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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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diesem Dorf. Er will dort zwei Wochen verbringen, um Angeltouren und eine Walsafari zu machen.«
    Sie lächelte.
    »Wenn sie hier übernachten möchten, es ist gerade ein hübsches Häuschen frei, am Ende des Dorfes mit herrlicher Sicht auf das Wasser und einer Veranda, wo ihnen die Möwen aus der Hand fressen. Ja, es ist sogar die Hütte, in der ihr Freund gewohnt hat.«
    Bachmann fuhr zusammen, als habe er einen elektrischen Schlag erhalten, seine Augen wurden schmal, aber er nickte.
    Mit einem gequälten Lächeln nahm er den Schlüssel in Empfang.
    Zwei Tage trennten ihn noch von Emmerlein! Vielleicht aber nicht einmal mehr zwei! Sie waren ihm so nahe wie nie zuvor.
    Draußen füllte er seine Lungen mit der frischen Luft und sah triumphierend zu Sarah. »Was sagst du nun?«
    Aber Sarah schwieg, sie wich seinem Blick aus, schaute hinauf zu den Möwen und ihrem kreischenden Tanz.
    Wer, dachte er, kann diese Frau verstehen? Doch beschloss er, ihr eine besondere Freude zu machen, lud sie ein zu einem Essen, und so saßen sie, ehe sie ihr Quartier bezogen, bei gezapftem Bier, einer Pizza, einem Lachssteak und einem Eis mit Sahne und Blaubeeren. Aber er zauberte keine Freude auf ihr Gesicht.
    »Ich wünschte mir«, meinte sie sehr leise, »wir hätten nichts von ihm gehört.«
    Ihre Worte machten ihn sprachlos, sein Gesicht erstarrte zu einer Maske, und einen Augenblick lang spürte er ein Gefühl wie Hass auf sie, aber er unterdrückte es auf der Stelle und war beschämt über sich selbst. Seinen Hass hatte Sarah nicht verdient.

    Ihre Bleibe für die Nacht stand auf einer grasbewachsenen felsigen Anhöhe mit Blick auf den Vestfjorden, eine rotgestrichene Holzhütte mit weißen Fensterläden und einer kleinen Veranda inmitten anderer Hütten, hinter denen sich Felsen erhoben.
    Als Sarah das Auspacken beendet hatte, kam sie zu ihm auf die kleine Veranda hinaus, um nach einer Insel zu schauen, die in der Ferne aus dem Wasser ragte wie ein Vulkan. Er wollte den Arm um ihre Schultern legen, um ihre Nähe auch körperlich zu spüren, doch sie trat zwei Schritte zur Seite, so dass er ins Leere griff, ohne zu wissen, ob sie ihm absichtlich ausgewichen war.
    Und da kamen die Möwen, sie schienen ohne Furcht zu sein, umflogen Sarah aufgeregt, trippelten sogar auf dem Geländer der kleinen Veranda hin und her, wobei sie lauthals schrien.
    Sarah lief in die Hütte, und sie kehrte zurück mit einem Kanten Brot, den sie rasch in kleine Stücke zerbrach und auf ihren Handflächen, allerdings ein wenig ängstlich, den Möwen entgegenhielt. Und die Möwen pickten ihr tatsächlich das Brot aus der Hand! So sah er Sarah in einer flatternden Wolke aus Möwen stehen, glücklich lachend, so wie er sie nur vor Manus Tod kannte, aber nie mehr danach. Sie holte neues Brot, fütterte erneut, lachte wieder.
    Er gönnte ihr diese Momente der Fröhlichkeit, er gönnte ihr diese Augenblicke des Vergessens, die ja nur so kurz waren im Rahmen ihrer quälenden Suche, wobei er einen Schauder in seinem Rücken spürte, wenn er an die drei Betten in der Hütte dachte, denn in einem von ihnen hatte Manus Mörder gelegen!
    Plötzlich aber bemerkte er eine große Möwe ganz am Rand des Geländers, die ihn mit ihren starren schwarzen Knopfaugen beobachtete. Sie sah genauso aus wie die Möwe, die er auf dem roten Briefkasten gesehen hatte, er erkannte sie an dem pechschwarzen Gefieder ihrer Flügel. Sie frisst nicht wie die anderen, dachte er, sie starrt mich nur an. Etwas Drohendes ging von ihr aus, das er sich nicht erklären konnte, aber vorhanden und unheimlich war.
    Da sah auch Sarah die Möwe und ihr Lachen erstarb von einem Augenblick zum anderen. Das Brot in ihrer Hand hatten die Möwen herausgepickt, enttäuscht umflatterten sie weiter die Spenderin, wild schreiend, bettelnd, fordernd.
    Doch Sarahs noch immer ausgestreckte Hände zitterten nun.
    Die gleiche Möwe kann es nicht sein, grübelte er, es ist einfach ein Zufall, dass ich wieder eine solche Möwe sehe, sie fällt mir nur auf, weil die Färbung ihrer Flügel so selten ist. Wie aber hatte Sarah damals die Möwe genannt? Todesvogel? Er wusste es nicht mehr genau, aber ein solches Wort war wohl gefallen. Eine Unruhe erfüllte ihn, die er sich nicht erklären konnte und die doch seinen Herzschlag beschleunigte, ja sogar seine Kehle trocken machte. Konnte diese seltsame Möwe etwa doch ein Unglücksbote sein, ein drohendes und warnendes Vorzeichen?
    Die Möwe starrte ihn noch immer an.
    Und er

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