht, davor parkten ein grüner Jeep mit Anhänger, auf dem sich ein Dutzend oder mehr überseekoffergroße Metallkisten türmten. Megan verbarg sich hinter einem Baum und beobachtete das Haus, dann lief sie in einem weiten Bogen zur Rückseite der Gebäude, wo an einem Holzgeländer zwei Fahrräder lehnten. Blechfässer voller Regenwasser, Stapel aus Autoreifen, Brettern und Backsteinen, zahllose Gasflaschen, eine Schubkarre und ein verbeulter Kühlschrank standen herum. Sie schlich zur Hintertür des Hauses, kauerte sich unter eines der Fenster, aus denen warmes Licht fiel, und hörte Raske und Malpass und den Mann, der das Boot gesteuert hatte, und
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