Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
Vom Netzwerk:
»Aber ja, Mann. Ich bin doch nicht lebensmüde.«
    Unendlich vorsichtig zog er seine Brieftasche aus der Innenseite seines Anoraks, schlug sie auf, entnahm einen Ausweis, um ihn zitternd und fluchtbereit, ja sogar ein wenig geduckt, als verbeugte er sich, Bachmann zu überreichen, der misstrauisch auf das Passfoto schaute und auf den Namen.
    »Fechner«, murmelte er enttäuscht und befahl dann unversehens: »Nimm deine Kapuze ab! Und deine Mütze!«
    Der Fremde folgte dem Befehl ohne den geringsten Widerspruch, und er bemerkte, dass er keinen Pferdeschwanz trug, sondern kurz geschnittenes schwarzes Haar, das nun rasch nass wurde. Und doch wagte der Fremde nicht, es wieder mit der Kapuze zu bedecken.
    »Eine Verwechslung«, keuchte er, die Enttäuschung schüttelte ihn einen Augenblick lang wie ein quälender Fiebertraum.
    Kopfschüttelnd und mit fragenden Augen, aber unendlich erleichtert, blickte Fechner ihn an, wobei er seine Kapuze wieder nach oben zog und die Mütze mit zitternder Hand in die Seitentasche stopfte.
    »War das ein makaberer Scherz?«, wollte er zögernd und mit noch bebender Stimme wissen.
    »Ich möchte mich entschuldigen«, knurrte Bachmann enttäuscht. »Ich habe sie verwechselt.«
    Hoffentlich, dachte er, meldet Fechner diesen Vorfall nicht der norwegischen Polizei.
    Fechner musterte ihn schweigend, wobei er leicht den Kopf schüttelte und nachdenklich auf seiner Unterlippe zu kauen begann.
    Ergründen konnte er nicht, ob Fechner seine Entschuldigung angenommen hatte, denn in dessen Augen nahm er noch immer diesen fragenden Ausdruck wahr, der aber schwächer zu werden und langsam zu erlöschen schien.
    Dies war gut.
    Es war sogar sehr gut.
    Es war das Beste, was geschehen konnte.
    Ruckartig wandte er sich um. Fechner folgte ihm, doch ließ er einen Abstand von mehreren Metern entstehen, als befürchtete er, erneut mit seltsamen Anschuldigungen gestoppt zu werden.
    Bachmann verließ den Grat, stieg nun vorsichtig nach unten, weil der Regen den Weg glitschig machte. Fechner ließ er dabei den Vortritt, der kurz stutzte, als er Sarah sah, dann aber so rasch er konnte hinabstrebte, ohne sich noch einmal umzuschauen.

    Die Angst quälte ihn weiter, die mehr und mehr in ihm zunahm, da er nun diesem letzten Dorf entgegenfuhr am Ende der Straße, die über alle Inseln führte. Wenn er Emmerlein nun auch dort nicht fand, war all die Suche umsonst gewesen. Aber er suchte auch nach diesem Volvo.
    »Achte mit darauf, ob du ein Polizeiauto siehst, Sarah«, befahl er. »Und achte auch auf den weißen Volvo. Wir dürfen keinen Streit mit diesem Wikinger bekommen.«
    »Ja«, erwiderte Sarah. »Ich habe schon daran gedacht.«
    Und dann lag es jählings vor ihm, dieses Dorf, wie hingestreut über die abgerundeten Klippen einer Fjordmündung, am Fuße einer gewaltigen, bleifarbenen Felswand, die so riesig war, als wollte sie den Horizont verdecken.
    Schmal schlängelte sich die Straße in kurvenreichen Windungen durch das Dorf, vorbei an den Stangengerüsten, auf denen die getrockneten Dorsche baumelten, vorbei an rotgestrichenen Holzhäusern mit weißen Fensterkreuzen, die zum Teil auf Pfählen in einem Wasser standen, das seltsam dunkel, ja nahezu schwarz wirkte.
    Er spürte wie sein Herz heftiger schlug, konnte er doch in jedem Augenblick auf Emmerlein stoßen, oder auf den weißen Volvo.
    Es konnte ein gutes Zusammentreffen werden oder ein schlechtes. Er war Jäger und Gejagter zugleich.
    ›Bleib ruhig!‹ riet ihm die innere Stimme. ›Erregtheit kann alles verderben. Kalte Ruhe ist das Gebot der Stunde!‹
    Über einem alten großen roten Speicherhaus am Hafen, in dem sich ein Hotel befand, wo man Hütten mieten konnte, kreiste ein Dohlenschwarm, der sich schwarz abhob von den weißflügeligen Möwen, deren schrille Schreie über dem ganzen Dorf schallten wie das Gelächter von Vögeln der Unterwelt.
    An der Rezeption empfing sie eine junge Norwegerin mit weißblondem Haar, das ihr weit über die Schultern fiel und die Englisch und auch Deutsch sprach.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte Bachmann »ich suche einen Freund. Er ist blond und hat seine Haare meistens hinten zusammen gebunden, mit einem Gummi. Er ist auch Deutscher. Vielleicht ist er hier gewesen?«
    »Aber ja«, vernahm er, »er war hier. Vor drei Tagen. Er ist aber weitergereist auf die Vesterälen, in irgendein kleines Fischerdorf. Meine Freundin wird es mit Sicherheit kennen, denn sie hat sich mit unterhalten. Sie finden ihren Freund in

Weitere Kostenlose Bücher