Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]
Scheibe Brot mit Butter und dann mit Honig, der sich aus Sparsamkeitsgründen in Norwegen als sehr günstig erwies, da sie Aufschnitt einsparen konnten, der sehr teuer war.
»Gut geschlafen?«, fragte Sarah, als sie die gefüllten Kaffeetassen brachte.
Wieder nickend aß er weiter.
»Ich schlafe hier immer gut.« Diese Worte ließ er dann seinem Nicken folgen.
Sie testet mich also, dachte er, und nun wird sie sich wohl sicher fühlen.
Dann musterte er Emmerlein, der die blonden Haare offen trug und kauend seinen Blick durch den Raum schweifen ließ, wobei er Sarah überhaupt nicht ansah, ja so tat, als bemerkte er sie gar nicht und wäre nur mit seinem Frühstück beschäftigt.
»Was willst du heute tun?«, fragte Sarah.
»Mal sehen«, erwiderte er. »Wollen wir uns ein Boot leihen?«
»Ich würde mich lieber hinter dem Dorf auf den Steinen sonnen und lesen«, wich sie seiner Frage aus.
Sie lügt mich an, dachte er, ich werde sehen, was sie wirklich tut.
Emmerlein schlenderte durch den Raum, um in die Küche zu gehen und sich eine neue Tasse Kaffee zu holen. Es geschah so, wie Bachmann es vorausgesehen hatte, denn einen Augenblick lang blickten sich Sarah und Emmerlein an, der Blickkontakt konnte ihm auch nur auffallen, weil er die möglichen Hintergründe einer schweigenden Verbindung zu kennen glaubte.
Es ging ihm nicht darum, dass er ihr keinen jüngeren Liebhaber gönnte, durchaus nicht. Aber Emmerlein? Das war unfassbar! Verzweifelt bemühte er sich in seinem Verdacht auch den Wirt einzubeziehen, der öfters ein Gespräch mit Sarah suchte, er wollte sich einfach nicht so ausschließlich auf Emmerlein festlegen. Andererseits – sollte es tatsächlich eine Beziehung zwischen Emmerlein und Sarah geben – konnte sie für ihn zu einer tödlichen Bedrohung werden, wenn Sarah, um einen Mord zu verhindern, seine Absicht verriet, damit Emmerlein die Flucht ermöglicht wurde, dessen war er sich sehr wohl bewusst. Der Traum war eine Warnung gewesen, zweifellos.
Emmerlein kam mit einer bis zum Rand gefüllten Tasse wieder zurück und verzog, als er ihn anblickte, den Mund zu einem Lächeln. Seine Augen verengten sich leicht. Er lacht über mich, dachte Bachmann, und nun bezog er auch Sarah in seinen Hass mit ein – das war eine erschreckende Tatsache, die er sofort wieder verdrängen wollte.
Als ein fragender Blick Sarahs ihn traf, blickte er rasch auf seinen Teller herab, ein langer, kalter Schauer lief über seinen Rücken, und er hoffte, dass sie ihn nicht erneut ansprach, denn er wollte kein Gespräch, er wollte nur grübeln, nur nachdenken, um keinen Fehler zu begehen.
Kein Bissen schmeckte ihm.
Der Kaffee war ihm zu dünn.
Schweigend kaute er weiter.
Wortlos blieb er, bis zum Ende des Frühstücks.
»Ich gehe mich sonnen«, verabschiedete sich Sarah von ihm, als sie wieder in ihrem Zimmer waren und sie die Betten aufgeschüttelt und dann, zusammen mit dem Bettlaken, wieder geglättet hatte.
Er deutete ein Nicken an, wobei er bemüht war, seinen Unmut nicht sichtbar werden zu lassen, da die seltsame Leere in ihrer Beziehung wieder an Stärke zu gewinnen schien. Aber vielleicht, grübelte er, entsteht diese Leere unmittelbar vor der Tat, denn sie bündelt alle Gedanken, macht sie für Nebensächlichkeiten blind, die sonst beachtet würden, auch in der Partnerschaft. Dieser Zustand aber würde bald ein Ende haben, denn lange brauchte er nun nicht mehr zu warten.
Die Tage, die zurücklagen und die wenigen, die er noch abwarten wollte, hatten gewiss den Anschein erweckt, sie wären normale Touristen, die Ruhe suchten, Abgeschiedenheit und Frieden, andere Aussagen würden die wenigen Gäste nach Emmerleins Verschwinden kaum machen, wenn die Polizei sie befragte.
Auch der Wirt dieser kleinen Herberge musste diesen Eindruck längst gewonnen haben, friedliche Gäste waren sie für ihn, freundlich und ausgeglichen, und diese Spannung zwischen Emmerlein und ihm konnte er nicht bemerkt haben.
In drei Tagen, dachte er, werde ich es tun, übermorgen fahre ich zu den Sanddünen vor Bleik und hebe das Grab aus.
Dann aber kam ihm eine Idee, die sich unmittelbar auf Sarah bezog und ihre Motivation zur Hilfe steigern musste. Er griff nach seiner Brieftasche, öffnete sie und entnahm ihr Manus kleines Foto.
Seine Finger glitten zärtlich über ihr Gesicht.
»Manu«, flüsterte er.
Dann aber ging er zum Wirt, um sich eine Reißzwecke zu erbitten.
»Natürlich habe ich eine«, versicherte der Wirt
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