Auf den Monden des Jupiter
inzwischen, Bigman, kannst du ruhig die Nadelpistole wegstecken.«
Bigman schnitt eine Grimasse und kam der Aufforderung nach. Dann meinte er: »Weißt du, Lucky, ich habe diesen Kerl von Anfang an in Verdacht gehabt. Er war einfach eine Spur zu gut. Ich nahm gleich an, daß er der Spion sein könnte.«
»Das ist das zweite Mal, daß Sie mich einen Spion genannt haben!« rief Norrich. »Das lasse ich mir nicht bieten!«
»Weißt du, Lucky«, sagte Bigman, ohne sich um Norrichs Erregung zu kümmern, »das wäre doch ein raffinierter Schachzug, einen Menschen, den man allgemein für blind hält, als Spion einzusetzen. Die Leute würden sich vor ihm gar nicht in acht nehmen. Sie würden nichts vor ihm verstecken ...«
Norrich schien mit jedem verstreichenden Augenblick verblüffter.
»Aber ich bin blind! Wenn die Tridisspiele oder das Schachspiel Sie zu dieser Meinung gebracht haben, dann habe ich Ihnen doch erklärt ...«
»Oh, natürlich haben Sie erklärt«, spottete Bigman. »Das haben Sie ja seit Jahren geübt. Aber warum sitzen Sie eigentlich bei eingeschaltetem Licht in Ihrem Zimmer? Als ich vor etwa einer halben Stunde hinüberging, Lucky, brannte das Licht. Er hatte es nicht für mich eingeschaltet. Dazu war der Schalter viel zu weit von ihm entfernt. Warum?«
»Warum nicht?« fragte Norrich. »Mir macht es nichts aus, ob es brennt oder nicht, also kann es ebensogut brennen, solange ich wach bin. Das ist für Besucher viel bequemer.«
»Da haben wir es wieder«, sagte Bigman. »Das zeigt wieder einmal, wie schnell er sich eine Ausrede für alles mögliche ausdenken kann – wie er Schach spielen kann, wie er die Steine erkennt, alles. Einmal hätte er sich beinahe verraten. Er ließ einen seiner Steine fallen und bückte sich, um ihn aufzuheben. Und dann erinnerte er sich rechtzeitig und bat mich, das für ihn zu tun.«
»Ja«, nickte Norrich, »ich erkenne gewöhnlich am Geräusch, wohin etwas fällt, aber dieser Stein war davongerollt.«
»Ja, erklären Sie nur weiter«, sagte Bigman. »Das hilft Ihnen auch nicht weiter, denn eines können Sie nicht erklären. Lucky, ich wollte ihn auf die Probe stellen. Ich wollte das Licht ausschalten und ihn dann mit meiner Taschenlampe anstrahlen. Wenn er nicht blind war, hätte er zumindest blinzeln müssen. Ich war sicher, daß ich ihn dazu bringen würde. Aber so weit brauchte ich gar nicht zu gehen. Als ich das Licht ausgeschaltet hatte, vergaß er sich und rief: ›Warum haben Sie das Licht ausgeschaltet‹ ... Woher hat er das gewußt, Lucky?«
»Aber ...«, begann Norrich.
Bigman ließ nicht locker. »Er kann Schachfiguren fühlen und Tridis und alles das, aber er kann nicht spüren, ob das Licht ausgeht. Das muß er sehen .«
»Ich glaube, jetzt sollten wir Mr. Norrich zu Wort kommen lassen«, sagte Lucky.
Norrich nickte Lucky dankbar zu. »Vielen Dank. Ich bin blind, Mr. Starr, aber mein Hund nicht. Wenn ich das Licht in der Nacht ausschalte, macht mir das, wie ich schon vorher sagte, nichts aus, aber für Mutt bedeutet das, daß die Schlafenszeit gekommen ist, und er geht in seine Ecke. Da hörte ich Bigman in Richtung auf den Lichtschalter zuschleichen. Er versuchte, sich ohne Geräusch zu bewegen, aber wenn man seit fünf Jahren blind ist, kann man auch hören, wenn jemand auf Zehenspitzen geht. Im gleichen Augenblick, da er stehenblieb, hörte ich Mutt in seine Ecke springen. Es gehört nicht viel Verstand dazu, mir zurechtzureimen, was geschehen war.«
Norrich richtete seine starren Augen zuerst auf Bigman und dann auf Lucky, als lauschte er auf eine Antwort.
»Ja, das leuchtet mir ein«, sagte Lucky. »Es scheint, daß wir uns bei Ihnen entschuldigen müssen.«
Bigman verzog sein gnomenhaftes Gesicht. »Aber Lucky ...«
Lucky schüttelte den Kopf. »Hör auf, Bigman! Du darfst dich nicht an eine Theorie klammern, sobald feststeht, daß sie nicht stimmt. Sie verstehen hoffentlich, Mr. Norrich, daß Bigman nur tat, was er für seine Pflicht hielt.«
»Ich wollte, er hätte vorher ein paar Fragen gestellt«, sagte Norrich. »Darf ich jetzt gehen?«
»Sie dürfen gehen, aber ich möchte Sie ganz offiziell bitten, das Vorgefallene niemandem gegenüber zu erwähnen. Das ist sehr wichtig.«
»Wir wollen es dabei belassen. Ich werde es nicht erwähnen.« Er ging zur Tür, ertastete die Klinke ohne sonderliche Mühe und ging hinaus.
Bigman wandte sich beinahe im gleichen Augenblick Lucky zu.
»Das war ein Trick. Du hättest ihn nicht gehen
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