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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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Hände auf die Schultern Hamres, die weiter zu ihm aufsah und eifrig zu reden begann. »Ja, er ist hochgestiegen zum Reinebriggen. Das ist unser Hausberg. Dort oben geht ein schmaler Grat weiter, zu den anderen Bergen, auf dem kommt ihr dann auch wieder zurück. Ich würde euch ja gern führen, aber ich muss nach Hause, Mutti helfen. Ich krieg sonst gewaltigen Ärger und Hausarrest.«
    »Und wo ist der Pfad?«, wollte er wissen
    »Vor der Abzweigung nach Reine ist eine Parkbucht auf der linken Straßenseite. Zweihundert Meter weiter steht ein Schild mit der Aufschrift ›Reine‹. Hier müsst ihr rüber auf die andere Straßenseite. Dann müsst ihr weiter bis zu einem Rinnsal. Dann braucht ihr nur noch den Hang hinaufsteigen.«
    Er strich Hamre mit der Hand über das Haar und drückte ihr einen Geldschein in die Hand, den sie überrascht annahm und mit einen erfreuten Kuss versah, ehe sie, nach einem raschen Blick auf die Uhr, in großer Eile davonlief.
    Er schaute Sarah an.
    »Ich wusste, dass er hier ist. Wir steigen jetzt hoch auf diesen Hausberg. Vielleicht kann ich ihn oben abfangen, ohne Zeugen«.
    »Du willst es jetzt tun?«, stieß Sarah erschrocken hervor.
    »Vielleicht kommt keine bessere Gelegenheit mehr«, sagte er und bemerkte, dass sie die Unterlippe zwischen die Zähne zog und heftig zu atmen begann, und sie beruhigte sich auch nicht, als er ihre Schulter streichelte. »Du hast dieses Polizeiauto gesehen«, warnte sie ihn, beinahe flüsternd.
    Er winkte nur ab. »Dort oben werden sie nicht sein», meinte er beschwichtigend. »Wir gehen erst rasch zu unserer Hütte», schlug er dann vor, denn er musste das Messer holen, wobei er darauf achten würde, dass ihn Sarah nicht beobachtete, wenn er es in den Anorak schob, um so zu vermeiden, dass ihre Erregung sich weiter steigerte. Aber auch sein Herz schlug so heftig wie das eines Jägers, der im Wald, vom Hochstand aus, einen Zwölfender entdeckt, den er schießen kann.
    Sein Zwölfender aber hieß Emmerlein!
    Und sein Hochstand würde der Reinebriggen sein.
    Der beste Hochstand der Welt!

    Keuchend und viel eher als Sarah, stand er an einer fünfstämmigen Birke und entdeckte ohne langes Suchen den kleinen Pfad, von dem das Mädchen gesprochen hatte. Nun aber folgte ein schwerer, schweißtreibender Aufstieg, bei dem er das Gefühl verspürte, eine senkrechte Wiesenwand hinaufzusteigen, höher und höher. Doch der Weg schlängelte sich nun im Zickzack nach oben, und es gab ausgewaschene Stufen und die Äste von Weiden und Krüppelkiefern, die sich vortrefflich zum Hochziehen eigneten. Bachmann wollte keine Pause machen, denn unentwegt dachte er an Emmerlein, er wollte so schnell wie möglich den Gipfel erreichen. Das Messer berührte seinen Körper mit leichtem Druck, der ihn anspornte, wieder und wieder. In einer Höhe von wohl dreihundert Metern endete der steile Wiesenhang vor einem Felsbuckel, der den Gipfel des Reinebriggen umgab wie eine Halskrause.
    Er zog sich hinauf und half der keuchenden Sarah. Die begrünte schräge Felswand öffnete sich nun zu einem Sattel, den er noch vor Sarah auf allen Vieren kriechend erreichte, um dann völlig erschöpft auf dem Bauch liegen zu bleiben. Sein Blick fiel tief hinab auf den Reinefjorden, in dessen Wasser zahllose kleine Inseln lagen, zu denen sich die weiß schimmernden Bogenbrücken herüberspannten. Jede Insel wurde umgeben von einem Ring aus grünblauem Wasser und war mit bunten Häusern bestückt. Aber als er einen Blick nach links schweifen ließ, verschlug es ihm beinahe den Atem, denn auf drei Seiten umrahmten wild gezackte, opalgraue Felswände wie ein gewaltiges Amphitheater einen See, der kreisrund wirkte.
    Nun lag auch Sarah neben ihm, blickte keuchend und staunend und tief beeindruckt hinab.
    Als er sich umwandte, um nach Emmerlein Ausschau zu halten, spürte er wieder das Messer. Und augenblicklich sah er die Landschaft aus einer anderen Sicht, ein Ruck ging durch seinen Körper und er erhob sich, so rasch, als ob es wirklich die Furien waren, die ihn nach oben zogen und nicht ruhen lassen wollten. Ein scharfer Wind fuhr in seine Haare, zerrte an seinem Anorak, als wollte er ihn hinabreißen in die drohende Tiefe, denn nur ein schmaler Grat führte zum nächsten Felsen hinüber, zu dessen beiden Seiten ein steiler, vielleicht vierhundert Meter tiefer Abgrund klaffte – straucheln durfte man nicht.
    Emmerlein könnte hier, mitten auf diesem tödlichen Grat, ein Unfall zustoßen, dachte er, ein

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