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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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rotes Boot lag mit blauem Rand.
    »Für die Angler«, sagte Sarah leise, ihre Stimme zitterte leicht.
    An meiner Angel wird ein anderer Fisch zappeln, dachte er, zum letzten Mal in seinem Leben, doch diesen Gedanken verriet er ihr nicht, weil er sie nicht wieder erschrecken wollte.
    Da fuhr ein Polizeiauto langsam an ihnen vorbei, ein weißer Kombi mit roten Seitenstreifen, wie eine Drohung, die aus dem Nichts kam.
    Als sie ihre Hütte verließen, um in das Dorf zu gehen, stand ein Mädchen vor ihrem Haus. Sie trug das auffallend helle Haar sehr lang und ihre Augen hatten die Farbe des Himmels hoch über ihnen. Sie mochte etwa zehn Jahre sein und sie sprach ein gutes Englisch.
    »Hi«, sagte das Mädchen. »Ihr seid neu hier?«
    Er nickte und vernahm den Namen des Mädchens: Hamre.
    Unversehens aber kam ihm eine Idee. »Wir suchen einen Freund, weißt du, Hamre. Er fährt einen roten Toyota Corolla und er trägt einen Pferdeschwanz. Kannst du uns helfen, ihn hier zu finden? Wir bessern auch dein Taschengeld auf.«
    Dieses Angebot schien dem Mädchen zugefallen. Hamre nickte.
    »Und wenn du ihn findest, sag ihm nichts von uns, es soll eine Überraschung für ihn werden«, fügte er noch hinzu.
    »Okay«, erwiderte Hamre und lief davon.
    »Willst du dieses Kind mit hineinziehen«, fauchte Sarah ihn zornig an.
    »Das darfst du nicht! Willst du das Kind für deine eigenen Zwecke einspannen? Für einen Mord? Dann bist du nicht besser als Emmerlein!»
    Er erschrak über ihren Vergleich, winkte ab, aber er begriff, dass Sarahs Widerstand offenbar zu wachsen schien und somit die Gefahr größer wurde, dass sie sich ihm entgegen stellte.
    Nachdenklich sah er sie an.

    Mit aufmerksamen Blicken, denen keine Person entging, suchte er den Ort ab, begann am Hafen, unruhig und mit raschen Schritten, so dass Sarah ihm manchmal kaum folgen konnte. Auf Stegen aus knarrenden Holzplanken lief er entlang, schaute aufmerksam in den Mastwald der Boote und zu den Menschen, die sie verließen oder betraten, blickte auch durch offene Türen und Fenster der Rorbuer. Aber nirgendwo erspähte er ein rotes Auto, nirgendwo einen jungen Mann mit Pferdeschwanz oder wehendem Haar, blond und lang.
    So beschleunigte er seine Schritte wieder, da die Unruhe in ihm wuchs. Er lief an Holzgestellen vorbei, an denen, Körper an Körper, der Kabeljau hing und nahm ihn wahr, den Geruch von dörrendem Fisch, den er nicht mochte, weil er ihm einfach nicht schmeckte und dessen Genuss Sarah sogar als abartig empfand.
    Wo war Emmerlein?
    »Bitte nicht so schnell«, bat Sarah und er nickte, verlangsamte seine Schritte, um sie dann aber, schon nach wenigen Minuten, wieder zu beschleunigen, da die Unruhe in ihm ihn zu einer rascheren Gangart drängte.
    Mit tuckerndem Motor dümpelte ein bulliges Schiffchen im Wasser, an dessen Deck er einen schlanken und offenbar jungen Mann an der Reling stehen sah, der seine Angel aufrecht hielt wie einen Speer und das Standbild eines Anglers zu verkörpern schien. Aufmerksam und prüfend musterte er den Fremden, der eine Mütze trug, so dass seine möglicherweise langen Haare unter der Kopfbedeckung verborgen sein konnten.
    Jäh wurde ihm da bewusst, dass er Mühe haben würde, Emmerlein überhaupt wiederzuerkennen. Jetzt begriff er, dass er ein aktuelles Foto von Emmerlein vom Detektiv hätte fordern müssen, denn die Entscheidung, ob es Emmerlein war oder nicht, konnte nun nur das Auto auslösen, dass aber war eine unangenehme Erkenntnis.

    Es war schon am späten Nachmittag, als er eilige Schritte hinter sich vernahm und er sich am Arm berührt fühlte. Es war Hamre, die keuchend, nach der Anstrengung eines offensichtlich sehr schnellen Laufes, vor ihm stand.
    »Ich habe ihn gefunden«, schnaufte sie aufgeregt. »Sein japanisches Auto steht in einem Schuppen am Dorfrand. Er soll immer unterwegs sein, mal auf dem Wasser, mal in den Bergen. Aber ich weiß, wo er jetzt ist, in diesem Augenblick!« Stolz blickte Hamre zu ihm auf. Bei ihren Worten wuchs die Unruhe in ihm, steigerte sich unaufhörlich, bis er nahezu so keuchend atmete wie Hamre.
    Emmerlein ist tatsächlich in Reine, dachte er, und beinahe hätte ich ihn verfehlt! Die Erregung schien ihm die Kehle zuzuschnüren. Dieses Mädchen war ein unwahrscheinlicher Glückstreffer! Als sein rascher Blick Sarah streifte, sah er, dass sie blass geworden war und die Augen zusammenkniff.
    »Du weißt wirklich, wo er sich jetzt aufhält?«, stieß er heiser hervor und legte seine

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