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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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fieberhaft überlegend. Er wusste, wo diese Dörfer lagen. Nur der seltsame Name dieses Strandes war ihm nicht bekannt, wohl aber das Dorf Flakstad. Sein Blick wanderte zu Sarah, deren Gesicht wie das einer Marmorstatue wirkte.
    Wir sind wieder auf Emmerleins Spur, dachte er. Aber der Vorsprung blieb, wie eine magische Barriere, die er noch nicht durchbrechen konnte. Nun jedoch gab es feste Ziele, zu denen Ballstad und Reine gehörten, und dieser Strand.

    In dieser Nacht schlugen sie ihr Zelt auf inmitten einer Wiese mit vielen kurzstieligen Blumen. Die Mitternachtssonne hing wie ein gelber Lampion über dem Horizont und die Landschaft schien zu ertrinken in diesem farbigen Licht. Diese nächtliche Helligkeit war störend, und so wälzte er sich auf seiner Luftmatratze ruhelos hin und her.
    »Du hast Manus Tod nie verarbeitet«, sagte Sarah plötzlich, setzte sich auf und umfasste ihre Knie mit den Händen, sah zu ihm herüber. »Du umhüllst dich mit deinem Hass wie mit einer Rüstung. Aber der macht dich blind für eine wirkliche Sicht der Dinge. Es hat sich so manches geändert in all den Jahren. So ist es jedenfalls bei mir. Vielleicht siehst du einfach kein Ziel mehr in deinem Leben, so ohne Arbeit und in deinem Alter. In einer Ellenbogengesellschaft ohne Solidarität, die du verachtest, weil sie dir nicht gefällt. Aber du musst in ihr leben, und so ist diese Heimzahlung für dich zur Gier geworden, als wäre sie dein innerer Halt.«
    Sarah legte sich wieder neben ihn.
    »Ich bezweifle, dass es gut ist, so ein Dasein zu führen. Und ich befürchte, dass diese Rache, diese Vergeltung uns beide am Ende zerstören wird.«
    Und in der Stille der sie umgebenden, dämmrigen Nacht flüsterte sie fragend: »Wird ein gänzlich neuer Anfang nicht besser sein für uns, als diese ewig quälende innerliche, nie endende Zerrissenheit?«
    Sarah schluchzte verhalten auf. »Die Furien treiben dich ins Verderben. Und somit auch mich.«
    Schweigend lagen sie nebeneinander.
    Bachmann war überrascht von der Klarheit ihrer Worte.
    In manchem hat sie Recht, sann er betroffen ihrem Monolog nach, auch damit, was diese Gesellschaftsordnung betraf. Ja, er fühlte sich nicht wohl darin, da musste er Sarah Recht geben, doch übertrug er wirklich all seinen Unmut auf Emmerlein? Nein! Emmerlein hat Manu getötet. Diese Tatsache konnte er nicht in Verbindung bringen mit all seiner Abneigung gegen diese Gesellschaft, auf keinen Fall. Als er ihr das entgegenhielt, widersprach sie ihm nicht, so wie es eben ihre Art war, wenn er ihre Meinung nicht teilte.
    Starr blickte er hinauf zum Dach des Zeltes. Vielleicht konnte es aber auch sein, dass sie nicht wirklich wusste, was sie wollte, Vergeltung oder Vergebung, und einfach hin- und hergerissen war zwischen beiden Möglichkeiten. Auf jeden Fall gab er nicht auf, wollte Sarah noch immer von dem unentschuldbaren Verbrechen an ihrer geliebten Tochter überzeugen, sie auch weiterhin zum Ufer des Hasses treiben, und so ihre schwankenden Stimmungen steuern in seinem Sinn. Manus Foto konnte da vielleicht hilfreich sein, wenn er es nun an jedem Abend hervorholte, um es so lange stumm zu betrachten, bis auch sie sich dem Anblick der Tochter nicht mehr entziehen konnte.
    Dann aber erinnerte er sich wieder an ihren letzten Satz, an diesen seltsamen Vergleich, an die Worte von den Furien, diesen Rachegöttinnen, die Emmerlein, aber auch sie beide, wie sie glaubte, ins Verderben trieben.
    Von diesem Satz kam er nicht mehr los, sosehr er sich auch bemühte ihm nicht weiter nachgrübeln zu müssen. Doch diese Worte hatten sich wie ein Widerhaken in sein Gehirn geschlagen, um dort für immer zu verharren, fest verankert.
    Aber warum nur, fragte er sich, bleibt Sarah bei mir, wenn das Ende der Jagd aus ihrer Sicht das Verderben ist? Konnte sie sich denn selbst der Kraft dieser Furien entziehen, oder wollte sie nur ihr Gewissen beruhigen, um ihre ›Mitschuld‹ besser ertragen zu können?
    Die Zeltwände überzitterte jetzt ein Wetterleuchten und in weiter Ferne vernahm er einen dumpfen Donner.

    Schweißnass erwachte er. Ein starker Wind kam von der Seeseite und zerrte wild am Zelt, dessen Inneres ausgefüllt war mit dem milden Halblicht der Mitternachtssonne.
    Bachmann konnte sich im ersten Moment nicht mehr an den Inhalt seines Traumes erinnern, doch es musste ein furchtbarer gewesen sein, denn sein Herz schlug heftig. Er bemühte sich, wenigstens Bruchstücke dieses Traumes zurückzurufen in die Gegenwart,

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