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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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dazwischen metallisches Klicken, als würden große Vorhängeschlösser entriegelt.
    Weil sie nichts von der Unterhaltung verstand, ging sie vorsichtig zu einem offenen Seitenfenster. In diesem Augenblick wurde vorne die Tür geöffnet. Megan presste sich gegen die Wand und hörte, wie die Männer etwas in den Jeep oder auf den Anhänger luden. Der dritte Mann klangwie ein Philippino. Er hatte eine hohe, heisere Stimme und antwortete nur auf Raskes Anweisungen. Wenig später schlugen Türen, dann startete der Motor und der Jeep fuhr davon.
    Als Megan nicht mehr daran zweifelte, dass alle drei weg waren, betrat sie das Haus. Sie sah in ein Zimmer, in dem eine Matratze auf dem Boden lag, in eine aufgeräumte Küche und ein kleines Bad und stand schließlich in einem Raum mit einem großen Holztisch, ein paar Stühlen, zerschlissenen Sesseln und einer Kommode, auf der, eingefasst von Kerzen, getrockneten Blumen, spielkartengroßen Heiligenbildchen und ineinander verflochtenen Rosenkränzen, eine Marienfigur aus buntem Plastik stand. An der Wand über der Figur hingen ein Kreuz aus dunklem Holz und das Foto einer jungen Frau. Auf dem Teppich unter dem Tisch fand Megan eine Patrone und steckte sie ein. Jetzt glaubte sie auch zu wissen, dass das Klicken, das sie gehört hatte, das Ladegeräusch von Waffen gewesen war. Sie verließ das Haus und spähte in die Fenster der anderen Gebäude, sah aber nur leere dunkle Räume. Jede Tür, die sie öffnen wollte, war verschlossen.
    Etwa hundert Meter von den Häusern entfernt, am Ende einer Fahrspur, traf sie auf einen bunkerähnlichen Betonbau, aus dessen Flachdach ein hoher Kamin ragte. Neben dem Bunker standen unter einem Wellblechdach fünf Container und zwei Schubkarren. Schaufeln, Harken und Besen lehnten an der Wand einer Holzhütte, in der ölverschmierte Fässer lagerten. Obwohl von den Containern ein übler Gestank ausging, hätte Megan gerne in einen hineingesehen, aber Ketten und Vorhängeschlösser sicherten die Deckel.
    Zu ihrer Überraschung war die Stahltür des Bunkers nicht verschlossen. Megan stieß sie auf, schaltete die Taschenlampe ein und betrat den Raum, in dem es nach Öl und kalter Asche roch und der von einem riesigen Verbrennungsofen aus gemauerten Wänden und schwarzen Eisenteilen beherrscht wurde. Die Klappe des Ofens war offen und gab den Blick frei auf einen waagrechten Schacht, dessen Boden eine graue Schlackenschicht bedeckte. In einer Ecke neben dem Ofen lagen Säcke aus ehemals weißem Nylongewebe, auf denen Fliegen herumkrabbelten. Megan nahm einen der langen Metallhaken aus einer Wandhalterung und scharrte damit in der Schlacke. Zuhinterst im Schacht lagen Partikel,die nicht völlig verbrannt waren, und sie schaufelte einen Teil davon in ihre Richtung. Zwischen verkohlten Holzbrocken fand sie etwas, das sie nach wenigen Sekunden als den Knochen eines Tieres identifizierte. Sie stocherte mit dem Haken in den Nylonsäcken, öffnete sie und leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Die Innenseiten der Säcke waren völlig verdreckt, an einer dunklen, teilweise eingetrockneten Schicht klebten Haare, ganz unten bewegten sich Maden. Als aufgescheuchte Fliegen um ihren Kopf zu schwirren begannen, warf Megan den Scheuerhaken auf den Boden und rannte ins Freie.
    Unter einem inzwischen von mildem Morgenlicht erhellten Himmel entfernte sie sich ein paar Meter von dem Bunker und atmete die frische Luft ein. Dann ging sie zurück zu den drei Häusern, folgte dem Weg in die entgegengesetzte Richtung und erreichte nach kurzer Zeit ein langes, auf Säulen stehendes Gebäude, an dessen ihr zugewandten Seite Käfige aus Maschendraht verliefen. Die an Hundezwinger erinnernden, von einem schrägen Dach zur Hälfte bedeckten Käfige waren leer. In einem hing ein ausgefranstes Seil vom Dach, in einem anderen lag eine mit Regenwasser gefüllte Blechschüssel. Megan warf einen Stein gegen die Holzverkleidung des Gebäudes, versteckte sich hinter Büschen und wartete. Als sich nichts regte, suchte sie eine Tür, fand eine, die nicht abgesperrt war, und öffnete sie.
    Das wenige durch die schmalen Fenster fallende Licht vermochte den Raum, der Megan wie ein endloser Korridor erschien, kaum zu beleuchten. An der Wand entlang der Fenster reihten sich Tische, vor denen schwarze Bürostühle standen. Nach jedem zweiten Tisch ragte ein grüner Aktenschrank bis unter die niedrige Decke. Megan ging auf einem Teppich, der das Geräusch ihrer Schritte schluckte. Eine

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